Wie neolitische und bronzezeitliche Funde beweisen, war Walkenstein bereits in prähistorischer Zeit besiedelt. Im Jahr 1074 war es im Besitz der Babenberger. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts werden die Herren von Kuenring als Eigentümer der damaligen Burg erwähnt. Zwischen 1265 und 1324 nannte sich eine adelige Familie nach Walkenstein. Sie dürfte die Herrschaft als Lehen der Kuenringer besessen haben. 1488 wurde die Burg vom böhmischen Söldnerführer Jaroslav eingenommen und dem ungarischen König Matthias Corvinus übergeben. 1645 eroberten und verwüsteten schwedische Truppen die Anlage. Johann Ehrenreich Freiherr von Sonnau ließ zwischen 1660 und 1671 das heutige Schloss errichten. Nach mehrmaligem Besitzwechsel gelangte es 1760 an das Prämonstratenserstift Geras, das es als Gutshof verwendete. Von 1890 bis 1938 war in dem Gebäude eine Kaltwasser-Kuranstalt untergebracht. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges und in der Besatzungszeit danach hatte das Schloss durch russische Soldaten schwer zu leiden. Die Schlosskapelle wurde dabei fast zerstört. Gegenwärtiger Besitzer ist Herr Otto Melchard, der umfangreiche Renovierungsarbeiten durchführen ließ.
Das Schloss liegt auf einer erhöhten Terrasse unmittelbar neben der anschließenden Pfarrkirche. Es ist von einer Mauer umgeben. Die Zufahrt erfolgt durch eine rundbogige Einfahrt, über der sich ein etwas plumper Sprenggiebel befindet. Die Pfeiler sind mit Pinienzapfen geschmückt. An der Südostmauer ermöglicht ein zweites ähnliches Tor ebenfalls den Zugang zum Schloss. Der zweigeschossige Vierflügelbau umschließt einen weitläufigen rechteckigen Innenhof, der sowohl an der Ost- als auch an der Westseite von Arkadengängen begrenzt wird. Wie in Niederösterreich meist üblich, ruhen die breiten Bögen im Erdgeschoß auf quadratischen Pfeilern und im ersten Stock auf toskanischen Säulen. Hier verläuft auch eine hübsche Steinbalustrade. Schauseite des Schlosses ist die neunachsige Nordwestfront. Ihre nüchterne Fassade wird nur durch die mit einfachen Steingewänden umgebenen Fenster gegliedert. Über dem von gebänderten Pilastern eingefassten Portal ist das mit 1781 datierte Rokoko-Wappen des Abtes Paul Gratschmayr von Stift Geras zu sehen. Das Portal selbst ist mit 1670 bezeichnet. Darüber erhebt sich der fünfgeschossige viereckige Torturm. Er ist mit einem hohen Pyramidendach gedeckt. Durch seine Lage am Rande einer Terrassenstufe bedingt, liegen unterhalb des Südwesttraktes große Kellerräume, die über eine eigene Einfahrt an der Südwestecke zu erreichen sind. Die alte Innenausstattung des Schlosses ist spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg verloren gegangen, doch hat natürlich bereits die Einrichtung der Kuranstalt zu großen Veränderungen geführt. In der der hl. Familie geweihten Schlosskapelle im Obergeschoß der Ostseite finden sich jedoch noch illusionistische Malereien aus dem 19. Jahrhundert. Sie zeigen Einblicke in romantische Burgen und Paläste sowie Landschaften. Vorzeichnungen im Putz deuten auf ein verloren gegangenes barockes Fresko hin. Interessant ist auch ein großer Saal mit Mittelpfeiler in der Südwestecke. Sein Tonnengewölbe zeigt einfachen Stuck aus der Zeit um 1660.
Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 10 km nordöstlich von Horn
Besichtigung: nicht möglich
Weitere Literatur:
21.07.2004