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Burgschleinitz


Die Herrschaft Burgschleinitz war im Hochmittelalter eine Enklave im Hoheitsgebiet Gars-Eggenburg. Sie war Stammsitz eines Ministerialengeschlechts, der Herren von Schleunz. Diese hatten sich hier am alten Handelsweg nach Böhmen ein durch Wassergräben gesichertes Festes Haus errichtet. In einer Urkunde von 1074 wird Marchard de Slunc genannt, doch ist die Echtheit dieser Urkunde umstritten. Gesichert ist jedoch die Erwähnung von Wiland de Sluniz 1114 und Pabo de Slunce 1129. Otto, der letzte seiner Familie, starb 1260 im Kampf gegen die Ungarn bei Staatz. Seine Witwe trat einen Teil der Herrschaft an Albrecht I ab während der Rest an die Sonnberger gelangte. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts kam auch die Burg an die Habsburger, die sie an die Zelkinger als Lehen weitergaben. 1357 gaben sie dieses an Herzog Albrecht II zurück. Zu den späteren Besitzern zählten vor allem die Neidegger (ab 1399) und Zistersdorfer. 1480 wurde die Burg von hussitischen Truppen unter Wenzel Wlcek erobert, aber bereits im übernächsten Jahr von den Kaiserlichen unter dem Rottmeister Albrecht Aiger zurückgewonnen. Dabei wurde sie allerdings vollständig zerstört. Bis 1589 blieb sie mehr oder weniger öde. Erst Georg Bayer von Niederdürnbach begann damals mit der Wiederherstellung. Dabei wurde der mittelalterliche Baukern im Geiste der Renaissance ausgebaut. 1618 fiel Burgschleinitz an Rudolph von Innpruckh, dem sie aber kurz darauf wieder entzogen wurde. Nach den Grafen Kuefstein, denen die Herrschaft seit 1624 gehörte, wurden 1934 die Freiherren von Sazenhofen Burgherren. Es gelang ihnen mit großem Aufwand den bereits verwahrlosten Bau wieder herzurichten. Franz Grillparzer soll auf Einladung des Hausherrn längere Zeit in der Burg verbracht und hier an seiner Ahnfrau gearbeitet haben. Alexandra von Sazenhofen, die mit Karl von Schiefner verheiratet war, starb 1984 auf Burgschleinitz. Wie ihre Mutter und Schwester war sie eine zu ihrer Zeit gern gelesene Schriftstellerin. Derzeit gehört die gepflegte und bewohnte Anlage Herrn Dr. Friedrich und Frau Alexandra Eckert sowie deren Tochter, der Schauspielerin Andrea Eckert.

Die alte Wasserburg liegt am Rande des gleichnamigen Ortes auf einem Felsen über einem Teich. Dieser wurde erst 1974 wieder mit Wasser gefüllt, nachdem er viele Jahre lang trockengelegt war. Der Zugang ist nur über eine schmale Landverbindung von Südosten her möglich. An ihrer Stelle befand sich ursprünglich ein ebenfalls mit Wasser gefüllter Graben. Eine stattliche Steinbrücke führt anstelle der ursprünglichen Zugbrücke zum gequaderten Torbau, der in die zinnenbekrönte Ringmauer integriert ist. Der Keilstein des großen Rundbogentores ist mit einem kleinen Cherubskopf verziert. In den Ecken sind noch die Rollenschlitze der einstigen Zugbrücke zu sehen. Neben dem Tor führt eine kleine Fußgängerpforte in den ersten Hof. Dieser ist nahezu dreieckig. Er wird einerseits von teilweise tief unterkellerten Wirtschaftsbauten und anderseits von der hier bastionsartig vorspringenden Umfassungsmauer sowie von einem einstöckigen rechteckigen Torturm begrenzt. Dieser zeigt außen das Wappen der Freiherren von Sazenhofen und an der Innenseite jenes des Bernhard von Zistersdorf (1483). Über letzterem haben sich zwei gekuppelte steingerahmte Rundfenster erhalten. Der kleine mittlere Hof ist trapezförmig. Eine Mauer trennt ihn im Nordwesten vom dritten Hof. Die verbindende Tür weist schöne Gewände und eine Wappentafel auf.

Der romantische innerste Burghof ist an allen drei Seiten von dreigeschossigen Wohngebäuden umgeben. Sie stammen vorwiegend aus dem 16. Jh., wobei aber auch Bauteile des späten 15. Jh. integriert sind. Vor allem der Nordtrakt dürfte aus dem Palas des 15. Jh. entstanden sein. Bemerkenswert sind die zierlichen venetianischen Rauchfänge über den hohen Ziegelwalmdächern. Die Verteilung der teils quadratischen und teils rechteckigen Fenster ist recht ungleichmäßig. Im Erdgeschoß des Südwesttraktes hat sich die alte Rauchküche erhalten. Die Einrichtung mit dem originalen Herd ist noch vorhanden. Unweit davon liegt in der Südecke ein gedeckter Schöpfbrunnen mit Haspel. In der Nordecke springt ein Treppenturm vor. Der Steinrahmen seiner Tür ist schuppenartig verziert. Darüber sind eine Inschrift sowie die Wappen der Schiefner, Skrbensky und Sazenhofen angebracht. Die meisten Innenräume sind recht einfach gehalten. Sie sind im Erdgeschoß gewölbt und in den oberen Geschossen meist mit Balkendecken versehen. Im zweiten Stock des Nordwestraktes befindet sich ein Saal mit fünf Fenstern. Sein flaches Tonnengewölbe ist stuckiert. Im ovalen Mittelfeld erkennt man die Buchstaben: G(eorg) B(ayer) Z(u) D(ürnbach) V(on) P(urgschleinitz) sowie die Jahreszahl 1589. Die Sturzbalken der beiden rechteckigen Türen an den Schmalseiten ruhen auf blattornamentierten Konsolen. Die Steingewände sind mit Flechtmustern geschmückt. In der Nordostecke des Hofes liegt die Kapelle aus dem 16. Jh. Neben den Hauptaltar (um 1600) birgt sie einen volkstümlichen Hinterglasaltar vom Anfang des 19. Jh.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 4 km südlich von Eggenburg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


21.05.2004