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Palais Ephrussi


Das Palais Ephrussi am Schottentor wirkt wie ein riesiger, einheitlicher Baukomplex, doch ist es nur ein Teil desselben. Die Eigentümer der beiden Grundstücke an der Schottengasse kamen überein, beiden Häusern die gleiche Fassade zu geben, obwohl sie verschiedene Architekten beschäftigten. Bauherr des eigentlichen Palais war der aus Odessa stammende Bankier und Großkaufmann Ignaz Ritter von Ephrussi, einer der reichsten Bürger Wiens. Er beauftragte Theophil Hansen mit der Errichtung des Gebäudes, wobei er präzise Vorgaben gab. So sollte das Erdgeschoß möglichst rentable Verkaufslokale enthalten. Den ersten Stock wollte der Bauherr selbst bewohnen und verlangte daher eine eigene repräsentative Stiege, die von keinem Mieter des Hauses mitbenutzt werden durfte. Hier sollte auch eine eigene Portierwohnung liegen. Für die Mieter waren drei Stockwerke vorgesehen, die über eine Haupt- und eine Dienstbodentreppe erschlossen wurden. Im Erdgeschoß war ein Stall für vier Pferde und eine Remise für zwei bis drei Wagen geplant. Das Palais wurde 1872/73 auf dem Areal des einstigen Basteigrabens erbaut, der erst kurz davor zugeschüttet worden war. Daher mußte man die Fundamente sehr tief legen, wodurch der Bau zwei übereinanderliegende Keller erhielt. Das Palais Ephrussi ist seit 1969 Firmensitz der Casinos Austria AG, die in den Jahren 1985/87 eine Generalsanierung durchführen ließen.

Das Gebäude ist eigentlich ein Zinshaus, das in der Beletage palastartig ausgestattet ist. Die Fronten sind streng symmetrisch angelegt. Die gleichmäßige Fassade ist horizontal in drei Zonen geteilt, die durch kräftige Querbänder getrennt sind. Erd- und Mezzaningeschoß bilden durch die gemeinsame Rustizierung optisch eine Einheit. Die beiden Hauptgeschosse sind durch hohe Wandpfeiler und rote Klinkerwände hervorgehoben. Darüber liegt das leicht zurücktretende Attikageschoß mit seinen markanten turmartigen Eckrisaliten, die das Gebäude um zwei Etagen überragen. Hansen hatte dieses Motiv der barocken Schlossarchitektur wieder aufgegriffen. Den Obergeschoßfenstern ist ein vergoldetes Brüstungsgitter vorgesetzt. Das vorkragende Gesims wird von zahlreichen Terrakotta-Karyatiden gestützt. Der rechteckige Innenhof ist mit Glas gedeckt und dient heute den Casinos Austria als Lobby. Hier befindet sich die Terrakotta-Nachbildung einer Apollostatue mit einem Wandbrunnen. Die Beletage weist sechs äußerst prunkvoll ausgestatteten Räume auf. Die Wohnung des Bauherrn wurde nach Vorschlägen des Architekten ausgeschmückt. Wie bei Hansen üblich, zeichnet sie sich durch prächtige Kassettendecken mit darin eingelassene Gemälden, Wandvertäfelungen und große Kristalluster aus. Die Gemäldezyklen der einzelnen Räume stammen von Christian Griepenkerl, einem Schüler von Carl Rahl. Sie wurden 1871/72 geschaffen.

Ort/Adresse: 1010 Wien, Dr. Karl Lueger Ring 14

Besichtigung: Das Gebäude kann im Inneren nicht besichtigt werden, da die Beletage dem Management als Büro dient. Lediglich der Innenhof ist zugänglich.


Weitere Literatur:


25.08.2002