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Droß


An der Stelle des heutigen Schlosses befand sich im Mittelalter ein Festes Haus. Es befand sich bis zum 14. Jahrhundert im Besitz eines landesfürstlichen Ministerialengeschlechtes. 1156 wird ein Ruediger de Drozze genannt. Ende des 13. Jh. dürfte die Burg von Niklas von Drozze an den Landesfürsten übergegangen sein, denn dieser verpfändete sie noch vor 1313 an Gundacker den Werder von Drozze. Nun kam es zu mehreren Pfandschaften. Als Dank für sein Engagement im Kampf gegen die Hussiten übergab Herzog Albrecht V 1427 die Herrschaft dem Jörg Mühlfelder und dessen Neffen. Durch Heirat gelangte sie 1503 an Wolfgang Heidelberger. Danach wechselten die Besitzer relativ häufig. Darunter waren Anton von Concin (1540), Maximilian Freiherr von Teufel (1595) und Sebastian von Lindegg (1622). Letzter gehörte zu den aufständischen Protestanten und verlor bald seinen Besitz. Die kaiserliche Hofkammer übergab ihn 1629 an Ferdinand Sigmund Graf Kunz von Valley. Im Erbweg kam die Burg an die Grafen Otto Ehrenreich und Ernst Julius von Abensberg-Traun, doch wurde sie 1671 mit dem gesamten Dorf durch einen Großbrand zerstört. Der interessanteste Besitzer des 18. Jahrhunderts war Johann Georg von Pichelsdorf, der 1726 das heutige Schloss errichten ließ. Von 1806 bis 1847 waren Eugen Graf Falkenhayn und sein gleichnamiger Sohn Besitzer von Droß. Auf letzteren folgte Georg Freiherr von Sina. Dessen Enkelin Irene heiratete den Fürsten Georg von Maurocordato. 1884 kaufte Wilhelm Ritter von Gutmann das Gut. Als jüdischer Besitz wurde es 1938 enteignet. Dies hatte zur Folge, dass es nach 1945 von der russischen USIA verwaltet wurde. Nach der Rückerstattung verkaufte Rosa von Gutmann den Großteil des landwirtschaftlichen Grundbesitzes an die Bauern der Umgebung und die Wälder mit dem Schloss an die Österreichischen Bundesforste. Von diesen erwarb der Lengenfelder Gemeindearzt Dr. Franz Haubenberger 1974 das Schloss. Es macht einen ziemlich reparaturbedürftigen Eindruck.

Das Schloss ist weitgehend von einer aus Bruchsteinmauerwerk errichteten Umfassungsmauer mit runden Eckbastionen umgeben. Durch ein von Pfeilern flankiertes Rundbogentor gelangt man zur freistehenden Kapelle und unmittelbar daneben zum wuchtigen Wohnschloss. Es ist dies ein dreigeschossiger Vierflügelbau um einen geräumigen Innenhof. Vier schräg gestellte quadratische Türme mit Spitzdächer verstärken die Ecken. Ihre Kanten sind durch aufgeputztes Ortsteindekor betont. An der Ostseite führt eine Steinbrücke zum breiten Rundbogenportal, über dem sich eine geschwungene Verdachung befindet. In der Portalachse erhebt sich in der Fassade ein viergeschossiger Turm. Sein oberster Stock wird durch große Ochsenaugen beleuchtet. Den Abschluss bildet ein hoher Zwiebelhelm. Die regelmäßigen Fensterachsen gehören mit ihren Umrahmungen dem 16. Jh. an. Im rechteckigen Innenhof weist das Erdgeschoß der Ost- und Südseite Korbbogenarkaden mit Platzlgewölben auf, die auf wuchtigen Pfeilern ruhen. Der mit einem Tritonkopf geschmückte Brunnen ist mit 1777 bezeichnet. In der Nordostecke führt ein zweiläufiges Treppenhaus in das Obergeschoß. Dessen Räume sind durchwegs mit Bandlwerkstuck verziert. Der unvermeidliche „Rittersaal“ liegt im Nordflügel. In seinem Deckenspiegel ist ein großes barockes Fresko zu sehen, das in eher volkstümlicher Art die Götter des Olymp zeigt, die um den Göttervater Zeus versammelt sind.

Ein kunsthistorisches Juwel ist die dem hl. Georg geweihte Schlosskapelle, die bis 1953 als Pfarrkirche diente und seit damals als Aufbahrungshalle des Ortes benutzt wird. Der kleine romanische Bau geht in die erste Hälfte des 12. Jh. zurück. 1135 wird sie erstmals urkundlich erwähnt. An das aus ebenmäßigen Quadersteinen errichtete einschiffige romanische Langhaus schließt ein zweijochiger Chor mit frühgotischem Kreuzgratgewölbe und geradem Abschluss an. Die einstige halbkreisförmige romanische Apsis ist im Ziegelpflaster des Fußbodens nachgezeichnet. Spitzbogenfenster und Lichtschlitze aus der Zeit um 1300 erhellen das Innere. An der westlichen Giebelwand ist der schmale, heute vermauerte Hocheinstieg zu sehen. Die Kapelle war hier durch einen Gang mit dem Schloss verbunden, doch wurde dieser in den 50er Jahren des 20. Jh. abgetragen. Die Herrschaftsempore, zu der der Verbindungsgang führte, ging bereits bei der Barockisierung verloren. Damals wurde wenig einfühlend im romanischen Langhaus eine barocke Flachdecke mit geschweiftem Stuckdekor eingezogen. Der sechseckige Dachreiter mit steinernem Pyramidenhelm am Übergang vom Langhaus zum Chor stammt aus dem 15. Jh. In das gleiche Jahrhundert gehört auch das kielbogige Sakramentshäuschen mit Blendfialen und Schmiedeeisengitter. Das wuchtige Granit-Taufbecken könnte vom Beginn des 14. Jh. stammen. Bei den Restaurierungsarbeiten in den 50er-Jahren des 20. Jh. wurde der größte Schatz der Kapelle entdeckt und freigelegt – ein reicher Freskenschmuck aus zwei Zeitperioden. Der gesamte Chor ist mit Wandmalereien aus der Zeit um 1300 bedeckt. Man erkennt die Katharinenlegende, Szenen aus dem Marienleben sowie die Passion Christi und das Weltgericht. Die figuralen Darstellungen werden durch reiche Ornamentmalereien ergänzt. Um 1420 wurden die Laibungen der neu ausgebrochenen Fenster an der Südwand mit Fresken bemalt, die die Heiligen Johannes, Katharina und Matthias zeigen. Die bereits dringend erforderliche Restaurierung soll in nächster Zeit in Angriff genommen werden.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 7 km nördlich von Krems

Besichtigung: Das Schloss kann nur von außen besichtigt werden. Der Schlüssel für die Kapelle kann im benachbarten Gemeindeamt ausgeborgt werden.


Weitere Literatur:


25.05.2004