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Marsbach


Die Burg Marsbach liegt auf einem schmalen Bergrücken, der zur Donau hin steil abfällt. Die Lage war strategisch gut gewählt, da man von hier aus die Donau von Niederranna bis zur Schlögener Schlinge einsehen und kontrollieren konnte. Das castrum morspah inferioris wird mit Raffoldus de morspah 1075 erstmals schriftlich erwähnt. Allerdings handelt es sich bei dieser Urkunde um eine Fälschung. Gesichert ist jedoch Wernhard von Mortspach 1161. Die Burg gehörte den Bischöfen von Passau und wurde von ihnen als Lehen vergeben. Die hier sitzenden Marspacher waren Ministeriale des Bistums. Sie hielten die Burg über zweihundert Jahre lang, fielen aber immer wieder durch Fehden und Landfriedensbruch unangenehm auf. Schon 1222 zog König Heinrich VII die Burg ein und ächtete die Marsbacher, da sich diese an der Fehde des Grafen von Viechtenstein gegen das Bistum Passau beteiligt und letzteres schwer geschädigt hatten. Sie ließen sich jedoch nicht stören und setzten ihre Überfälle fort. Deswegen verfielen sie 1230 erneut der Reichsacht. Ein Jahr später unterwarf sich Ortolf I von Marsbach und wurde wieder mit seinen Gütern belehnt. Auf Grund von Familienstreitigkeiten eroberten seine Söhne Otto und Ortolf II 1267 die Burg und vertrieben ihren Vater. Der Streit konnte vom Passauer Bischof geschlichtet werden, doch hielt sich Ortolf I nicht an die Vereinbarungen und verkaufte die Burg an den Bischof von Passau um seine Söhne zu schädigen. Diese sahen sich um ihr Erbe betrogen, so dass nach dem Tode Ortolfs I die kriegerischen Auseinandersetzungen wieder aufflackerten. Die Brüder nahmen neuerlich die Burg ein und verheerten von hier aus zwischen 1278 und 1281 die umliegenden Besitzungen des Bistums. Ruhe trat erst wieder ein, als 1288 König Rudolf I die Herrschaft einzog und Herzog Heinrich von Bayern die Marsbacher mit Güter in Bayern abfand. Marsbach wurde wieder von den Bischöfen übernommen. Sie setzten Pfleger ein und verpfändeten es gelegentlich.

In der ersten Hälfte des 15. Jh. übergab das Bistum die Burg Stefan Kraft als Leibgedinge. 1486 war sie im Pfandbesitz von Othmar und Mattheus Oberhaimer. Auch sie entwickelten sich zu gefürchteten Fehderitter, die vor Landfriedensbruch nicht zurückschreckten. Allerdings hatte sich inzwischen die Rechtsauffassung geändert und Fehderitter wurden nunmehr als Raubritter bezeichnet und entsprechend verfolgt. 1520 wurde das Räubernest Marsbach von Herzog Ernst von Bayern und den Passauer Bürgern erobert. Letztere machten kurzen Prozess und ließen den gefangenen Othmar Oberhaimer enthaupten. Er und sein Freund Bernhard Zeller waren die letzten Fehderitter Oberösterreichs. Sie nahmen auch das gleiche Ende. Nun wurden wieder bischöfliche Pfleger eingesetzt. Die Herrschaft wurde zum Verwaltungszentrum der bischöflichen Besitzungen im westlichen Mühlviertel. 1528 wurde das Landgericht nach Marsbach verlegt. Bischof Otto von Trenbach ließ zwischen 1561 und 1590 die bereits baufällige Burg mit Ausnahme des Bergfrieds abreißen und durch einen Neubau ersetzen. Der Turm wurde als Ostabschluss in die Verbauung einbezogen. 1594 zählte Marsbach zu den verteidigungsfähigen Fluchtburgen in Österreich, die ständig in Schuss gehalten werden mussten. Dennoch wurde die neue Anlage 1610 vom Passauer Kriegsvolk erobert. Auch im oberösterreichischen Bauernkrieg von 1626 gelang es den Aufständischen unter dem Bäcker David Spatt die Besatzung zu überrumpeln, die dabei niedergemetzelt wurde. Die Burg wurde anschließend teilweise zerstört, aber bald wieder aufgebaut. Bis zur Säkularisation von 1803 blieb Marsbach bei den Passauer Bischöfen. Danach war es österreichisches Kammergut, wurde aber 1824 öffentlich versteigert. Nun kam es zu einem häufigen Besitzwechsel, der bis weit in das 20. Jahrhundert hinein andauerte. 1957/58 erfolgte eine durchgreifende Restaurierung und Modernisierung der Innenräume. Der damalige Besitzer Dipl. Ing. Norbert Mayer richtete in der Burg ein komfortables Schlosshotel ein. Es wurde jedoch nach wenigen Jahren wieder geschlossen. Heute gehört die Burg Herrn Georg von Stradiot.

Die Burg besteht aus mehreren Gebäuden. Laut einer im Hof angebrachten Tafel wurde der dreistöckige Hauptbau 1586 errichtet. Er liegt am Gelände der einstigen Vorburg und wendet seine Giebelseite der Donau zu. Sein Erdgeschoß ist wegen des unregelmäßigen Bodenniveaus nur teilweise mit Räumen versehen. In der Südwestecke des ersten Stocks liegt ein großer quadratischer Raum mit Kreuzgratgewölbe. Sein Wappenschlussstein ist mit 1585 bezeichnet. Im sog. Bischofszimmer des zweiten Stocks haben sich zwei schöne Renaissancetüren sowie eine Kassettendecke mit floralen Ornamenten erhalten. An die Nordwestecke ist ein spätmittelalterlicher Rundturm angebaut, der kantige Schlüssellochscharten zeigt. Die Nordostfront wird durch auf Konsolen aufsitzende Abtritterker belebt, die offenbar - nach einer gewissen Modernisierung - noch immer ihrem ursprünglichen Verwendungszweck dienen. Die anschließende Wehrmauer führt zu einem Schalenturm, der in der Renaissancezeit zu einem Uhrturm ausgebaut wurde. Sein Uhrwerk und das Zifferblatt stammen aus der Zeit um 1600. An den Wohnbau schließt im Südosten ein langgestreckter zweigeschossiger Flügel an, der im Osten an den alten quadratischen Bergfried grenzt. Dieser stammt vom Ende des 13. Jahrhunderts. Sein Inneres wird nur durch schmale Schlitzfenster beleuchtet. Er war ursprünglich von einer Wehrplattform abgeschlossen, doch wurde diese später mit einem flachen Zeltdach überbaut. Eine Konsolreihe im obersten Stock deutet darauf hin, dass sich hier einmal ein Wehrgang befunden hat. Hinter dem Bergfried liegt ein rechteckiges Plateau, das noch von Resten der einstigen Wehrmauer umgeben ist. Vermutlich befand sich hier die im 16. Jh. geschliffene Altburg. Der schmale schluchtartige Hof ist weitgehend schmucklos. Die gerade Außentreppe sowie die eisernen Fensterläden sind wohl Zutaten des 19. Jh. An der gegenüberliegenden Seite der an der Burg vorbeiführenden Straße liegt, etwas erhöht, der aus dem 16. Jh. stammende Meierhof. Er dient heute als Fremdenpension.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 3 km östlich von Niederranna

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


27.06.2004