Die Ortenburg wird bereits im 11. Jh. genannt. Als Stammherr des gleichnamigen Geschlechts gilt Adalbert, der aus Bayern eingewanderte Vizedom der Freisinger Güter in Oberkärnten. Er dürfte die Burg um 1090 zu bauen begonnen haben. Zwischen 1124 und 1147 wird Otto I Graf von Ortenburg mehrfach urkundlich erwähnt. Er hatte 1140 den Bau der Burg vollendet. 1191 gründeten seine Nachkommen die heutige Stadt Spittal. Otto II beteiligte sich 1195 an einen Kreuzzug nach Palästina. Die Ortenburger waren im späteren Mittelalter neben den Görzern das mächtigste Kärntner Adelsgeschlecht. Friedrich Graf von Ortenburg war mit Rudolf von Habsburg verbündet. Er vertrieb 1276 mit Meinhard von Tirol die Besatzungen Ottokars II und besetzte die Steiermark für den Habsburger. 1395 wurde der Herrschaft die Blutgerichtsbarkeit verliehen. Mit Friedrich III starb die Familie 1420 aus. Er wurde angeblich von seiner Gemahlin, der Herzogin von Teck, vergiftet. Sein Leichnam wurde in der Burgkapelle beigesetzt. Auf Grund eines Erbvertrages fiel der riesige Besitz und damit auch die Ortenburg an seinen Vetter Hermann II Graf von Cilli. Das Lehen wurde ihm von seinem Schwiegersohn Kaiser Sigismund übergeben. Als Ulrich II Graf von Cilli und Ortenburg 1456 von politischen Gegnern in Belgrad ermordet worden war, erlosch auch diese Familie. Den Bestimmungen eines 1443 abgeschlossenen Erbvertrages nach, sollten die rund 70 Herrschaften der Grafen von Cilli an Kaiser Friedrich III fallen. Aber auch Graf Johann von Görz-Tirol erhob Ansprüche, die er ebenfalls mit einem Erbvertrag von 1377 untermauerte. Es kam zum Krieg und Graf Johann belagerte die Ortenburg, die sich aber solange halten konnte, bis Rudolf Khevenhüller Entsatz brachte. Nach der für den Görzer unglücklichen Schlacht unter der Burg Landskron wurde 1460 der Frieden von Pusarnitz geschlossen. Graf Johann musste danach auf seine Besitzungen östlich der Lienzer Klause und damit auch auf die Ortenburg zugunsten der Habsburger verzichten.
1478 wurde Peter Wunderlich, der gefangen genommene Führer eines Bauernaufstandes in der Burg eingekerkert, bevor er bei Litzlhof gevierteilt wurde. Kaiser Karl V übergab die Ortenburg 1524 an Gabriel Salamanca, dem Sekretär und Günstling Erzherzog Ferdinands und ernannte ihn kurz danach zum Grafen von Ortenburg. Die alte Burg war ihm und vor allem seiner Gattin jedoch bald zu unwirtlich geworden, so dass er im benachbarten Spittal das prächtige Schloss Porcia errichten ließ, das er jedoch nie bewohnte, da er bereits 1539 starb. Hundert Jahre später starben mit seinem Enkel Georg auch die Salamancas aus und Ortenburg fiel wieder an Kaiser Ferdinand III zurück. Dieser verkaufte im folgenden Jahr die Grafschaft um 300.000 Gulden an die fünf Brüder Widmann. Die Handelsherren aus Venedig wurden gleichzeitig in den Grafenstand erhoben. Von ihnen erwarb 1662 Johann Ferdinand Fürst Porcia die Herrschaft. Sie verblieb in seiner Familie bis zur Auflösung des Fideikommisses im Jahre 1917. Allerdings wurde die Burg schon lange nicht mehr gepflegt. 1648 wurden in ihr Soldaten untergebracht, die nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges herren- und arbeitslos geworden waren. Ein schwerer Sturm und ein verheerendes Erdbeben machten sie 1687 völlig zur Ruine. Der nächste Besitzer war Robert Klinger von Klingerstorff. 1930 gelangte die Anlage mit Paul Grebner in bäuerlichen Besitz. Danach kam sie an den Sägewerksbesitzer Rudolf Edlinger. Heute gehört die Ortenburg Frau Mag. Elisabeth Schurian-Edlinger. Um ihre Erhaltung kümmert sich seit 1976 ein örtlicher Verein. Der Innenhof dient vor allem im Sommer für diverse Veranstaltungen.
Die bereits stark verfallene Ruine liegt östlich von Baldramsdorf in 740 m Seehöhe auf einem Plateau, das im Osten steil zur Drau abfällt. Die meisten Bauteile der ausgedehnten Anlage stammen aus romanischer und spätgotischer Zeit, wobei bis in das 16. Jahrhundert hinein Zubauten und Verstärkungen erfolgten. Von der wehrhaften Burg, die nie erobert wurde, ist lediglich ein 150 m langes, von der Natur längst überwuchertes Ruinenfeld geblieben. Wie Veduten aus der Mitte des 19. Jh. zeigen, dürften die ärgsten Verfallserscheinungen erst in den Jahrzehnten danach eingetreten sein. Die Ruine wurde damals von der umliegenden Bevölkerung als willkommener Steinbruch zum Bau ihrer Häuser verwendet. Der Zugang zur Vorburg erfolgt über eine lange Holzbrücke, die auf vier Mauerpfeilern ruht. Hinter einem heute nicht mehr vorhandenen Torturm zieht sich der Weg um ein übereck gestelltes turmartiges Gebäude herum zu einem Graben, über den eine weitere Brücke führte. Sie war im hinteren Bereich als Zugbrücke ausgebildet. Man gelangt nun in den mittleren Hof, der vom Doppelbergfried dominiert wird. Der ursprüngliche romanische Bergfried ist sehr solide gearbeitet. Er wurde aber offenbar wegen seiner geringen Seitenlänge von 6 m (innen nur 2,2 m) bald als ungenügend betrachtet. Man setzte ihm daher einen wesentlich größeren gotischen Bergfried an der Südseite vor. Dieser wendet seine Kante dem Eingang zu. Seine Mauerteile sind noch bis zu 11 m hoch. Vom romanischen Bergfried sind nur die Nordwestecke sowie die Westmauer bis in eine Höhe von 8 m erhalten. Die eigentliche Hauptburg lag am nördlichen Ende des Felsspornes. Ihr Tor befand sich unmittelbar neben dem Turm, ist jedoch längst abgekommen. Der lang gestreckte Hof war an drei Seiten von Gebäuden eingeschlossen, von denen sich nur einzelne Mauern erhalten haben. Stellenweise sind noch Schießscharten und Reste von Gusserkern zu sehen. Diese sowie einige Korbbogenfenster lassen vorzügliche Steinmetzarbeiten erkennen. Die 20 m lange romanische Burgkapelle wurde später gotisiert. Ihre Südwand ist fast völlig zerstört. Die Nordseite des einst zweistöckigen Schiffes war früher mit roter figürlicher Malerei geschmückt. Der fünfseitig nach außen vorspringende Chor hatte ein auf Konsolen ruhendes Rippengewölbe. Dieser Bauteil ist erst im 20. Jh. verschwunden. An die Nordostecke der Burgkapelle ist ein starker Turm mit abgerundeten Außenecken angebaut. Um ihn vor dem Abstürzen zu sichern, wurde seine 2 m dicke Nordmauer mit einer zusätzlichen Strebemauer verstärkt. Im Westen hat sich ein Teil der Ringmauer mit einem Gebäuderest erhalten. Der Palas befand sich an der Ostseite der Hauptburg. Von ihm sind nur noch geringe Spuren zu sehen. Unterhalb der Burg finden sich noch Reste der Sperren, die zur Sicherung der Straße über das Lurnfeld dienten.
Lage: Kärnten/Oberes Drautal – ca. 2 km westlich von Spittal
Besichtigung: die Ruine ist frei zugänglich
Weitere Literatur:
16.08.2004