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Puchenau


Schloss Puchenau ist aus einem Gutshof entstanden, den Christoph Ernst Graf Schallenberg um 1674 zu einem Schloss erweitern ließ. Verschiedene im Inneren angebrachte Jahreszahlen deuten darauf hin, dass die Innenausstattung nicht vor 1687 abgeschlossen wurde. Schallenberg hatte vor 1670 den Großteil seines oberösterreichischen Besitzes verkauft und Puchenau sollte Zentrum der verbliebenen Herrschaft werden. Er veräußerte es aber bereits 1693 an den Freiherrn Dr. Augustin von Eberhard. Über dessen Tochter gelangte Puchenau 1704 an den Grafen Ehrgott von Kuefstein. Ebenfalls durch Heirat wurde 1749 Joseph Wenzel Graf Thürheim Schlossherr. Die Herrschaft wurde mit jener von Hartheim vereinigt. Zum damaligen Landgut gehörte auch die Überfuhr über die Donau. 1752 gelangte es in bürgerlichen Besitz. Das Schloss wurde mehrmals als Kriegslazarett verwendet, so von 1740 bis 1748 im Österreichischen Erbfolgekrieg und während der napoleonischen Kriege. Die Eigentümer wechselten relativ rasch, bis 1961 der Industrielle Karl Leitl das bereits teilweise ruinöse Schloss kaufte. Er ließ die Kriegsschäden beheben, baute es kräftig aus und machte es 1973 zum Sitz der Firmenleitung seiner Bau- und Ziegelbetriebe. Nach dem 1989 erfolgten Erwerb durch die ÖRAG-Immobilien Gmbh wurde Schloss Puchenau zum „Ertragsobjekt“ neuerlich um- und ausgebaut. Heute ist es nur mehr von weitem als Schloss zu erkennen. Vor allem im Innenhof hat es seinen Charakter durch Aufstockung und den Einbau von modernen Aufzugs- und Treppentürmen völlig verloren. Sein Inneres ist in Wohnungen und Büros unterteilt. Ein Raum dient der Gemeinde als Trauungssaal. Gelegentlich finden im Schloss Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen statt.

Das Schloss war bis vor wenigen Jahrzehnten ein schmuckloser U-förmiger Bau, der mit den dazugehörigen ebenerdigen Wirtschaftstrakten und Stallungen einen unechten Vierkanter bildete. Die 11-achsige Hauptfront ist der Donau zugekehrt. Wehranlagen waren nie vorhanden. Als Baumaterial wurden Bruchsteine, für die oberen Stockwerke aber Ziegel verwendet. Bei den letzten Umbauten wurden an Stelle der Wirtschaftsbauten moderne Wohn- und Bürotrakte errichtet und bis zur Höhe des Altbaues hochgezogen. Karl Leitl baute verschiedene Architekturteile, die er aus diversen Abbruchobjekten retten konnte, im Schloss ein. An der Schmalseite des Donauflügels liegt ein barockes Segmentbogenportal von 1725/28. Auf seitlich übereck gestellten Pilastern ruht eine mehrfach geschweifte Giebelverdachung. Dieses Tor stammt vom 1963 abgebrochenen Starhemberg’schen Freihaus in Linz und wurde hierher übertragen. Es wird Johann Michael Prunner und Johann Michael Herstorffer zugeschrieben. Von der kleinen Vorhalle führt eine Treppe in die beiden oberen Stockwerke. Eine breite, korbbogige Toreinfahrt mit manierierter Rustikarahmung führt etwas weiter nördlich in den rechteckigen Hof. Auch sie dürfte sekundär verwendet worden sein. Die Erdgeschoßräume des Altbaues sind vorwiegend mit barocken Kreuzgrat- und Tonnengewölben ausgestattet. In der Stiegenhalle des ersten Stocks wurde nach 1965 ein bemerkenswertes manieristisches Portal mit intarsierter Holzrahmung und gesprengtem Dreieckgiebel eingesetzt. Die Innenräume sind ungewöhnlich hoch. Im zweiten Obergeschoß hat sich eine schöne barocke Stuckdecke mit dem Allianzwappen der Familien Schallenberg und Schifer von 1683 erhalten. Verschiedene barocke Ausstattungsstücke, wie Schmiedeeisengitter oder Fragmente von Holzdecken wurden erst in den 60er Jahren des 20. Jh. eingebaut.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 3 km westlich von Linz-Urfahr

Besichtigung: teilweise möglich


Weitere Literatur:


12.06.2004