ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Brunnsee


Im 15. Jahrhundert stand hier ein bescheidener Landsitz, den die Pleßnitzer als Lehen der Herren von Pettau besaßen. Nach dem Aussterben der Pettauer wurde Brunnsee landesfürstlich und ging als Lehen zuerst an die Aspach und dann an die Khuenburger. Wegen der latenten Türkengefahr wurde der spätgotische Ansitz im 16. Jh. mit großen Teichen umgeben und zur Wasserburg ausgebaut. Als Johann Max von Khuenburg kinderlos starb, verkaufte seine Witwe die Herrschaft um 1658 an Karl Graf Breuner, dem bald andere Adelsfamilien wie die Trautmannsdorf und die Saurau folgten. Das heutige Schloss wurde um die Mitte des 17. Jh. errichtet. Baumeister war der Mailänder Bartholomeo Montiano, der den alten Renaissancebau teilweise abtragen und durch den Neubau ersetzen ließ. Teile der alten Substanz wurden beibehalten. Seine Glanzzeit erlebte das Schloss, als es von der aus Frankreich vertriebenen Herzogin Marie Caroline von Berry 1837 gemeinsam mit Weinburg erworben und als Sommersitz adaptiert wurde. Marie Caroline war die älteste Tochter von König Franz I von Neapel und Schwiegertochter des abgedankten französischen Königs Karl X. Sie hatte nach der Ermordung ihres Mannes, des Herzogs von Berry, den sizilianischen Adeligen Ettore Lucchesi-Palli geheiratet. Brunnsee wurde zum Mittelpunkt der Restaurationspolitik der Bourbonen. Die aus Paris und Neapel gewohnte prunkvolle Hofhaltung wurde beibehalten. Die Herzogin ließ einige Teiche trocken legen und den großen Schlosspark anpflanzen. Zur Herrschaft gehörte auch ein land- und forstwirtschaftlicher Musterbetrieb, der heute noch ein Ausmaß von ca. 6,5 km² hat. 1864 übernahm der Sohn der Herzogin, Prinz Heinrich von Bourbon, den Besitz. Ihm folgte 1871 sein Halbbruder Graf Adinolf Lucchesi-Palli. Seit damals gehört Brunnsee ebenso wie das benachbarte Weinburg seinen Nachkommen. Derzeitiger Eigentümer ist Graf Ferrante Lucchesi-Palli.

Das Schloss ist ein dreigeschossiger Vierkanter um einen rechteckigen Innenhof. Es liegt inmitten eines ausgedehnten Parks und wendet seine Schauseite einer großen Wiese zu. Über der neunachsigen Front erhebt sich ein schlanker quadratischer Uhrturm. Die Fassade wird durch einfache Bandgesimse zwischen den Stockwerken horizontal gegliedert. Ansonsten ist sie weitgehend schmucklos. Lediglich die Fenster weisen gerade Verdachungen und in den Obergeschossen Parapete mit vertieften Putzfeldern auf. Die dem Eingang vorgebaute Altane sowie das dreiachsige Attikageschoß mit dem Dreiecksgiebel wurden erst im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts errichtet. Im Inneren führt seit 1875 eine eindrucksvolle Wendeltreppe in die oberen Stockwerke. Zur gepflegten Inneneinrichtung zählen neben zahlreichen Portraits von Angehörigen der Bourbonen und Habsburger auch Möbelstücke aus dem Besitz des französischen Kaiserhauses. Von der Herzogin von Berry hat sich auch eine bemerkenswerte Porzellansammlung erhalten. Das architektonische Glanzstück von Brunnsee ist jedoch weniger das Schloss als der kleine Gartenpavillon unweit des Hauptgebäudes. Er war einst das gemauerte Mittelstück einer barocken Orangerie aus dem zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts, deren Flügel später abgerissen wurden. Die Vorderfront zeigt drei große Ochsenaugenfenster in üppiger Stuckrahmung. Über dem mittleren Fenster ist das Wappen der Saurau angebracht. Die reich gestaltete Stuckdecke zeigt ein Fresko des Grazer Malers Franz Ignaz Flurer von 1733. Es stellt die Freuden des Gartenbaues dar.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – ca. 7 km nordwestlich von Mureck

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


01.07.2004