Der Name Rannariedl oder Rannariegl wird angeblich von der altdeutschen Bezeichnung für vom Wind entwurzelte und liegen gebliebene Baumstämme abgeleitet. Sie wurden Ronen oder Ron genannt. Die Burg war ursprünglich Eigentum der Falkensteiner, Passauer Ministeriale, die sich wie die bereits um 1227 ausgestorbenen Hochfreien von Falkenstein nach der benachbarten Burg nannten. Vermutlich wurde Rannariedl um 1240 errichtet. Von hier aus konnte der Donauhandel kontrolliert und „besteuert“ werden. Dies wurde von den Passauer Bischöfen nicht sehr geschätzt, so dass sie vorerst ergebnislos versuchten, den kleinen Wehrbau in ihren Besitz zu bringen. 1260 verpfändete Chalhoch von Falkenstein den Turm dem Bischof von Passau, allerdings nur auf drei Jahre. Im Verein mit dem benachbarten Chunrad von Tannberg beteiligten sich die Burgherren von Rannariedl bald wieder an Räubereien, wobei vor allem die durchreisenden Kaufleute auf der Donau, aber auch im Straßenverkehr zu Schaden kamen. Als die Falkensteiner 1281 vom jeweiligen österreichischen und bayerischen Landesfürst zur Wiedergutmachung gezwungen wurden und danach in finanzielle Schwierigkeiten gerieten, verkauften die Brüder Chalhoch, Ulrich und Haug schließlich 1357/58 die inzwischen erweiterte Feste dem Passauer Bistum. Dieses verpfändete sie 1374 an die Schaunberger und setzte nach deren Unterwerfung und der Rückgabe durch Herzog Albrecht III 1384 vorwiegend Pfleger ein. Die Passauer Bischöfe mussten sich aber verpflichten, die Burg den Habsburgern stets offen zu halten. Bischof Leonhard übergab 1431 Rannariedl auf Lebenszeit seinem Hauptmann Reinprecht von Polheim, der die zum Schutz vor den Hussiten in die Burg gelegte Besatzung befehligte. 23 Jahre später gab sie dieser wieder dem Bistum zurück.
Wegen Streitigkeiten über die 1479 vorgenommene Bischofswahl wollte Herzog Georg von Niederbayern das vom Pfleger Nußdorfer und Hans Oberhaimer verteidigte Rannariedl an sich bringen. Er konnte es aber nicht erobern. Schließlich erhielt er es als Pfand. Er überließ es 1490 den Brüdern Heinrich und Siegmund Prüschenk. Siegmund verkaufte die Herrschaft sieben Jahre später an Kaiser Maximilian I, der sie an Herzog Georg weiterverkaufte. Im Friedensschluss nach dem Landshuter Erbschaftsstreit erhielt Maximilian I 1506 auch Rannariedl zugesprochen. Im 16. Jahrhundert wechselten die Pfandbesitzer mehrfach. Obwohl Rannariedl 1594 zu den Fluchtburgen des Landes zählte und daher stets gut gerüstet sein sollte, wurde es im Bauernkrieg von 1595 von den Aufständischen besetzt und die Waffenkammer geplündert. Hans Graf Khevenhüller, der die Herrschaft seit 1581 besessen hatte, verkaufte sie 1590 an Heinrich Salburger. Sie verblieb nun bis 1725 bei den Grafen Salburg. Dann ging sie in das Eigentum von Johann Gottlieb Graf Clam über. Schließlich wurde sie 1765 wieder von Bischof Ernst Leopold Graf Firmian für das Passauer Bistum erworben. Um 1780 vergrößerte man die Schlosskapelle. Mit der Aufhebung der weltlichen Herrschaft der Passauer Bischöfe fiel auch Rannariedl 1803 an Österreich und wurde zunächst vom Hofkammeramt verwaltet. 1824 gelangte es in Privatbesitz und wechselte bis heute wieder häufig die Eigentümer. 1940 erwarb der deutsche Minister Peter Reinhold die Burg. Von 1945 bis 1955 stand sie als deutsches Eigentum unter russischer USIA-Verwaltung. Zwischen 1966 und 1969 wurde die bereits stark vernachlässigte Anlage vom Münchner Großkaufmann Josef Schwaiger, der sie ersteigert hatte, restauriert. Danach kam es zu weiteren Besitzveränderungen, die nicht genau nachvollzogen werden können.
Schloss Rannariedl liegt unweit der Mündung der Ranna auf einem hohen, steil zur Donau abfallenden Felsgrat. Die mächtige, lang gestreckte Anlage wird von einer starken Ringmauer mit verschieden geformten vorspringenden Wehrtürmen umschlossen. Ältester Teil ist der östliche Trakt, das sog. Untere Haus. In diesem turmartigen Viereckbau, über dem sich ein hohes Walmdach befindet, steckt vermutlich der romanische Wohnturm der Falkensteiner. An ihn ist im Südosten die ehemalige Burgkapelle angebaut. Sie ist an den beiden Zwillingsfenstern und dem 3/8-Chorabschluss erkenntlich. Von 1783 bis 1953 diente sie als Pfarrkirche. Sie beherbergt unter ihrer flachen, stuckgerahmten Decke eine barocke Kanzel, sowie Statuen und Gemälde aus dem 18. Jh. Das Obere Haus, die eigentliche Hochburg, wurde im späteren 13. Jahrhundert im Anschluss an das Untere errichtet. Es besteht aus dem gotischen Rundturm mit seinem erst 1966 aufgesetzten Kegeldach und einem ihm vorgelagerten Vierflügelbau. Die Wohnbauten gruppieren sich um einen unregelmäßig rechteckigen Hof. Er weist an drei Seiten dreigeschossige Arkaden aus dem 16. Jh. auf. Die gedrückten Rundbögen werden im Erdgeschoß von Pfeilern und in den Obergeschossen von Säulen getragen. Der linke Trakt wurde erst im 19. Jh. angebaut. Im zweiten Stock befinden sich zwei Rittersäle, die im Renaissancestil gestaltet sind. Der Brunnen im äußeren Schlosshof mit der Figur des Hl. Florian stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Zum Schloss gehörte auch ein um die Mitte des 19. Jh. erbauter Meierhof sowie der gegenüberliegende Troadkasten aus der ersten Hälfte des 18. Jh.
Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 2 km nordwestlich der Donaubrücke von Niederranna
Besichtigung: nicht möglich
Weitere Literatur:
03.09.2004