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Lackenbach


Der ungarische König Andreas II verlieh 1222 die Orte Lackenbach und Weppersdorf dem Posa Szák. König Bela IV bestätigte 1229 den Besitz. Von einer Burg war damals noch keine Rede. Später kam Lackenbach an die Familie Athinai und wurde mit der Herrschaft Landsee vereinigt. In den Jahren 1548 bis 1552 ließ der damalige Grundherr Erasmus von Teufel das heutige Wasserschloss errichten. Er geriet 1552 in türkische Gefangenschaft, wurde nach Istanbul verschleppt und im gleichen Jahr hingerichtet. Erzbischof Nikolaus Oláh von Gran beauftragte in der zweiten Hälfte des 16. Jh. Geronimo Mariano mit der Erweiterung. Franz Dersffy von Szerdahely erwarb Lackenbach gegen Ende des 16. Jahrhunderts und baute es im Renaissancestil aus. Er setzte sich 1605 in Ödenburg dafür ein, dass sich die Stadt den Bocskay-Rebellen ergeben sollte, um die Verwüstung seiner benachbarten Güter zu verhindern. Dafür wurde ihm wenig später der Prozess wegen Hochverrates gemacht. 1620 belagerten Reitertruppen des aufständischen siebenbürgischen Fürsten Gábor Bethlen unter Stephan Huszár den kaisertreuen Palatin Nikolaus Esterházy in Schloss Lackenbach, das seiner Gattin Ursula Dersffy gehörte. Der kaiserliche General Graf Dampierre konnte ihn jedoch noch rechtzeitig befreien. Die Schlacht von Lackenbach war außergewöhnlich verlustreich. Angeblich sollen damals an die 1700 Rebellen gefallen sein. Darunter befand sich auch der Truppenkommandant Bethlens, Matthias Tarródy. An ihn erinnert ein von Nikolaus Esterházy aufgestellter Kenotaph am östlichen Ortsausgang. Am Entsatz waren auch die Bauern von Neckenmarkt beteiligt, die als Dank dafür von Nikolaus Esterházy eine große gestickte Fahne erhielten. Das Neckenmarkter Fahnenschwingen ist ein noch heute gepflegter Volksbrauch. Nach der Zerstörung von Landsee im 17. Jahrhundert verlegten die Esterházy ihren Herrschaftssitz und das Landgericht nach Lackenbach. Durch die Errichtung von Meiereien, Mühlen und Sägewerken wurde es zu einem wichtigen Wirtschaftszentrum. 1806 fiel das Schloss einem Brand zum Opfer, wobei die Kapelle im Hof, der Südwesttrakt und der Eingangsturm zerstört wurden. Danach wurde es nur mehr zum Teil wieder aufgebaut und blieb längere Zeit unbewohnt. Schloss Lackenbach ist noch heute im Besitz der Familie Esterházy und dient in erster Linie als Sitz der Forstverwaltung. In der Vorburg ist ein kleines naturgeschichtliches Museum, das der heimischen Forst- und Jagdwirtschaft gewidmet ist, untergebracht. Das eigentliche Wohnschloss wurde in den letzten Jahren im Inneren völlig modernisiert und in Wohnungen aufgeteilt.

Das Schloss liegt am südöstlichen Ortsrand von Lackenbach. Über eine Steinbrücke, die eine ehemalige Zugbrücke ersetzt, gelangt man zum breiten Einfahrtstor. Über dem Rundbogenportal ist das Doppelwappen Esterházy-Dersffy sowie eine Bauinschrift von 1618 angebracht. Darüber thront eine steinerne Madonna. Man gelangt nun in den parkartigen großen Vorhof. Linker Hand liegen die niedrigen Stallungen, in denen das Museum untergebracht ist. Rechts steht das zweigeschossige neunachsige Verwalterstöckl. Es ist an der Hofseite mit einer hübschen Bändergliederung versehen. Der breite Wassergraben, der das Wohnschloss im Hintergrund des Vorhofes umgab, ist heute teilweise zugeschüttet bzw. trocken gelegt und gärtnerisch gestaltet. Seit dem Brand von 1806 hat das Schloss einen hakenförmigen Grundriss. Ursprünglich war es U-förmig doch musste damals der Nordwestflügel abgebrochen werden. Über der Durchfahrt erhob sich einst ein Torturm, der ebenfalls nicht mehr vorhanden ist. Dadurch wurde die Silhouette des Schlosses stark beeinträchtigt. Dem Eingang gegenüber liegt ein, durch eine lang ansteigende Arkadenstiege monumental wirkender Schüttkasten. Den beiden restlichen Hoffronten sind Arkadengänge vorgelegt. Vermutlich dürfte sich an ihrer Stelle ursprünglich ein von mächtigen Steinkonsolen gestützter Holzgang befunden haben. Die Rechteckpfeiler, denen im ersten Stock zarte toskanische Säulen entsprechen, wurden erst in einer späteren Bauphase vorgestellt. In der Südostecke liegt die heute profanierte Schlosskapelle, ein niedriger, fast quadratischer Raum. Ihre Flachdecke ist mit einer naturalistischen Malerei des 19. Jh. geschmückt. Der reich verzierte Hochaltar zeigt ein barockes Ölbild des hl. Nikolaus.

Lage: Burgenland/Mittleres Burgenland – ca. 14 km nordöstlich von Oberpullendorf

Besichtigung: Der Vorhof ist jederzeit frei zugänglich. Das Museum ist von Mittwoch bis Sonntag zwischen 09.00 und 16.00 (Juli und August bis 17.00) geöffnet. Der Arkadenhof und das Innere des Schlosses können nicht besichtigt werden.


Weitere Literatur:


18.08.2004