ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Laa/Thaya


Die einst von einem Wassergraben umgebene Burg diente ursprünglich als Sperrwerk zur Füllung der Wallgräben außerhalb der Stadtmauern. Sie wird mit dem Ort bereits 1150 urkundlich erwähnt, aber erst im 15. Jh. in eine vierflügelige Wohnburg umgewandelt. Diese scheint 1413 erstmalig auf. Die Gegend um Laa gehörte im 12. Jahrhundert vorwiegend den Hochfreien von Machland und nach deren Aussterben den Herren von Clam-Velburg. Um 1190 kam der Marktort Laa durch Kauf an Herzog Leopold V. Sein Sohn Leopold VI, der Glorreiche, ließ ihn mit einer Mauer umgeben und zur Stadt ausbauen. Unter den letzten Babenbergern wurde die Burg zum Streitobjekt. Przemysl Ottokar II plante, sie zu einem Angelpunkt in seinem Großreich zu machen. Von den eingesetzten Burghauptleuten spielte Wernhart Preuzzel um die Mitte des 13. Jh. eine bedeutende politische Rolle. Laa war eine wichtige Grenzfeste gegen Mähren und wurde als Schlüssel zum Haus Habsburg bezeichnet.1406 überrumpelte der mährische Ritter Johann Sokol von Lamberg die Besatzung der Feste und verheerte von hier aus die Umgebung. Eine einst über dem Burgtor angebrachte Tafel berichtete, dass der kaiserliche Hauptmann von Laa, Niklas Seebeck von Sebenstein, 1413 die Burg wohnlich umbauen ließ. 1482 gelang es den Truppen des Matthias Corvinus Stadt und Burg erst nach einer längeren Belagerung einzunehmen. In der zweiten Hälfte des 16. Jh. war sie bereits weitgehend verfallen, wurde aber 1576/78 durch die Stadt wieder hergerichtet. 1619 war sie von Matthias Thurn besetzt. Im Dreißigjährigen Krieg richteten die Schweden unter General Montaigne an der Burg größere Schäden an. Sie blieb landesfürstlich und wurde bis ins 19. Jahrhundert als Lehen an die Trautson, Puchheim, Auersperg und Liechtenstein vergeben. Danach gelangte sie in bürgerliche Hände. 1866 nahmen in der Burg Teile der preussischen Armee Quartier. Durch Artilleriebeschuss kam es 1945 zu größeren Zerstörungen. In jüngster Zeit wurde die Burg von der Stadtgemeinde Laa erworben. Eine Generalsanierung ist geplant. Anschließend soll die Burg für Besucher geöffnet werden.

Die Burg liegt in der Nordostecke der Stadtmauer und war in diese integriert. Von der ursprünglichen Anlage sind nur mehr die zinnenbekrönte Umfassungsmauer mit dem großen Rundturm in der Südwestecke sowie der quadratische Turm in der Nordostecke erhalten. Letzterer ist noch mit gotischen Fenstergewänden versehen. Er ist bis zur Höhe der Ringmauer aus Bruchsteinen aufgemauert. In der ersten Hälfte des 15. Jh. wurde er in Ziegelbauweise um acht Meter erhöht. Der ursprüngliche Hocheinstieg lag in etwa halber Höhe des Turmes neben der östlichen Ringmauer. Er ist heute ebenso vermauert wie die Zinnen am Dach. Die östliche Hofmauer war zugleich Teil der Stadtmauer. An sie dürfte der Palas angebaut gewesen sein. Nach seinem Verschwinden hat man die 17 m hohe Mauer durch einen Strebepfeiler verstärkt. Der im unteren Teil etwa 2 m starken Ringmauer war außen ein hölzerner Wehrgang vorgebaut, was ansonsten kaum vorkam. (Wehrgänge liefen meist innen, knapp unterhalb der Zinnen die Mauer entlang.) Ein innenseitiger Wehrgang war in der Burg Laa übrigens ebenfalls vorhanden. Der äußere Vorbau dürfte aber bereits im 16. Jh. wieder abgekommen sein. Seine Konsolen und Balkenlöcher sind noch zu erkennen. Die im Innenhof an die Umfassungsmauer angebauten bescheidenen zweigeschossigen Gebäude wurden um 1800 errichtet. Sie sind mit Pultdächern versehen.

Besonders gut erhalten ist der markante Rundturm aus dem 15. Jahrhundert, der das Tor sicherte und auch als Bergfried bezeichnet wurde. Er war mit zwei, von Konsolen getragenen Wehrgängen sowie einer Pechnase bewehrt. Der doppelte Kragsteinkranz ist gut erhalten. Das oberste Geschoß ist als Wehrplattform mit Schießscharten ausgestattet. Im Inneren des fünfgeschossigen Turmes haben sich teilweise romantische Malereien aus dem 19. Jahrhundert erhalten. So wird im ersten Geschoß durch Architekturmalereien ein Verlies vorgetäuscht. Das zweite Geschoß war als Studierstube dekoriert und das dritte diente offenbar als gemütliche Trinkstube. Der Turm kann vom Hof aus durch ein Spitzbogenportal aus dem 15. Jh. betreten werden. Das daneben liegende Eselsrückenportal sowie die gotisierenden Fensterrahmen der oberen Stockwerke wurden erst im 19. Jh. eingebaut. An der Nordseite der Umfassungsmauer befindet sich ein kleines Ausfalltor, das eine Putzquaderung aus dem 19. Jh. zeigt. Im letzten Drittel des 19. Jh. wurde die Brücke, die dort den Zugang ermöglichte, abgebrochen. Der breite Zwinger, der die Anlage einst umgab, ist noch teilweise vorhanden. Die einst vom Mühlbach gespeisten Wassergräben sind spurlos verschwunden.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 25 km nordwestlich von Mistelbach

Besichtigung: meist nur von außen möglich, der Hof ist zugänglich


Weitere Literatur:


10.06.2004