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Neuberg


Burg Neuberg wurde um die Mitte des 12. Jahrhunderts von Gottschalk von Neitberg als Rodungszentrum und Grenzfeste gegen Ungarn errichtet. Von Nitperg oder Neitberg, was soviel wie Kampf- oder Trutzburg bedeutet, leitet sich auch ihr Name ab. Die Neitberger waren Verwandte der Herren von Stubenberg und zählten zu den vornehmsten steirischen Adelsgeschlechtern. Aus der damaligen Zeit ist noch der trutzige Bergfried erhalten, der die gesamte Anlage dominiert. Als die Neitberger im 15. Jahrhundert ausstarben, zog Kaiser Friedrich III 1483 die Herrschaft ein. 1518 kam sie als Lehen an die Familie Herberstein, die sie mit einer Unterbrechung zwischen 1603 und 1660 bis in die zweite Hälfte des 20. Jh. besaßen. In der Zwischenzeit gehörte sie den Grafen Saurau. Neuberg wurde von den Herbersteinern während der Renaissancezeit nach den Regeln des italienischen Bastionärssystems ausgebaut. Es ist ein gutes Beispiel für eine steirische Höhenburg, deren mittelalterlicher Baukern in eine neuzeitliche Festung einbezogen wurde. Die Anlage, die in den vergangenen Jahrhunderten ziemlich viel Patina angesetzt hat, macht noch immer einen recht wehrhaften Eindruck. Allerdings wäre eine großzügige Generalrenovierung wünschenswert, da der Zahn der Zeit doch seine Spuren hinterlassen hat. Gegenwärtiger Eigentümer ist eine Wiener Immobiliengesellschaft.

Die Burg liegt auf einem südlichen Ausläufer des Ringkogels. Im Grundriss bildet sie ein unregelmäßiges Fünfeck um einen engen und schmucklosen Innenhof. Ältester Teil ist natürlich der 30 m hohe quadratische Bergfried an der Nordseite. Er ist im unteren Bereich romanisch und stammt noch aus der Zeit um 1160. Sein Zinnenkranz und das Walmdach wurden ihm aber erst im 16. Jahrhundert aufgesetzt. Ursprünglich war er nur vom obersten Wohngeschoß des Palas aus zugänglich. Heute führt in seinem Inneren vom später ausgebrochenen Zugang eine Wendeltreppe empor. Von seinem einstigen gotischen Rippengewölbe sind nur noch die Konsolen vorhanden. Die starken Außenmauern der um den Burghof gruppierten dreigeschossigen Wohnbauten gehen ebenfalls noch auf die erste Bauperiode des 12. Jh. zurück. Das barocke Türmchen an der Südseite des Hofes gehörte zu einer Kapelle, die in der zweiten Hälfte des 17. Jh. in den freistehenden Kanonenturm an der Zufahrt zur Vorburg übertragen wurde. An den mittelalterlichen Kernbau wurden ab dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts an der Südwest-, Südost- und Nordostecke dreigeschossige Bastionen angebaut. Baumeister war ein heute namentlich nicht bekannter Italiener, der auch am Schloss Herberstein gearbeitet haben dürfte. Die beiden letzteren Bastionen begrenzen einen schmalen Zwingerhof. Hier liegt auch das Renaissancetor mit dem Wappen der Herberstein/Thun aus dem 2. Viertel des 16. Jh. Davor liegt der tiefe Burggraben, über den einst eine Zugbrücke führte.

Da die Herberstein die Burg zwar als Wirtschaftszentrum nutzten, aber bald nicht mehr bewohnten, hat sich nur ein Rest der alten Ausstattung erhalten. In der Südost-Bastion liegt der große Jagd- und Festsaal, dessen Plafond mit einer aus 36 Feldern bestehenden Kassettendecke aus dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts geschmückt ist. Die einzelnen Felder sind in Temperafarben mit Szenen aus dem adeligen Landleben, Jagdbildern und Hafenansichten bemalt. In der Südwestbastion befand sich ebenfalls eine große, künstlerisch wertvolle Renaissancedecke, doch wurde diese 1860 in das Schloss Herberstein übertragen. Die Tür zum Festsaaltrakt ist mit 1669 datiert. Im Innenhof befindet sich ein barocker Wandbrunnen aus dem 17. Jh. An der Südseite der Burg ist eine Bastei vorgebaut. Südöstlich der Hauptburg erstreckt sich eine ausgedehnte Vorburg, die von Speicherbauten, dem äußeren Torbau und den Resten der einstigen Wehrmauer begrenzt wird. Beeindruckend ist der mächtige dreigeschossige Kanonenturm neben dem äußeren Tor. In seinem Erdgeschoß ist seit 1660 die annähernd quadratische Schlosskapelle eingerichtet. Sie besitzt einen Hochaltar im Knorpelwerkstil, der 1661 von Johann Georg Graf Herberstein gestiftet wurde. Das Altarblatt zeigt den hl. Ägydius. Die übrige Einrichtung stammt ebenfalls aus der zweiten Hälfte des 17. Jh. An der Ostseite des Turmes ist eine barocke Grab-Christi Kapelle angebaut, die vermutlich auf das dritte Viertel des 17. Jahrhunderts zurückgeht.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – ca. 3 km westlich von Hartberg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


19.07.2004