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Senftenberg


Auf dem oberhalb des gleichnamigen Marktes gelegenen Burghügel bestand schon vor der ersten Jahrtausendwende eine Wehranlage, die der Bevölkerung als Zufluchtsstätte diente. Als gemauerte Höhenburg wurde Senftenberg durch die Hochfreien von Lengenbach errichtet, die auf Rehberg saßen. Verwandte von ihnen verwalteten die Burg. Sie nannten sich sowohl nach Senftenberg als auch nach dem benachbarten Minnenbach (Imbach). Zwischen 1197 und 1200 wird ein Ruedeger de Senftenberc genannt. Durch Heirat gelangte die Herrschaft sodann an den Kuenringer Wichard I von Zöbing. Nach dem Aussterben der Zöbinger 1232 fiel die Burg - wieder durch Heirat – an den Salzburger Karl von Gutrat. Nach einigen Erbschaften und Besitzteilungen erwarb Eberhard von Wallsee den Besitz, der nun meist von Pflegern bewirtschaftet wurde. Im Streit um die Vormundschaft des Herzogs Albrecht V wurde Reinprecht von Wallsee zum Anführer der Gegner Herzogs Leopold IV. Im Zuge der damit verbundenen Kämpfe kam es 1408 zur Eroberung und Zerstörung der Burg. Sie wurde anschließend wieder aufgebaut. Im 15. Jh. wurde die Herrschaft mit der Blutgerichtsbarkeit ausgestattet. 1483 starben die Wallseer aus. Barbara, die Tochter des letzten Wallseers, heiratete Sigismund Graf Schaunberg und brachte mit ihrem übrigen Erbgut auch Senftenberg in die Ehe mit. Um 1520 sollen sich in der Burg gefürchtete Straßenräuber versteckt gehalten haben. 1529 war sie als Zufluchtsort der Bevölkerung vor den Türken vorgesehen. Bis 1559 blieb Senftenberg bei den Schaunbergern und wurde von Pflegern betreut. Danach folgten die Freiherren Hoffmann zu Grünbichel. Sie waren militante Protestanten und wurden 1625 enteignet. Senftenberg war nun landesfürstlich und gelangte als Lehen an Johann Ulrich Fürst Eggenberg. Zwanzig Jahre später eroberten während des Dreißigjährigen Krieges die Schweden unter Torstensson die Burg und brannten sie nieder. Danach wurde sie nie mehr aufgebaut und blieb Ruine. 1717 verlieh Kaiser Karl VI die Herrschaft dem Grafen Gundaker von Starhemberg. Seine Nachkommen besitzen Senftenberg noch heute. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der weitere Verfall der ruinösen Bauten gestoppt. Ein örtlicher Burgverein kümmert sich um die Erhaltung der Ruine. In letzter Zeit ist man auf den etwas unglücklichen Gedanken gekommen, in ihr eine Antennenanlage zu errichten.

Der talbeherrschende Burghügel fällt im Westen steil gegen die Krems zu ab. Im Norden ist er durch einen ungewöhnlich tiefen Halsgraben vom weiter ansteigenden Bergrücken getrennt. An der Ost- und der Südseite ist die Burg von hohen geböschten Futtermauern umgeben, da der natürliche Schutz hier nicht mehr so gegeben ist, weil der Hang an dieser Seite sanfter abfällt. Die Anlage ist 90 m lang und 30 m breit. Der Zugang liegt an der Nordseite. Hier überspannt eine Holzbrücke auf zwei Pfeilern den Graben und führt zum Hauptportal. Es besteht aus zwei Toren. Ein breiteres führt in die Vorburg, während man durch das schmälere in einen Zwinger gelangt. Dieser wird durch ein Zwischentor unterteilt. Er endet beim dritten Tor, das in der drei Meter starken östlichen Schildmauer liegt und den Eintritt in den inneren Burghof ermöglicht. Der große Hof ist vorwiegend von den zerfallenen einstigen Wohnbauten umgeben. Gut erhalten ist jedoch die Ringmauer im Norden, die mit der hier 3,5 m dicken Schildmauer einen weiteren Zwinger bildet. Letztere dürfte einen doppelten Wehrgang mit Pultdach besessen haben. Die aneinander gereihten Schießfenster im obersten Geschoß sind noch komplett vorhanden. Auf Grund des hinter der Burg weiter ansteigenden Geländes musste ihre Nordseite entsprechend stark befestigt werden. Im spitzen Winkel zwischen der nördlichen und der östlichen Schildmauer steht ein mächtiger Turm, der unten rechteckig, in der Mitte oval und im oberen Bereich sechseckig war. Von diesem obersten Teil ist aber nicht mehr viel vorhanden. Ein solcher Turm kommt bei österreichischen Burgen äußerst selten vor. Er diente zur Sicherung des Tores und als Flankenschutz für die beiden Schildmauern. An der Hofseite ist an die nördliche Schildmauer der fast quadratische Bergfried angebaut. Sein Quadermauerwerk weist auf seine Erbauung in der Romanik hin. Von ihm stehen allerdings nur mehr zwei Mauerseiten aufrecht. Er und die nördliche Schildmauer stammen noch aus dem 12./13. Jahrhundert. Die Bauten der Vorburg wurden größtenteils im 15. und 16. Jh. errichtet. Am Fuße des Burgberges liegt die befestigte Wehrkirche St. Andreas. Sie war mit der Burg durch einen gedeckten Weg verbunden.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 7 km nordwestlich von Krems

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


29.06.2004