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Marbach


Gemeinsam mit dem Minnesänger Dietmar von Aist tritt um 1145 Eberhard von Marbach in einer Urkunde als Zeuge auf, womit ein hier bereits bestehender Ansitz dokumentiert sein dürfte. Ulrich von Marbach nahm im Gefolge Ulrichs von Clam 1217 an einem Kreuzzug ins Heilige Land teil, von dem aber beide nicht mehr zurückkehrten. Bald danach kam Marbach mit den übrigen Besitzungen der Clam-Velburg an den Babenbergerherzog Leopold VI. 1275 wird im Ottokarischen Urbar erstmals ein castrum Marpach erwähnt. Es dürfte sich um eine Wasserburg gehandelt haben. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts ging die Lehenschaft vom Landesfürsten an die Wallseer über. Lehensnehmer war ab 1398 Sieghart Panhalm. Im 15. Jh. brannten die Hussiten die Burg nieder. Niklas Panhalm ließ die von ihnen zerstörte Kapelle wiederherstellen. Durch Heirat gelangte Marbach 1484 an Wolfgang von Rohrbach. Zu Beginn des 17. Jh. fiel das Lehen an Kaiser Ferdinand II zurück, der es 1611 an den Reichshofrat Johann Engelhofer neuerlich vergab. Bevor dieser ohne männlichen Erben starb, vermachte er das bereits von den Rohrbachern schlossartig ausgebaute Marbach dem Stift St. Florian. Diesem gelang es gegen Bezahlung von 500 fl das Lehen in Freies Eigen umzuwandeln. Das Schloss wurde in den Jahren 1706 bis 1710 stark ausgebaut, wobei der ursprüngliche Renaissancebau wesentlich verändert wurde. 1873 verkaufte das Stift das Schlösschen an die Familie Mayr aus Wien. Nun kam es zu einem häufigen Besitzwechsel, der bis nach dem Zweiten Weltkrieg anhielt. Derzeitiger Eigentümer ist Dr. Lothar Harmer, dessen Vater es 1947 erworben hatte. Bis 1956 diente das Gebäude als Strafgefangenenhaus der Anstalt Garsten. Heute wird das erstklassig renovierte Schloss wieder für Wohnzwecke genutzt.

Schloss Marbach besteht aus mehreren Bauteilen, die einen großen Hof an drei Seiten umgeben. Die vierte Seite wird von einer hohen Mauer abgeschlossen. Das Hauptgebäude ist ein dreigeschossiger neunachsiger Bau aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Es ist mit einem erneuerten Walmdach gedeckt. Die vier kleinen Scharwachttürmchen an den Ecken, die noch auf dem Vischer-Stich von 1674 zu sehen sind, wurden bereits beim Umbau von 1706/10 entfernt. Die Südseite des Wohngebäudes ist zwischen den beiden Obergeschossen mit einer gemalten Sonnenuhr geschmückt. Im Inneren schuf Giovanni Manfredo Maderni um 1714 die Stuckdecken, hinter denen sich zum Teil noch alte Holzbalkendecken verbergen. An der gegenüberliegenden Schmalseite des Hofes liegt der Wirtschaftstrakt. Die Südwestecke des Innenhofes wird von der barocken Schlosskapelle eingenommen. Sie stand ursprünglich frei, ist aber seit dem Barock-Umbau durch ein langgestrecktes Gebäude mit kreuzgratgewölbten Arkadengang im Erdgeschoß mit dem Wirtschaftstrakt verbunden. Sie wurde 1686/87 vom Mailänder Baumeister Carlo Antonio Carlone neu errichtet. Vermutlich wurde zuvor die alte romanische Kirche abgebrochen und als Baumaterial wieder verwendet. Der heutige, mit einem Zeltdach versehene Bau hat außen einen rechteckigen Grundriss mit abgeschrägten Kanten, während der Innenraum kreisförmig ist und vier kurze Kreuzarme wegstreckt. Die Flachkuppel ist mit einem Fresko geschmückt, das die Gemeinschaft der Heiligen darstellt. In den Zwickeln erkennt man die vier Evangelisten. Als Künstler wird ein Mitglied der Carlone-Werkstatt vermutet. Die Plastiken der Stuckaltäre wurden von Giovanni Battista Carlone geschaffen. Johann Michael Rottmayr schuf für den rechten Seitenaltar 1704 das Altarblatt, bei dem man sich nicht sicher ist, ob es sich um die Enthauptung der hl. Katharina oder der hl. Barbara handelt. Das Schloss ist an drei Seiten von einem Ziergarten umgeben.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 5 km nördlich von Mauthausen

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


11.07.2004