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Mühldorf (OÖ)


Feldkirchen, zu dem der kleine Ort Mühldorf gehört, zählt zu den ältsten Pfarren des südlichen Mühlviertels. Es wird 1143 erstmals urkundlich erwähnt. Nyclas de muldorffer scheint 1347 in einer Verkaufsurkunde als Zeuge auf. Er war ein Ministeriale der Freudensteiner. Später war das Wasserschloss ein Lehen der Wallseer und ab 1483 der Liechtensteiner. Lehensträger waren ab 1363 die Premser, die zu den Gefolgsleuten der Wallseer zählten. Mühldorf gehörte zu der heute bis auf kümmerliche Mauerreste verfallenen Burg Freudenstein und nach der Erbauung von Oberwallsee zu deren Urbarbesitz. Es war nie von historischer Bedeutung. Auch wird von keinerlei kriegerischen Auseinandersetzungen berichtet, die sich hier abgespielt hatten.1560 starb die Familie Premser mit Hanns Achaz aus. Drei Jahre später verlieh Georg Hartmann von Liechtenstein die Herrschaft an Wilhelm Tupfer von Mitterndorf. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde die mittelalterliche Anlage in ein Renaissanceschloss umgebaut. Dieses gelangte über Hanns Georg Siegmar Stangl an Rosina von Herberstein und dann 1660 an Sebastian Graf Clam. Nächster Besitzer war Matthäus von Undorf, der Mühldorf seinen drei Töchtern vererbte. Seine Tochter Johanna heiratete 1674 Johann Georg Peisser von Wertenau. Dieser gab dem Gebäude sein heutiges barockes Aussehen, wobei er nach einem Brand zwei Türme abtragen und die restlichen beiden aufstocken ließ. Die Rondelle im Süden und Osten wurden ebenfalls abgetragen. Auch der Bau des Meierhofes und des Brauhauses geht auf ihn zurück. Es gelang ihm auch zu erreichen, dass Mühldorf ein kleines Landgericht erhielt, das von Oberwallsee abgespalten wurde. 1746 erwarb das Zisterzienserstift Wilhering von seiner Tochter Maria Clara von Hoch das Schloss und benützte es bis 1980 als Wirtschaftshof. 1940 wurde es von der Gestapo als Stiftsbesitz beschlagnahmt. In den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges diente das Schloss als Auslagerungsort der volkskundlichen Sammlung des Oberösterreichischen Landesmuseums in Linz, da eine Bombardierung der Landeshauptstadt zu erwarten war. 1948 wurde Mühldorf den Zisterziensern rückerstattet. 1980 wurde das Schloss von der Familie Würmer erworben und restauriert. Heute betreibt sie die relativ große Anlage als gepflegtes Seminarhotel und Reiterhof.

Der interessante Baukomplex liegt am östlichen Ortsrand von Mühldorf. Das dreigeschossige Schloss war ursprünglich von einem Wassergraben umschlossen, der von einem Donauarm gespeist wurde. Die Gräben sind jedoch längst aufgefüllt und eingeebnet. Erhalten ist nur der rechteckige Mittelbau aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts sowie der gotische Torturm mit dem Hauptportal und einer Fußgängerpforte sowie ein Rundturm mit steilem Kegeldach im Südwesten. Das Schloss hat einen T-förmigen Grundriss, da dem Hauptbau im Westen ein gleich hoher Querbau aus der zweiten Hälfte des 17. Jh. angebaut ist, dessen Flügelenden mit den beiden Türmen bewehrt sind. Hinter dem schräg gestellten rechteckigen Torturm, der ein steiles Zeltdach trägt, zieht sich ein zwingerartiger Hof bis zum Rundturm an der gegenüberliegenden Seite des Wohngebäudes hin. Dieser Rundturm beherbergt die 1720 geweihte Schlosskapelle. Der kleiner elliptischer Raum, der von einer Kuppel abgeschlossen wird, ist der hl. Barbara geweiht. Ihr Altar stammt aus dem Jahr 1660, das Altarbild aus der gleichen Zeit wurde vermutlich von Bartolomeo Altomonte gemalt. Schauseite des Schlosses ist die siebenachsige Westfront. In ihrer Mitte springt ein schmaler viereckiger Treppenturm mit Zwiebelhelm aus dem Jahr 1674 vor. Die Räume des Wohntraktes sind eher einfach gehalten, wie es sich für die Verwalterwohnung eines stiftlichen Meierhofes ziemt. Sie wurden um die Mitte des 17. Jh. umgestaltet. Im ersten Stock haben sich einige Stuckrahmendecken aus dieser Zeit und im zweiten Stock einzelne geschnitzte Balkendecken aus der ersten Hälfte des 16. Jh. erhalten. Vor dem Gebäude steht eine Steinfigur der Muttergottes vom Ende des 17. Jh. Um den Hauptbau gruppieren sich an der Vorderseite etliche Nebengebäude, wie ein ausgedehnter Meierhof, das kleine Verwalterstöckl und die Stallungen. Letztere werden heute von einem Reitklub und einem Tierarzt benützt. An der Hinterseite des Schlosses schließt ein langgestreckter Garten an. Seine hohe Mauer wird von zwei steinernen barocken Torbögen durchbrochen. Die darauf befindlichen Kartuschen zeigen die Wappen der Peisser und Undorfer. Die Portale sind mit plastischen Janusköpfen dekoriert. Zwei Gittertore mit barocken Skulpturen verbinden den Wassergarten und den Reitplatz mit den Koppeln.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 16 km westlich von Urfahr

Ort/Adresse: 4101 Feldkirchen an der Donau

Besichtigung: im Rahmen des Hotelbetriebes möglich

Homepage: www.schlossmuehldorf.at


Weitere Literatur:


23.05.2004