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Kornberg


In der zweiten Hälfte des 12. Jh. beauftragten die Ritter von Riegersburg-Wildon ihre Lehensleute, die Herren von Kornberg, hier auf den Ausläufern eines schmalen Höhenrückens über dem Auersbachtal eine Burg zu errichten. Sie hatte die Aufgabe, den Zugang zur Riegersburg zu sichern. Im Jahr 1284 scheint erstmals ein Friedrich von Kornberg als Dienstmann der Wildoner urkundlich auf. Nach deren Niedergang waren die Wallseer die Dienstherren der Kornberger. Aus finanziellen Gründen musste Ortolf von Kornberg 1308 die Burg den Wallseern verkaufen. Kornberg war wie die Riegersburg ein landesfürstliches Lehen, mit dem Herzog Otto 1331 Ulrich von Wallsee betraute. Dieser gab es als Afterlehen an Ulrich von Graben weiter, dessen Nachkommen hier über 200 Jahre lang lebten. Sie bauten die Befestigungen weiter aus. Andrä, der letzte Vertreter der Ritter von Graben vermachte 1543 die „Veste und das Geschloß Khornberg“ seinem Vetter Helfrich von Kainach. Nun entbrannte ein langwieriger Streit zwischen den Kainachern und den Herren von Stadl, die ebenfalls Anspruch auf die Erbschaft erhoben. Letztere konnten sich 1584 endgültig durchsetzen. 1627 fiel die Herrschaft vorübergehend an die Freiherren von Kollonitsch, da zuvor Gottfried Freiherr von Stadl testamentarisch verfügt hatte, daß nur katholische Nachkommen seiner Familie den Besitz übernehmen dürften. Damals war aber fast der gesamte steirische Adel protestantisch. 1638 gelang es aber der Familie Stadl durch einen Vergleich, Kornberg erneut zu übernehmen. Diese Erbstreitigkeiten dürften sich auf den Baubestand negativ ausgewirkt haben, denn 1660 wird das Schloß als „ganz bauföllig“ bezeichnet. 1666 heiratete der 25 jährige Hans Rudolf von Stadl die Besitzerin der Riegersburg Katherina Elisabeth von Galler, die bereits das 66. Lebensjahr erreicht hatte. Die Ehe hielt nur drei Jahre. Franz Leopold von Stadl schrieb von 1732 bis 1741 auf Kornberg sein neun Bände umfassendes Geschichtswerk „Hellglänzender Ehrenspiegel des Hertzogthumb Steyer“. Die Stadl bauten Kornberg im 18. Jh. aus und gaben ihm sein heutiges Aussehen. Sie besaßen die Herrschaft bis 1825. Nach dem Tod des Freiherrn Leopold von Stadl kaufte sie Fürst Johann I von und zu Liechtenstein. Sein Sohn Franz veräußerte 1871 das bereits etwas heruntergekommene Schloß an Charles Francois Conte Bardeau, der es im Stil der Zeit restaurieren und wohnlich einrichten ließ. Der aus Frankreich stammende Bardeau war mit Handelsgesellschaften und Werften in Triest reich geworden. 1911 wurde seine Familie durch Kaiser Franz Joseph in den österreichischen Grafenstand erhoben. Seine Nachkommen sind auch heute noch die Besitzer und Bewohner des Schlosses.

Obwohl Kornberg weder von den Türken, noch von den Ungarn je angegriffen wurde, hat es sein wehrhaftes Aussehen bis heute bewahrt. Es ist eine unregelmäßige fünfeckige Anlage mit vier Ecktürmen. Der massige achteckige Eckturm im Nordwesten der Anlage ist vermutlich aus dem mittelalterlichen Bergfried hervorgegangen. Er ruht auf einem hohen viereckigen Unterbau. Die Zufahrt zum Schloß liegt an der Ostseite. Eine Steinbrücke führt über den trockenen Graben zum zweigeschossigen Torbau. Rechts und links davon sind noch aufgemauerte Basteien vorhanden. Der turmartige Torbau ist mit einem steilen Keildach versehen. Dem Rundbogenportal wurde später eine Umrahmung vorgeblendet, die zwei das Tor flankierende Nischen mit großen Steinvasen einschließt. Über dem Tor ist das Wappen der Grafen Bardeau angebracht. Der fünfeckige Innenhof wird von zweigeschossigen Wohntrakten umschlossen. Ihnen sind ebenfalls zweigeschossige Renaissance-Arkaden vorgesetzt, wobei diese im Erdgeschoß offen, im ersten Stock aber verglast sind. Die breiten Bögen ruhen auf besonders wuchtigen Pfeilern. Im Hof steht ein Brunnen mit einem kunstvoll gearbeiteten schmiedeeisernen Aufsatz aus dem 17. Jh. Einer der schönsten Räume des Schlosses ist die im Osttrakt liegende, dem hl. Andreas geweihte, zweigeschossige Kapelle, deren Chor mit dem aufgesetzten Turm aus der Außenfront vorragt. Sie bestand schon im 14. Jh., wurde aber 1566 im Gefolge der Unruhen der Reformationszeit zerstört und 1638 durch die Familie Stadl neu errichtet. Hier befindet sich auch deren Familiengruft und etliche Grabplatten aus dem 17. und 18. Jh. Im Chor der Kapelle steht der Hochaltar mit einem Kreuzigungsbild von 1636. Zwei Stifterreliefs weisen auf die Herren von Stadl hin. Die Privaträume der Familie liegen im ersten Stock, wo sich auch die Repräsentationsräume befinden, die vor allem für Ausstellungen genützt werden. Das Schloß ist im Stil des Historismus eingerichtet. Viele Einrichtungsgegenstände wurden vom Tischler Johann Kern am Ende des 19. Jh. gefertigt. Bemerkenswert sind die aufwendig hergestellten Ledertapeten. Vom alten Möbelbestand haben sich einige qualitätvoll gearbeitete Schränke aus dem 18. Jh. erhalten.

Auf der südlich des Schlosses gelegenen Bastei liegt ein runder Gartenpavillon mit Kegeldach aus dem 18. Jh., dessen Eingang mit Tonreliefs und einem Medaillon mit einem römischen Kaiserkopf verziert ist. Die Zinnen der das Schloß umgebenden Mauer sind eine historistischer Zutat des 19. Jh. Nicht erhalten ist das äußere Torgebäude mit seinem Rustikaportal. Auch das Gartenhaus an der Nordseite mit seiner geschwungenen Freitreppe und dem Wasserbasin ist heute verschwunden. Das vor dem Schloß gelegene wehrhafte, zweigeschossige Stallgebäude aus dem 17. Jh. wurde im 19. Jh. im Geist des Historismus erneuert und mit Schlüssellochscharten und turmartig abgesetzten Eckhauben ausgestattet. Es diente heute für kulturelle Veranstaltungen sowie der Schlossgastronomie für Rittermahle und Burgfeste. Der gegen Ende des 19. Jh. im Norden des Schlosses nach englischen Vorbildern angelegte Schlosspark birgt einige botanische Raritäten. Das nahe bei Feldbach gelegene Kornberger Torhaus aus dem 17. Jh., das die ehemalige Herrschaftsgrenze markierte, wurde von Karl Heinrich Graf von Bardeau nach eigenen Plänen 1922 neu errichtet.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – ca. 4 km nördlich von Feldbach

Besichtigung: vom 2. März bis 23. Dezember täglich von 10.00 bis 18.00. Neben der Dauerausstellung über den Familienbesitz gibt es auch wechselnde Sonderausstellungen z. B. zu Ostern und in der Adventzeit

Homepage: www.schlosskornberg.at


Weitere Literatur:


24.08.2002