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Haichenbach


Bereits im Jahr 1160 wird die Burg mit den Brüdern Otto I und Wernher von Eichenbach erstmals urkundlich erwähnt. Sie waren Verwandte der Burgvögte von Falkenstein und Ministeriale der Passauer Bischöfe. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts bekleideten ihre Nachkommen das erbliche Ehrenamt eines Hofmarschalls des Passauer Bistums. Ottos gleichnamiger Sohn nannte sich bereits von Haichenbach. Wegen seiner ausgezeichneten strategischen Lage wollte 1258 der Witigone Wok von Rosenberg dem Rudlin von Haichenbach das bischöfliche Lehen abkaufen. Der Kauf scheiterte jedoch am Einspruch des Bischofs und musste rückgängig gemacht werden. Die mächtigen Witigonen schienen ihm als Lehensleute doch etwas zu gefährlich. Als die Haichenbacher 1268 in den Familienstreit der Marsbacher verwickelt wurden, dürfte die romanische Burg zerstört worden sein. 1274 kam es jedenfalls zu ihrem Ausbau bzw. zu einer weitgehenden Erneuerung. Zwischen 1303 und 1337 gelang es dem Passauer Bistum den Besitz der Haichenbacher stückweise aufzukaufen. Nachdem mit Rudel von Haichenbach diese um 1337 ausgestorben waren, ließen die Bischöfe die bereits stark vernachlässigte Burg von ihren Pflegern wieder instand setzen. 1374 wurde die Herrschaft an die Grafen von Schaunberg verpfändet. Nach der für sie verlustreichen Schaunberger Fehde nahmen ihnen die Habsburger auch Haichenbach wieder ab und gaben es 1384 dem Passauer Bistum zurück. Allerdings verlangte Herzog Albrecht III für die Rückgabe der passauischen Donauburgen 8000 Pfund Pfennige.

Um 1430 setzte der von Bischof Leonhard als Pfleger eingesetzte Heinrich Nothaft dem Turm ein drittes Geschoß auf und schachtete einen Brunnen aus. Sein Sohn versuchte daraus ein Erbrecht auf die Burg abzuleiten, was ihm aber nicht gelang. Dennoch räumte er die Burg bis zu seinem 1486 erfolgten Tode nicht. 1491 bekam Simon Oberhaimer die Herrschaft als Leibgedinge. Er betätigte sich jedoch als Strauchritter und löste zahlreiche Beschwerden der Schiffsleute auf der Donau über willkürlich eingehobene Mautgebühren aus. Dies führte dazu, dass ihm die Burg von Bischof Wiguleus 1516 wieder abgelöst wurde. Da der Pflegschaftssitz bald danach nach Marsbach verlegt wurde, das nun als Oberpflegamt für die passauischen Besitzungen im Mühlviertel fungierte und Haichenbach unbewohnt blieb, begann ab 1529 der Verfall. Im Laufe der Zeit wurde sogar der Name der Burg vergessen. Man nannte sie nach einem in der Nähe gelegenen Bauernhof Kerschbaumerschlössl. Nach der Säkularisierung von 1803 wurde Haichenbach gemeinsam mit Marsbach versteigert und gelangte in private Hände. Die Ruine, um die sich etliche Sagen ranken, ist auch heute noch mit Marsbach verbunden und gehört Herrn Georg von Stradiot. Erste Sicherungsarbeiten begannen durch einen örtlichen Burgverein 1984. Eine umfassende Sanierung konnte 2002 abgeschlossen werden. Seither dient der Turm als Aussichtswarte, von der man einen herrlichen Blick über die Donau hat.

Die Ruine der einstigen Höhenburg liegt auf dem Grat des schmalen Felsrückens um den die Donau die Schlögener Schlinge zieht. Sie ist nur von Westen her leicht zugänglich, während an allen übrigen Seiten die Hänge steil zum Fluß abfallen. Die Anlage besteht aus einer überdimensionierten unverbauten Vorburg, die in Kriegszeiten wohl zur Aufnahme von Mensch und Vieh der Umgebung diente und einer im Vergleich dazu winzigen Hauptburg. Bei einer Gesamtfläche von 1450 m² entfallen auf die Hauptburg lediglich 270 m². Der viereckige Torbau auf der Angriffsseite im Westen dürfte Ende des 13. Jh. errichtet worden sein. Er wurde 1984 saniert bzw. teilweise rekonstruiert und mit einem neuen Dach versehen. Der davor liegende Halsgraben wird mittels einer Holzbrücke überwunden. Der einzige noch aufrecht stehende Bau der dahinter liegenden Hauptburg ist der mehrgeschossige quadratische Wohnturm. Er dürfte aus der gleichen Bauperiode wie der Torturm stammen. Seine Mauern bestehen aus Bruchsteinen und sind etwa 90 cm stark. Der Turm entsprach eigentlich nicht den Regeln des mittelalterlichen Burgenbaues, da ein Angreifer, der bereits das Tor erobert hatte, seine durch das Schild geschützte linke Seite dem Abwehrfeuer der Turmbesatzung zuwenden konnte und die rechte Hand zur Bekämpfung der Wachmannschaft frei hatte. Der schmale rundbogige Hocheinstieg lag an der Südostseite. Das Innere wurde durch zehn Schartenfenster beleuchtet. Auch dieser Turm wurde in der letzten Zeit saniert und durch den Einbau einer eisernen Stiegenanlage zugänglich gemacht. Da von ihm aber nur mehr eineinhalb Wände aufrecht standen, musste er zuvor entsprechend ergänzt werden. Von der restlichen Hauptburg stehen nur noch die Umfassungsmauern. Im Osten der spätgotischen Vorburg haben sich die Fundamente eines kleinen Rondells erhalten. Ihr äußerer Mauerring ist auch noch – wenn auch sehr verfallen – vorhanden. Die innere Verbauung ist jedoch restlos verschwunden.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – am nördlichen Ufer der Donau oberhalb der Schlögener Schlinge (ca. 30 Minuten Fußmarsch vom nächstgelegenen Parkplatz)

Besichtigung: die Ruine ist frei zugänglich


Weitere Literatur:


17.07.2004