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Albrechtsberg an der Großen Krems


Die heutige Marktgemeinde wurde 1157 als Elharteschirchen erstmals erwähnt. Ihr Namensgeber Adelhart könnte auch der Erbauer der Burg gewesen sein, die aber erst 1230 mit Konrad von Albrechtsperge urkundlich in Erscheinung tritt. 1263 war Gundakar von Starhemberg im Besitz der Herrschaft. 1377 wurde diese von Rüdiger d. J. von Starhemberg an Ulrich von Neidegg verkauft. Die Neidegger, die zu den wichtigsten Adelsfamilien des südlichen Waldviertels zählten, behielten Albrechtsberg bis 1527, ließen es aber meist von Pflegern verwalten. Während der Hussitenkriege erlitt die Burg schwere Schäden, was zu größeren Erneuerungs- und Erweiterungsarbeiten führte. Der Ausbau zum heutigen Schloss erfolgte aber unter Erasmus von Peuckham, der die Herrschaft von den Neideggern erwarb. Da es sich bei den Peuckhams um Protestanten handelte, richteten im Zuge des Dreißigjährigen Krieges 1619 die kaiserliche Truppen Buquoys neuerlich schwere Verwüstungen an. Hans Bernhard von Peuckham wurde ein Opfer der Kampfhandlungen und starb im folgenden Jahr. Der mit ihm verwandte Christoph Wilhelm Veldendorf kaufte 1630 den Besitz. Nach seinem Tod erwarb ihn 1652 Hans Bernhard Zägkhler, veräußerte ihn aber zehn Jahre später an den Rechnungsmarschall des niederösterreichischen Adels, Matthias Ernst Spindler. Dieser brachte das von ihm weiter ausgebaute Albrechtsberg in einen Fideikommiß ein und vermachte ihn 1695 seinem Enkel Hans Karl Ignaz Lempruch. Bei dessen Nachkommen verblieb das Schloss bis in die zweite Hälfte des 20. Jh., als es Karl Graf Lempruch, der letzte seiner Familie, verkaufte. Heutiger Eigentümer ist Univ. Prof. Dr. Dr. Alexander Tollmann.

Das auf einem steilen Hügel über dem Ort gelegene, weithin sichtbare Schloss macht mit seinen Ringmauern, den Eckbastionen und der in die Befestigungen einbezogenen Kirche einen sehr wehrhaften Eindruck. Die Bauten stammen vorwiegend aus dem 16. und 17. Jahrhundert, doch geht die Bausubstanz bis in das Mittelalter zurück. Die Auffahrt vom Tal her war durch zwei Tortürme gesichert. Durch ein großes rundbogiges Tor, dessen Giebelaufsatz die Jahreszahl 1675 trägt, gelangt man in den ansteigenden, zwingerartigen ersten Hof zwischen den hohen Außenmauern des Schlosses und dem einstigen Schüttkasten. Von hier aus führt eine kleine Pforte in das Hochschloss. Sie ist der heute übliche Eingang. Der Hauptzugang lag jedoch hinter der Kirche im Nordosten der Anlage. Dieses Tor war durch den Torturm und eine Pechnase geschützt. Zwischen dem Hauptgebäude und der westlichen bzw. südlichen Außenmauer liegt der große zweite Hof. Seine Mauern sind mit Zinnen und Schießscharten versehen. Sie werden außerdem noch durch den fünfeckigen, nach innen offenen Westturm und den achteckigen Hungerturm im Süden verstärkt. Der dritte Hof erstreckt sich zwischen dem dreigeschossigen Hauptschloss und der Kirche. Hier liegen die Zisterne, der angeblich einst als Folterkammer verwendete Felsenkeller und die ehemalige Schmiede.

Der winzige vierte Hof ist von den Trakten des Hochschlosses umgeben. Er wird an allen Seiten von einem gratgewölbten Arkadengang aus der Renaissancezeit begrenzt. An einer Schmalseite führt eine steingerahmte Tür mit einem stark profilierten Gesims und einem gebrochenen Segmentgiebel ins Innere. Einige Räume des Schlosses sind gewölbt. Die Holzdecke des Rittersaales ist mit 1604 datiert und mit einem Doppelwappen geschmückt. Im Erdgeschoß befindet sich eine große Rauchküche mit einer gut erhaltenen Pyramidenesse. Ein Verbindungsgang mit heute vermauerten Arkaden ermöglichte den Zugang vom Schloss zur Empore der Pfarrkirche. Sie ist der Maria Himmelfahrt geweiht. Die einstige spätgotische Burgkapelle wurde um 1765 nach ihrer Ummantelung durch das heutige barocke Gotteshaus abgerissen. Der Neubau wurde um 1715 nach Plänen von Matthäus Mungenast begonnen, aber nach langwierigen Streitigkeiten zwischen Bauherrn und Baumeister erst 1770 vollendet. Aus der Gotik hat sich lediglich eine zweijochige Kapelle mit Kreuzrippengewölbe und Wappenschlusssteinen an der Südseite erhalten. Auch die Marienstatue inmitten des barocken Hochaltares stammt noch aus dem 15. Jahrhundert. In der Krypta unterhalb des Chores liegen die mumifizierten Leichen der einstigen Schlossherren in ihren offenen Särgen.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 27 km nordwestlich von Krems

Ort/Adresse: 3613 Albrechtsberg an der Großen Krems

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


02.08.2004