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Gutenstein - Schloss


Die alte Burg hoch über dem Markt hatte noch 1683 ihre Wehrhaftigkeit bewiesen, als sie gegen türkische Streifscharen erfolgreich verteidigt werden konnte. Sie war den Herrschaftsinhabern jedoch längst zu unbequem und unpraktisch geworden. Johann Balthasar II von Hoyos hatte daher bereits 1674 den Auftrag zur Errichtung eines Barockschlosses am Ortsrand von Gutenstein gegeben. Die Arbeiten wurden durch den Baumeister Peter Baron begonnen, kamen aber 1683 wegen des Türkeneinfalls zum Stillstand und wurden erst 1706 fortgesetzt. Auf einer Ansicht von 1725 ist das Schloss bereits als dreigeschossige Anlage abgebildet. Von 1816 bis 1818 wurde das Gebäude unter Johann Ernst Graf Hoyos im klassizistischen Stil umgebaut. Sein heutiges Aussehen gab ihm aber erst 1909/10 der Wiener Ringstraßen-Architekt Julius Deininger. Damals wurden das hohe Mansarddach sowie die repräsentativen Dreiecksgiebel an der Nord- und der Südseite aufgesetzt. Deiningers Arbeit ist so gut geglückt, dass ein unbefangener Betrachter der klassizistischen Fassade nicht vermuten würde, dass diese zum Großteil erst 100 Jahre nach der Blütezeit des Klassizismus entstanden ist. 1817 wurde der aus der Barockzeit stammende französische Lustgarten, der das Schloss umgab, in einen englischen Park verwandelt. 1945 und während der Besatzungszeit wurde Schloss Gutenstein schwer beschädigt, später aber wieder völlig instand gesetzt. Es ist noch heute Zentrum des ausgedehnten Wald- und Gutsbesitzes der Familie Hoyos. Derzeitiger Eigentümer und Familienchef ist Ernst Graf Hoyos.

Das gepflegte Schloss ist ein rechteckiger dreigeschossiger Bau, dessen vier Trakte einen stimmungsvollen Innenhof umschließen. Dieser ist im Erdgeschoß von Rundbogenarkaden umgeben. Die Seitenteile der Außenfronten sind durch eine waagrechte Putznutung strukturiert. Die glatten Mittelrisalite werden durch Riesenpilaster gegliedert. Barocke Klostergitter verschließen die Sockelfenster. Die dreizehnachsige Hauptfassade im Norden wird durch den leicht vorspringenden fünfachsigen Mittelrisalit betont. An ihn schließen vierachsige Seitenteile an. Dem Hauptportal ist eine breite Altane vorgebaut, die auf zwei viereckigen Eckpfeilern und je zwei Doppelsäulen ruht. Sie wird oben von einem schönen Eisengitter begrenzt. Der Dreiecksgiebel über dem Mittelrisalit zeigt das Wappen der Hoyos-Sprinzenstein. Die nach Süden gerichtete Parkfront ist ähnlich, aber etwas einfacher gestaltet. Die hier nur von zwei Doppelsäulen getragene Altane ist kleiner als jene an der Nordseite. Über der auf sie führenden Balkontüre ist das Allianzwappen Hoyos/Schlabrendorf angebracht. Das hohe Mansarddach ist im unteren Teil von zahlreichen Gaupen durchbrochen. Im Inneren führt in der Nordwestecke eine segmentbogige Zweipfeilertreppe mit kreuzgratgewölbten Podesten in die Obergeschosse. Die Räume des Südflügels wurden 1816/19 zum Teil mit einfachen Stuckspiegeldecken ausgestattet. Bemerkenswert ist eine Sammlung von teils exotischen Jagdtrophäen, die die Grafen Ernst und Rudolf Hoyos aus aller Welt mitgebracht hatten. An der Südseite schließt an das Schloss ein großer englischer Park an. Der anschließende Hügel wurde 1910 eingezäunt und mit malerischen Aussichtsplätzen versehen. Die Johanniswiese gehört ebenfalls zum Schlosspark. Sie wurde 1912 von der Pfarre erworben und als Nutzgarten verwendet. Durch Wege wird sie in vier Rechtecke geteilt. In ihrem Zentrum steht ein Brunnen.

Lage: Niederösterreich/Piestingtal – ca. 6 km westlich von Pernitz

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


27.07.2004