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Gradisch


Die Herrschaft wurde früher nach ihren langjährigen Besitzern Paradeis genannt. Die Paradeiser waren Ministeriale der Kärntner Herzöge. Schon 1192 wird in einer Urkunde Wernhardus de Paradyso als Zeuge genannt. 1250 erfolgte die erste Erwähnung des Ansitzes. Allerdings gibt es auch Burgenkundler, die das damalige Paradeis eher mit Prägrad in Verbindung bringen. Im 14. Jahrhundert findet man keine urkundlichen Hinweise auf die Familie mehr, doch erhielt Georg von Neuhaus-Paradeiser 1550 von Erzherzog Ferdinand I die Burgfriedsgerechtigkeit für seinen neu erbauten Ansitz Gradisch verliehen. Gradisch bedeutet soviel wie Burgstall, also einen Platz, wo einst eine Burg stand. Man nimmt daher an, dass es sich bei diesem Vorgängerbau um die alte Burg Paradeis gehandelt hat. Ein Georg Paradeiser wurde nach einem Kriegsgerichtsverfahren 1601 im Wiener Burghof hingerichtet, da er als Kommandant die ungarische Festung Kanizsa kampflos den Türken übergeben hatte. Eva Regina Paradeiser verkaufte 1652 das Schloss an den salzburgischen Vizedom Johann Freiherr von Platz. 1729 veräußerte Polykarp Josef Graf Platz die Herrschaft an Johann Anton aus der Secundogarnitur der Grafen Goess. Gradisch wurde in einen Fideikommiß umgewandelt und gehört noch heute der Familie Goess. 1945 brannten das Dach sowie die beiden Zwiebelhelme ab, doch wurden diese danach wieder neu errichtet.

Das Schloss liegt weithin sichtbar am Nordhang des Gallin. Es ist ein stattlicher zweistöckiger Renaissancebau, der mit den im 17. Jahrhundert zugebauten zweigeschossigen Nebengebäuden einen rechteckigen Hof umschließt. Dieser Hof kann entweder durch das rundbogige West- oder das genutete Ostportal (17. Jh.) betreten werden. Sowohl die Nordost- als auch die Südwestecke des Hauptgebäudes ist durch je einen stark vorspringenden runden Eckturm betont. Beide Türme sind mit Zwiebelhelmen gedeckt, die von Laternen gekrönt sind. In den beiden oberen Stockwerken der Südfront des Schlosses ist je ein gekuppeltes Renaissance-Doppelfenster eingebaut. Das mit einem reich profilierten Torgewände versehene spätgotische Portal an dieser Front wurde erst 1920 aus dem aufgelassenen Schloss Pfannhof hierher übertragen. Das Attikageschoß wird durch ovale Ochsenaugen belichtet. Im Südwestturm ist die Schlosskapelle untergebracht. Das schmale hohe Fenster wurde erst später ausgebrochen. Die Westwand ist mit einem Christophorusgemälde aus dem zweiten Viertel des 16. Jh. geschmückt. Der zwei Geschosse einnehmende Kapellenraum weist einen runden Grundriss auf. Er ist flach gewölbt. Stuckierte Lorbeerrippen führen zur Stuckrosette in der Mitte der Decke. Der baldachinartige Altaraufsatz stammt vom Anfang des 17. und das Altarbild vom Ende des 18. Jahrhunderts. Durch das rundbogige Nordportal gelangt man zum Stiegenaufgang, dessen Stichkappen auf Konsolen ruhen. Diese sind mit verschiedenen reliefierten Symbolen sowie einen Profilkopf versehen. Eine Stuckdecke aus der Zeit um 1680 schmückt den Festsaal im dritten Stock. Hier ist auch ein Wappen der Grafen Platz angebracht. Stuck um 1700 findet man auch in weiteren Räumen.

Lage: Kärnten/Mittelkärnten – ca. 6 km südlich von Feldkirchen

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


24.08.2004