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Halbenrain


An der Stelle des heutigen Schlosses stand im Mittelalter die Burg Haldenrain. Gemeinsam mit Weitersfeld, Brunnsee, Weinburg und Mureck schützte sie das breite Murtal, das eines der Haupteinfallstore für Feinde aus dem Osten darstellte. Die Burg war landesfürstlich und wurde 1244 von Herzog Friedrich II, dem Streitbaren, dem steirischen Landschreiber, also dem höchsten Finanzbeamten des Landes, Wittigo verliehen. Nach dessen Ermordung wurde sein Bruder Rüdiger Besitzer der Burg. Die späteren Lehensnehmer nannten sich nach der Feste Herren von Halbenrain. Im 15. Jahrhundert gelangte die Herrschaft an die Herren von Stubenberg. 1480/90 war die Burg von den Ungarn besetzt. Im 17. Jh. wurden die meisten mittelalterlichen Befestigungen abgebrochen und an ihrer Stelle ein neues Schloss errichtet. Um 1700 hatte Halbenrain neuerlich unter den Ungarneinfällen stark zu leiden. 1724 erwarben es die Grafen Stürgkh von den Vorbesitzern, den Grafen Althann. Nach einem Brand im Jahr 1767 wurde es weitgehend im Stil des Spätbarocks erneuert. Bekanntester Vertreter der Familie Stürgkh war Karl Graf Stürgkh, der während des ersten Weltkriegs Ministerpräsident Österreich-Ungarns war. Er wurde 1916 vom sozialistischen Politiker Friedrich Adler erschossen. Halbenrain hat im Zweiten Weltkrieg und in der schwierigen Zeit danach stark gelitten. Das Schloss wurde 1962/63 restauriert und blieb bis 1980 im Besitz der Familie Stürgkh, musste dann aber aus finanziellen Gründen an das Land Steiermark verkauft werden. Nach einer neuerlichen umfassenden Renovierung und Adaptierung wurde im Gebäude eine landwirtschaftliche Haushaltungsschule für Mädchen eingerichtet.

Das gepflegte Schloss liegt, hinter Bäumen versteckt, am östlichen Ortsende des gleichnamigen Marktes. Es ist ein dreigeschossiger Vierkanter um einen annähernd quadratischen Innenhof. Seine Nordfront ist mit zweiachsigen Eckrisaliten und einem Dreiecksgiebel über dem dreiachsigen Mittelrisalit ausgestattet. Das Sockelgeschoß ist durchgehend genutet. Über der von Nischen flankierten Einfahrt ist das Stürgkh-Wappen ebenfalls in einer gerahmten Mauernische angebracht. Links von der Torhalle liegt der Zugang zum Treppenhaus, das durch seine Rotmarmorsäulen und den drei spätbarocken Putten von Veit Königer in den Wandnischen recht repräsentativ wirkt. Zwei Hoftrakte sind im Erdgeschoß als Pfeilerarkaden ausgebildet. Sie sind heute verglast. Im östlichen Arkadengang findet man Wappensteine der Ratmannsdorf und der Stürgkh. Am Südtrakt des Hofes führt eine zweiläufige Freitreppe in den ersten Stock. Sie ist mit frühklassizistischen Vasen und Putten geschmückt. Vor dem durch Riesenpilaster betonten Mittelrisalit der Gartenseite tritt eine dreibogige Altane deutlich hervor. Auch an ihr findet man das Stürgkh-Wappen. Die Fenster des Mittelrisalits sind mit aufwändigen Verdachungen versehen. Von der Altane aus führt eine klassizistisch gestaltete und mit Steinvasen verzierte Freitreppe über einen wohl als Gartengrotte geplanten, heute aber als Werkzeugschuppen verwendeten Zwischenbau in den tiefer gelegenen weitläufigen Park, der sich bis zur Mur erstreckt. Von den alten Wehranlagen haben sich nur mehr Reste eines Rundturmes erhalten.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – ca. 6 km nordwestlich von Radkersburg

Besichtigung: nur von außen (inkl. Innenhof) möglich


Weitere Literatur:


07.07.2004