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Ehrenhausen (Stmk) - Schloss


Die Gegend um Ehrenhausen ist bereits seit der Bronzezeit besiedelt. Vermutlich im 11. Jahrhundert ließen die Kärntner Herzöge an dieser strategisch günstigen Stelle über dem Murübergang eine Befestigung errichten. Sie war ein Glied in jener Burgenkette, die die Murebene gegen Einfälle aus dem Osten zu sichern hatte. Um 1100 schenkten die Sponheimer Ehrenhausen zusammen mit großen Landstrichen in der Weststeiermark dem Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal. 1240 wird in einer Schenkungsurkunde als Ausstellungsort erstmals die Burg Ernhus erwähnt. Sie wurde meist als Lehen vergeben, so um 1260 an Friedrich von Pettau, der seinerseits Burggrafen mit ihrer Verwaltung betraute. Diese nannten sich ab 1285 nach Ehrenhausen. 1360 fiel das Lehen der Pettauer an das Stift St. Paul zurück, doch erhielten sie es wenige Jahre später neuerlich. Nach dem Aussterben der Pettauer erbten 1441 die Schaunberger die Herrschaft. 1543 war Georg Graf Schaunberg gezwungen diese an Christoph von Eggenberg zu verkaufen. Er und sein Sohn Ruprecht bauten die Burg wegen der ständigen Türkengefahr stark aus. Aufgrund der guten Sichtverbindungen wurde 1596 in ihr eine Kreidfeuerstation eingerichtet. 1755 ging Ehrenhausen durch Erbschaft an die Grafen von Leslie über. Diese gaben dem Schloss seine endgültige Gestalt. 1804 wurden die Grafen Attems hier Schlossherren. Ab dem 19. Jahrhundert wechselten die Besitzer recht häufig. Von 1904 bis 1915 befand sich die Anlage im Besitz des Erzbischofs Dr. Theodor Kohn von Olmütz. Im 20. Jh. ließen die Freiherren von Salvi die Bauten gründlich restaurieren. Auch heute noch ist das Schloss in Privatbesitz und wird bewohnt. Gegenwärtiger Eigentümer ist Frau Ingrid Csicsaky. Der Schlosshof wurde zuletzt 1971/73 restauriert.

Schloss Ehrenhausen liegt auf einem Hügel weithin sichtbar über dem gleichnamigen Markt. Es ist ein dreigeschossiger unregelmäßiger Viereckbau, der von dem noch aus dem 12. Jahrhundert stammenden mächtigen Bergfried überragt wird. Dieser steht in der Südecke der Anlage. Seine Mauern sind nahezu drei Meter dick. Das massive Quadermauerwerk ist unter einer dünnen Putzschicht verborgen. Die Wohntrakte, die den unregelmäßigen Innenhof umgeben, wurden um die Mitte des 16. Jh. im Renaissancestil errichtet. Lediglich der Nordtrakt ist etwas jünger. Der Hof macht mit seinen meist über drei Geschosse reichenden Säulenarkadengängen und gekuppelten Renaissance-Doppelfenstern einen malerischen Eindruck. Eines dieser Fenster ist mit 1545 datiert. Bemerkenswert sind die ionischen und die zum Teil romanisierenden Eckblattkapitelle der Säulen. Im Westtrakt hat sich über dem Kellereingang ein spitzbogiges Schlitzfenster aus dem 14. Jahrhundert erhalten. Der Brunnen im Hof wurde erst 1902 errichtet. Die Schlosskapelle war der hl. Maria geweiht. In einer Halle des ersten Obergeschosses findet man die Jahreszahl 1545. Nach Süden zu war die einst von einer Ringmauer begrenzte Burg durch einen starken Torbau geschützt. Der dort vorgelagerte Graben wurde von einer Zugbrücke überspannt, die natürlich längst durch eine feste Steinbrücke ersetzt ist. Die das Schloss umgebenden Bastionen sind gemäß einer Bauinschrift 1553 entstanden. Ein Rondell sicherte den Weg zum Schloss.

Auf einer untermauerten Hangstufe unterhalb des Schlosses liegt das Mausoleum der Eggenberger. Der einem Zentralbau nahe kommende Rechteckbau wurde von dem durch seinen Sieg gegen die Türken in der Schlacht bei Sissek berühmten Generalfeldzeugmeister Ruprecht von Eggenberg 1609 in Auftrag gegeben und war für alle katholischen männlichen Familienmitglieder im Offiziersrang bestimmt. Ruprecht war ein Vetter von Hans Ulrich von Eggenberg, dem Gründer des gleichnamigen Schlosses in Graz. Die Pläne zum Mausoleum stammen vermutlich von Giovanni Pietro de Pomis. Baumeister war Johann Walter. Die Finanzierung erfolgte zum größten Teil aus dem Erlös der Türkenbeute. Nach Ruprechts Tod im Jahre 1611 ließ sein Neffe, General Wolff von Eggenberg, die Arbeiten bis 1615 fortführen. Dann blieb der Bau aus finanziellen Gründen bis 1680 unvollendet. Die Fertigstellung erfolgte dann unter Christian von Eggenberg. Das Innere wurde ab 1689 nach einem Entwurf von Johann Bernhard Fischer von Erlach gestaltet. 1693 wurde der Bau schließlich eingeweiht. Erzbischof Dr. Theodor Kohn, der sich auch hier bestatten ließ, vermachte das Mausoleum dem Land Steiermark, in dessen Obhut es sich immer noch befindet.

Das Grabmal ist von einer barocken Balustrade umgeben. Die dem Ort zugewandte Westfassade ist manieristisch reich ornamentiert. Zwei Kolossalstatuen antiker Krieger flankieren den Bau und bestimmen den Gesamteindruck. Ihre Sockel zeigen Reliefs mit Land- und Seeschlachten. Die ursprünglich an ihrer Stelle vorgesehenen Obelisken waren dem Bauherrn wohl nicht kriegerisch genug. Der Wand sind vier rustizierte Pilaster vorgestellt. Den mittleren sind bärtige Hermen vorgeblendet. Rollwerkornamente mit Fruchtgehängen und Maskarons zieren die Portalzone. Das kräftige Gesims steigt an der Fassade giebelartig an und endet über den Portalpilastern in Voluten. Im Rundgiebelfeld erkennt man zwei Engel mit dem Eggenberg-Wappen und einen Löwen. Darunter ist der Wahlspruch der Eggenberger „Post onus honos“ (Nach der Last die Ehre) angebracht. Eine Sitzstatue des hl. Rupert (um 1682 von Andreas Marx), die den Giebel krönt, erinnert an den Bauherrn. Der trauernde Marmorengel an der Nordseite wurde erst 1915 für Erzbischof Kohn geschaffen. Der Innenraum wird durch die hohe Tambourkuppel dominiert, deren reiche barocke Stuckverzierung Alexander Serenio und seinem Sohn Josef Anton zugeschrieben wird. Vier weinlaubumrankte kannelierte Säulen und das umlaufende kräftige Gesims sorgen für weitere starke Akzente. Das Altarblatt des Stuckaltares stammt von Hans Adam Weißenkircher (1691). Es stellt die Gottesmutter dar, die den Sieg der christlichen Truppen über die Türken erfleht. Auch die beiden Seitenbilder, Ruprecht und Wolff von Eggenberg darstellend, werden dem gleichen Maler zugeschrieben. Eine schmiedeeiserne Falltüre führt in die eigentliche Gruft. In dem 1915 nach Osten erweiterten Raum stehen die Steinsarkophage Ruprechts und Wolffs von Eggenberg sowie des Erzbischofs Dr. Kohn.

Lage: Steiermark/Südsteiermark – ca. 10 km südlich von Leibnitz

Besichtigung: Das Schloss ist nur von außen zu besichtigen. Der Schlüssel zum Mausoleum kann im Gemeindeamt ausgeborgt werden.


Weitere Literatur:


25.07.2004