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Ottensheim


Um 1148 gehörte Ottensheim den hochfreien Brüdern Udalrich und Cholo von Wilhering, den Stiftern des gleichnamigen Klosters. Der Enkel von Cholos Tochter, Otto von Schleunz trat die Herrschaft 1227 an Herzog Leopold VI den Glorreichen ab. Ottensheim blieb nun 300 Jahre lang landesfürstlich und wurde bis 1331 von Burggrafen verwaltet. Danach war es bis 1461 im Pfandbesitz der Wallseer. 1352 fielen die Rosenberger in das Mühlviertel ein und plünderten auch die Burg, doch gelang es Eberhard von Wallsee sie bei Hellmonsödt und Freistadt zu schlagen. Zwischen 1461 und 1492 hatten die Brüder Heinrich und Christoph von Liechtenstein die Pfandherrschaft inne. Sie waren Parteigänger des Matthias Corvinus. In einer Fehde gegen Kaiser Friedrich III zerstörten sie die landesfürstlichen Burgen Edramsberg und Schönering. Nach ihrer Niederlage verloren sie ihre Besitzungen entschädigunslos. Danach war Ottensheim dem Landeshauptmann Wolf Jörger von Tollet verpfändet. 1524 erhielt Nikolaus Rabenhaupt von Sucha, der Kanzler des Königs Ferdinand I, Markt und Burg als Lehen und bereits drei Jahre später als Freies Eigen. Er ließ die alte Burg modernisieren und in ein Renaissanceschloss verwandeln. Hilliprand Jörger wurde 1551 Herr von Ottensheim, doch wurde es 1592 an die oberösterreichischen Landstände verkauft. 1594 wird es zur verteidigungsfähigen Fluchtburg bestimmt. Als 1621 Kurfürst Maximilian von Bayern große Teile des Landes als Pfandbesitz hielt, schenkte er die Burg 1625 dem Linzer Jesuitenkolleg. Zwei Jahre später erhielt Ottenstein die Landgerichtsbarkeit zugestanden.

Einem Stich von Matthias Merian von 1649 ist zu entnehmen, dass damals alle Gebäudeteile mit Ausnahme des Bergfrieds ruinös und bereits dachlos waren, doch ist am Vischer-Stich von 1672 nichts mehr davon zu bemerken. Als das Kolleg 1773 aufgehoben wurde, kam die Herrschaft zuerst an den Studienfonds, wurde aber 1804 an Dr. Georg Preuer verkauft. Zu den zahlreichen Besitzern des 19. Jh. zählten die Grafen Coudenhove (1863) sowie Karl Pfeiffer von Weissenegg (1895). Letzterer ließ größere bauliche Veränderungen vornehmen. Da sich das Schloss ab 1936 im Besitz der englischen Familie Wightman befand, wurde es zuerst vom Deutschen Reich beschlagnahmt und als Forstverwaltung der Wehrmacht verwendet. Nach Kriegsende waren hier russische Besatzungssoldaten untergebracht. In dieser Zeit erlitt das Gebäude schwere Schäden. Sogar Teile des Dachstuhls sollen verheizt worden sein. Nach dem Staatsvertrag von 1955 erfolgte die Rückgabe an die rechtmäßigen Eigentümer. Diese lebten jedoch in Afrika und konnten sich kaum um das Schloss kümmern, das weiter verfiel. Erst als Captain Ansell dieses 1981 verschenkte und die neue Besitzerin es 1988 an die Familien Wildmoser, Pichler und Schützeneder verkaufte, konnte an eine umfassende Restaurierung geschritten werden. Das heute wieder bestens gepflegte Gebäude ist in Privatbesitz und wird bewohnt.

Schloss Ottensheim liegt auf einem gegen die Donau zu vorspringenden Granitfelsen über dem gleichnamigen Markt. Es geht in der Bausubstanz zwar auf das Mittelalter zurück, wurde aber mehrmals umgebaut und modernisiert. Das bis zur letzten Renovierung mit Holzschindeln gedeckte Schloss hat einen hakenförmigen Grundriss. Der West- und der Südtrakt sind seit dem 18. Jh. abgekommen. Im Nordtrakt steckt wohl die mittelalterliche Hauptburg. Ein von zwei Steinlöwen flankierter Treppenaufgang führt zum balkonartigen Portalvorbau im ersten Stock. Bei den mächtigen Außenmauern im nördlichen Bereich dürfte es sich um die ehemalige mittelalterliche Wehrmauer handeln. Der untere Teil des mächtigen vierseitigen Bergfrieds ist noch romanisch, doch wurde er bei Umbauten in der zweiten Hälfte des 19. Jh. ab dem ersten Stock in Ziegeln neu aufgemauert. Damals wurden auch die beiden großen Fenster eingebaut. Im ersten Stock liegt die ehemalige Burgkapelle. Sie weist ein Kreuzgratgewölbe auf. Unterhalb des Flachdaches sind an den Ecken des Turmes zierliche Runderker angesetzt, die oben zu kleinen Türmchen mit winzigen Zwiebelhelmen ausgebildet sind. Dem leicht geknickten Ostflügel ist an der Südostecke ein Rundturm angebaut. Er stammt aus der Renaissancezeit. 1894/97 wurde ihm ein auf Konsolen vorkragender Oberteil aufgesetzt, der mit einem Kegeldach und einer Laterne ausgestattet ist. An der Südwestkante springt ein runder Renaissance-Erker vor. Ein Teil des Ostflügels ist an der Hofseite im Obergeschoß als Renaissance-Arkadengang mit toskanischen Säulen ausgebildet. In der Südwestecke der hofseitigen Ummauerung steht der eingeschossige Bau des späthistoristischen Schlosstheaters. Es wurde in den Jahren 1896 bis 1902 von Ferdinand Fellner und Herman Helmer erbaut. Über dem Zuschauerraum ist eine niedrige Glaspyramide angebracht. Von der ehemaligen bunten Stuckausstattung sind nur noch spärliche Reste vorhanden. Das Theater wurde noch in den 30er-Jahren des 20. Jh. bespielt. An der Ostkante des Schlossberges liegt der ehemalige Torbau. Er wurde im 15. Jh. erbaut und im 19. Jh. in ein Wohnhaus umgewandelt. Seine Toreinfahrt ist spätgotisch, ebenso die kreuzgratgewölbte Torhalle mit seitlichen Sitznischen. Das Schloss ist von einem drei Hektar großen Landschaftspark umgeben.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 10 km nordwestlich von Linz

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


06.06.2004