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Kreuzen


Angeblich soll Kreuzen bereits um 900 als Fliehburg der Bevölkerung gedient haben. Um 1125 wird ein Pilgrim von Creutzen erwähnt. 1209 ist Hermannus de Krucen als Burgherr bezeugt. Das ab 1282 landesfürstliche Lehen wurde von der alten oberösterreichische Familie der Volkenstorfer gehalten. Die Anlage bestand seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts aus zwei selbständigen Burgen, dem vorderen und dem hinteren Haus. Die Teilung erfolgte unter den Brüdern Hans und Alber. Bis 1482 verblieben beide Häuser im Besitz der Volkenstorfer. Die Familie starb 1489 mit Hadmar von Volkenstorf aus. Dieser hatte aber bereits sieben Jahre zuvor Herrschaft und Burg an die Brüder Siegmund und Heinrich von Prüschenk, die späteren Grafen Hardegg, verkauft. Um 1518 wurde die vordere Burg an Adam Schweinböck veräußert. Er verkaufte sie zehn Jahre später an Helfrich von Meggau und kaufte nun die hintere Burg. 1532 gab er auch diese an Helfrich von Meggau ab. Ein Jahr später wurde das bisherige Lehensverhältnis beendet und der Besitz zum freien Eigen erklärt. 1594 zählte Kreuzen zu jenen Burgen des Machlandes, die wegen der Türkengefahr stets in verteidigungsbereitem Zustand unterhalten werden mussten und der Bevölkerung als Fluchtorte zugewiesen wurden. Mit dem Tode von Leonhard Helfrich Graf Meggau erlosch 1644 diese Familie.

Über seine Tochter Anna kam das bereits 1619 zur Grafschaft erhobene Kreuzen an ihren zweiten Gatten Karl Gottfried Graf Breuer und schließlich an dessen Schwager Siegmund Ludwig Graf Dietrichstein, dem auch die Greinburg gehörte. Im Jahre 1682 flüchtete Kaiser Leopold II mit seinem Hofstaat vor der Pest von Wien nach Kreuzen. Dieses blieb nun bis in die zweite Hälfte des 20. Jh. mit der Herrschaft Greinburg vereinigt. Noch um 1690 soll die Rüstkammer der Burg mit Waffen für 1000 Mann ausgestattet gewesen sein. Rudolf Graf Salburg ließ 1776 einen Teil der hinteren Burg abtragen. Das gewonnene Baumaterial wurde 1846 von Dr. Kheyl zur Errichtung einer Kaltwasser-Kuranstalt genutzt. Da Kreuzen längst kein Herrschaftssitz mehr war und die eingesetzten Pfleger sich kaum um die Erhaltung der Bauten kümmerten, setzte im 19. Jahrhundert der Verfall ein. Durch einen großen Brand im Jahre 1880, der den Dachstuhl der vorderen Burg vernichtete, wurde Kreuzen vollends zur Ruine. 1965 verkaufte die Familie Coburg-Gotha diese an den Bürgermeister von Bad Kreuzen Ferdinand Riegler. 1974 ging sie in den Besitz des Fremdenverkehrsverbandes Kreuzen über. Seit 1983 wurde die Anlage saniert und zum Teil wiederaufgebaut. Burg Kreuzen dient nun als Radler- und Jugendherberge sowie als Kulturzentrum.

Die einstige Burg liegt unweit des Kurortes Bad Kreuzen auf einem bewaldeten Bergrücken. Da dieser an drei Seiten steil abfällt, bildete er einen guten natürlichen Schutz für die gotische Doppelburg, die zu den größten Wehranlagen Oberösterreichs zählte. Von der Ausdehnung her wurde sie nur von der Schaunburg bei Eferding übertroffen. Links von der Zufahrtsstraße hat sich eine zyklopenhafte Bastionsmauer aus großen Steinblöcken erhalten. Sie setzt sich in bescheidenerer Form an der Südseite als doppelte Ringmauer bis zur Toreinfahrt fort und erreicht immer noch eine Höhe von bis zu fünf Meter. An Stelle der heutigen Steinbrücke über den Graben befand sich einst eine Zugbrücke, wie die noch erhaltenen Rollenlöcher im gedrungenen Torturm beweisen. Im inneren Torrahmen erkennt man die Balkenlöcher für die ehemalige Verriegelung. Das anschließende Pförtnerhaus weist weite Kreuzgratgewölbe auf. Vom Torbau führt der ansteigende Weg in den Burghof. Dieser wird nur mehr von einem Arkadentrakt begrenzt, der einst das Verbindungsstück zwischen den beiden Burgen war. Seine Innenräume sind zum Teil mit mächtigen Tonnengewölben versehen. Vom Erdgeschoß führt eine originelle Steintreppe in den Oberstock. Eine Sonnenuhr von 1523 zeigt an der Fassade das Wappen der Meggauer. Im Westen wird der Arkadentrakt von der vorspringenden Kapelle begrenzt. Alle übrigen Bauten, die den Hof umgaben, sind verschwunden. Vor allem die Gebäude der westlichen Burg sind komplett abgetragen worden. Nur Bodenunebenheiten lassen ihre einstige Lage erkennen. Der Ziehbrunnen im Hof war ursprünglich 42 m tief. Nach 1974 wurden die Obergeschosse des massigen Wohnturms an der Westecke der östlichen Burg wieder aufgebaut. Er stammt noch aus dem 13. Jh. und misst etwa 10 m im Quadrat. Seine Mauerstärke liegt bei ca. 2,5 m. Die Schlitzfenster wurden rekonstruiert. Er diente heute als Aussichtsturm. Seine Innenräume werden für Ausstellungen genutzt. Teile des anschließenden Palas sind noch bewohnbar. Sie werden von der Jugendherberge verwendet. Der große halbrunde Batterieturm an der Nordseite des Arkadentraktes ist nur von außen zu sehen. Im Norden und Nordosten sind die Fundamente zweier Rundtürme erkennbar.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 6 km nordwestlich von Grein

Besichtigung: die Burgschenke ist vom 1. Mai bis Ende Oktober geöffnet


Weitere Literatur:


23.07.2004