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Kittsee - Neues Schloss


Anfangs des 17. Jahrhunderts wurde unweit der alten Burg ein Meierhof errichtet. Dieser wurde 1668 unter Johann Graf Listy zu einer hufeisenförmigen Renaissance-Anlage mit Freitreppe und einem Zwiebelturm darüber erweitert. Sie wurde Neues Schloss genannt. 1676 kam die Herrschaft an Paul Graf Esterházy. Der Umbau im Barockstil erfolgte in den Jahren 1730 bis 1740 durch einen Wiener Baumeister, den Paul Anton Fürst Esterházy dazu beauftragte. Gelegentlich wird Lukas von Hildebrandt genannt, doch scheint es sich eher um einen Schüler von ihm gehandelt zu haben. Damals wurde die Außentreppe abgetragen und durch die beiden Innentreppen ersetzt. Kaiser Karl VI und Kaiser Franz I waren prominente Jagdgäste der Familie Esterházy. Auch Maria Theresia genoss die Gastfreundschaft des Fürsten Nikolaus, wenn sie nach Preßburg reiste. 1870 gelangte Kittsee an die Familie Batthyány-Strattmann.Prominentester Schlossbesitzer war Dr. Dr. Ladislaus Fürst Batthyány-Strattmann. Er hatte Kittsee 1897 von seinem Vater geerbt. Da er als prominenter Augenarzt mittellose Patienten gratis zu behandeln pflegte, wurde er als „Arzt der Armen“ bezeichnet. Das Krankenhaus in Kittsee wurde von ihm aus eigenen Mitteln errichtet. Dr. Ladislaus Fürst Batthyány Strattmann starb 1931 und wurde später vom Papst selig gesprochen. Das Schloss wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts teilweise im Stil des Historismus außen und innen verändert. Die Nachkriegszeit brachte dem Neuen Schloss schwere Schäden. Es wurde von der Familie Batthány-Strattmann verkauft. Der neue Eigentümer benützte das Schloss als Hühnerfarm und veräußerte alles Brauchbare. 1969 erwarb es die Marktgemeinde Kittsee. In den Jahren 1969 bis 1974 erfolgte eine Generalsanierung. Dabei wurden die bis dahin verbauten Arkaden im Erdgeschoß wieder geöffnet. Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten wurde im Schloss ein Volkskundemuseum eingerichtet, das auf den Raum Ost- und Südosteuropa spezialisiert ist.

Schloss Kittsee liegt nur acht Kilometer von der heutigen slowakischen Hauptstadt Bratislava entfernt. Die zweigeschossige Anlage besteht aus einem neunachsigen Haupttrakt, an den kurze Seitenflügel rechtwinkelig angebaut sind und so einen Ehrenhof bilden. Der breite fünfachsige Mittelrisalit geht auf den Ausbau unter Paul Anton Esterhazy zurück. Er ist mit einem überhöhten Mansardendach versehen, das den seitlich geschwungenen, in der Mitte dreieckigen Giebel überragt. Der von acht muskulösen Atlanten getragene Vorbau der Altane stammt vom Palais Grassalkovich in Preßburg. Er wurde in der ersten Hälfte des 18. Jh. errichtet, aber 1909 nach Kittsee gebracht und an die Parkfront des Schlosses angebaut. Um diese Zeit wurde auch die Tordurchfahrt in eine Schlosskapelle umgewandelt. Diese wurde beim letzten Umbau profaniert und dient heute als Rezeption des Museums. Prächtige Werke des Historismus sind die Kunstschmiedearbeiten des Schlosstores und der Prunkstiege. Zwei repräsentative Treppenläufe führen in die Beletage zum fünfachsigen Festsaal. Er nimmt die gesamte Tiefe des Gebäudes ein. Sein Deckenstuck stammt zum Teil aus der Zeit um 1740. Die Wände sind durch ionische Pilaster gegliedert. Über den seitlichen Kaminen hängen Porträts von Kaiser Franz Joseph und der Kaiserin Elisabeth. Sie sind Werke von Franz Rusz und mit 1859 datiert. Der quadratische Saal wird heute gerne für Konzerte verwendet.

An ihn schließt der kleinere Jagdsaal, dessen barockes Stuckmedaillon an der Decke eine Hirschjagd zeigt. Zahlreiche stuckierte Supraporten mit kriegerischen Trophäen schmücken vor allem die Gänge. Die Batthyány-Strattmann’sche Bibliothek mit ihren kunstvollen Holzeinbauten konnte 1981 wiederhergestellt werden. Unter den Kachelöfen des Schlosses fällt einer aus der Jugendstilperiode auf. Das Gebäude war bis zum Ende des 19. Jh. von einem Wassergraben und wehrhaften Mauern mit Basteien umgeben. Von den vier Eckbastionen des 17. Jh. hat sich von einer das Mauerwerk noch erhalten. Das schmiedeeiserne Parktor zwischen den von Vasen und Voluten gekrönten rustizierten Pfeilern diente zuvor bei der Weltausstellung in Paris von 1900 als Portal zum österreichisch-ungarischen Pavillon. Der Park wurde anlässlich der Eheschließung von Dr. Ladislaus Fürst Batthyány als Landschaftsgarten nach englischem Vorbild angelegt. Vor dem Gebäude befand sich ein großes Becken, in dem ein imposanter Achillesbrunnen stand, doch wurde dieser 1964 nach Amerika verkauft. Einer Überlieferung zufolge führte einst eine Lindenallee vom Schloss bis zur Burg von Bratislava. Seit 2003 wird an der Rekonstruierung des historischen Parks gearbeitet.

Lage: Burgenland/Nordburgenland – ca. 15 km südöstlich von Hainburg

Besichtigung: täglich geöffnet von 10.00 bis 16.00 (im Sommer bis 17.00), geschlossen vom 24. Dezember. bis 2. Jänner

Homepage: www.schloss-kittsee.at


Weitere Literatur:


08.06.2004