ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Palais Dumba


Dieses Palais wurde 1865/66 von Johann Romano und August Schwendenwein für Michael und Nikolaus Dumba als großes U-förmiges Eckhaus im Wiener Neorenaissancestil errichtet. Nikolaus Dumba (1830 – 1900) war ein, aus Griechenland stammender, bedeutender Industrieller und Politiker, der aber vor allem als Kunstmäzen und Musikfreund bekannt war. Zu seinen vielen Ehrenämtern zählten unter anderem die Vizepräsidentschaft des Musikvereins und die Leitung des Wiener Männergesangvereines.

Das Palais Dumba ist heute ein eher unauffälliges, fünfgeschoßiges Wohn- und Geschäftshaus. Die Gliederung des rustizierten Erdgeschosses ist an der Ringseite durch den Einbau von Geschäftslokalen großteils zerstört. An der Seitenfassade sind die Rundbogenfenster mit ihren Keilsteinen gut erhalten. Im ersten und zweiten Stock sind die Balkone mit Balustraden versehen. In den Fensterparapeten finden sich teils Baluster, teils ornamentale Füllungen. Die Decke des Foyers wird von vier Steinsäulen gestützt. Im Stiegenhaus steht auf einer Stele eine klassizistische Marmorbüste, die Giorgio Bogdan Moldavo darstellt. Sie wurde 1819 von Leopold Kisling geschaffen. Die dreiarmige Treppe führt bis in das zweite Obergeschoß. Den von zwei Pawlatschengängen begrenzten Innenhof schmückt ein einfacher Sandstein-Brunnen mit Löwenmaul. Berühmt wurde das Palais aber nicht wegen seiner Fassade oder der Beletage, sondern lediglich wegen eines Eckzimmers im ersten Stock. Hier ließ sich Nikolaus Dumba von Hans Makart ein Arbeitszimmer einrichten, das in seiner überreichen Pracht an Malereien, Schnitzereien, Mobiliar und Zierat heute vermutlich als Alptraum bezeichnet würde, damals aber als Inbegriff vornehmer Wohnkultur galt. Es wurde zum Vorbild vieler Palaiseinrichtungen der damaligen Zeit und gilt als bedeutendstes Denkmal des klassischen Ringstraßenstils auf dem Gebiet der Innenarchitektur. Die in Makarts Gemälden dargestellten Allegorien (Musik, Malerei, Plastik, Wissenschaft, Handel, Industrie und Landwirtschaft) gaben die Interessensgebiete Dumbas wieder. Der Hausherr hatte in seinem Testament bestimmt, daß sein Prunkzimmer komplett erhalten bleiben möge. Seinem Wunsch wurde nicht entsprochen. Die berühmte Wohnungsausstattung ist größtenteils nicht mehr vorhanden. Der Großteil der Kunstgegenstände wurde 1937 im Dorotheum versteigert. Von den vier Hermenfiguren aus Carrara-Marmor, die sich ursprünglich an den Flügeltüren des Speisezimmers befanden, konnten die beiden von Caspar von Zumbusch und Rudolf Weyr stammenden, vom Hotel Sacher erworben werden. Das Deckengemälde „Allegorie der Musik“ von Hans Makart wurde vom Bundesdenkmalamt sichergestellt. Es befindet sich heute in der Österreichischen Galerie im Unteren Belvedere. Die von Gustav Klimt und Friedrich Schilcher gemalten Supraporten verbrannten, als sie im Zweiten Weltkrieg an einen Bergungsort verbracht wurden. Auch die alten Kamine wurden entfernt. Die ehemalige Ausstattung ist nur mehr auf mehreren Aquarellen von Rudolf von Alt bzw. aus alten Photographien ersichtlich. Weitgehend original ist noch das Schubertzimmer mit seinem runden Deckengemälde, das der Verherrlichung des Komponisten gewidmet ist. In den vier begleitenden Rundbilder werden einzelne Lieder Schuberts bildlich dargestellt. Die umfangreiche musikhistorische Sammlung Dumbas befindet sich heute im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde sowie in der Musiksammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek..

Ort/Adresse: 1010 Wien, Parkring 4

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


25.08.2002