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Starrein


Der Name Starrein kommt vom slawischen Wort starosta, was soviel wie Herr oder Herrschaft bedeutet. Bereits im Jahr 1198 wird ein Ortlieb von Staren urkundlich erwähnt. Er und seine Nachkommen saßen jedoch auf dem sog. Hausberg, etwa 50 m östlich des heutigen Schlosses. Mitglieder der Familie sind bis in das 14. Jahrhundert hinein nachzuweisen. Die Herrschaft war ein Lehen der Grafen von Hardegg. Um 1366 wird erstmals eine veste ze Stareyn genannt, bei der es sich bereits um einen Vorgängerbau an der Stelle der jetzigen Anlage gehandelt haben dürfte. 1375 gehörte Starrein dem Edlen von Floyth. Von 1431 bis 1618 befand sie sich im Besitz der Stockhorner. Diese bauten um 1570 die alte Wasserburg in ein Renaissanceschloss um. Hans IV Stockhorner führte um 1576 in seinem Herrschaftsbereich den Protestantismus ein und setzte lutherische Prediger ein. 1582 hatte er Schwierigkeiten mit den Bauern des benachbarten Heinrichsdorfs, die die Robot verweigerten, worauf er die Viehherde des Dorfes nach Starrein treiben ließ. Der Streit konnte erst durch die Vermittlung des Propstes von Herzogenburg geschlichtet werden. Die Stockhorner dürften in der Gegenreformation ausgewandert sein. 1664 ist hier ein Graf Engel als Gutsherr bezeugt. 1698 übernahmen die Polheimer die Herrschaft, die sie 1734 an Sigmund Friedrich Reichsgraf von Khevenhüller verkauften. 1685 kam es zu einer teilweisen Erneuerung der Baulichkeiten. 1887 vernichtete ein Großbrand einen Teil des Schlosses, das aber bald wiederhergestellt werden konnte. Heutiger Eigentümer ist Dipl. Ing. Herbert Eichinger. Das Gebäude macht äußerlich einen ziemlich herabgekommenen Eindruck und bedarf dringend einer umfassenden Sanierung. Das Innere ist jedoch bewohnbar und zum Teil vermietet.

Das eher romantisch-burghaft wirkende Schloss liegt am östlichen Ortsrand des Dorfes Starrein. Es ist von einem weitläufigen Gutsbetrieb umgeben, der die Bauten der einstigen Vorburg nutzt. Ein isoliert stehender Torturm stellt den Rest der ehemaligen Außenbefestigung dar. Er wurde später barockisiert und mit einem Zeltdach versehen. Im großen Kartuschenmedaillon unterhalb seines profilierten Rundgiebels ist die Figur des hl. Nepomuk kaum mehr zu erahnen. Der ehemalige Wassergraben ist noch als Geländesenke zu erkennen. Ein kleinerer Teil ist auch heute mit Wasser gefüllt. Über ihn führt statt der ehemaligen Zugbrücke eine Steinbrücke mit gequaderten Pfeilern zum ehemaligen Gattertor aus dem 16. Jahrhundert. Darüber befinden sich ein Freskenrest und die Jahreszahl 1685, die auf die Bauarbeiten im 17. Jh. hinweist. Oberhalb des Torbereiches liegt die dreijochige Kapelle. Ihre drei großen Maßwerkfenster wurden vermutlich beim großen Umbau von 1570 eingesetzt. Sie zeigen noch Motive der Spätgotik wie Fischblasen und Vierpaß. Der mit Engeln und Fruchtgirlanden geschmückte Hochaltar wurde 1685 aufgestellt. Sechs großformatige barocke Bilder mit je zwei Aposteln in schwarzen Holzrahmen stammen ebenfalls aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die Kapelle konnte bis zur Errichtung der Ortskapelle im Jahr 1926 auch von den Dorfbewohnern benutzt werden.

Durch die breitgewölbte Einfahrt gelangt man in den kleinen unregelmäßigen Innenhof. Seine Süd- und Ostseite zeigen dreigeschossige Arkadengänge, deren Bögen im Erdgeschoß auf Pfeilern und in den Obergeschossen auf zierlichen toskanischen Säulen ruhen. Bemerkenswert sind die Formen der Renaissance-Rauchfänge, die aus der zweiten Hälfte des 16. Jh., aber auch von 1681 stammen. Die Erdgeschoßräume sind spitztonnen- oder kreuzgratgewölbt. An der Nordostseite des Schlosses steht ein vorspringender viergeschossiger Viereckturm mit spitzem Zeltdach. Er ist vermutlich aus dem mittelalterlichen Bergfried entstanden. Sein Inneres wird größtenteils nur durch die wenigen Schlitzfenster spärlich beleuchtet. Während die Fronten der Anlage vorwiegend durch den einstigen Bering bestimmt werden und daher eine ziemlich unregelmäßige Gliederung aufweisen, wurde dem Erstbau an der Ostseite ein regelmäßiger zweigeschossiger Wohntrakt mit Walmdach vorgesetzt. Seine regelmäßig angeordneten Fenster sind mit profilierten Steingewänden ausgestattet. Sie weisen gerade Verdachungen und gekehlte Sohlbänke auf. Dieser Wohnbau ist von außen über eine gerade Treppe zugänglich.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 8 km südöstlich von Geras

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


09.07.2004