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Kronest


Der Freistädter Landrichter Friedrich Schrautolf erhielt 1333 vom Landesfürsten die Erlaubnis, auf dem Grund des Stiftes St. Florian einen Ansitz zu errichten. Da er versäumt hatte, die Genehmigung des Stiftes einzuholen, musste er sich mit diesem herumstreiten und sich schließlich verpflichten, jährlich zehn Pfennige als Dienst zu bezahlen. Als weitere Entschädigung musste er dem Stift ein Bauerngut übergeben. Die kleine Burg wurde 1377 von Hans Lasperger gekauft. Damals wurde sie noch als turri Schrautolfi (Turm des Schrautolfs) bezeichnet. Der Name Kronest, d. h. Krähennest, kam erst später auf. Auch Lasperger musste das Lehensrecht von St. Florian anerkennen. 1455 gehörte der Wohnturm Caspar von Alharting. In den Wirren der Hussitenkriege brannte die Burg vermutlich ab und wurde danach nicht mehr aufgebaut. 1508 wird sie noch als landesfürstliches Lehen bezeichnet. 1527 wurde Kronest durch Veit von Zelking mit der Herrschaft Weinberg vereinigt. 1602 wird es bereits als ödes Stöckl bezeichnet. Mit ihm sind etliche Sagen verbunden. Auch hielt sich bis in das letzte Jahrhundert die Überlieferung, dass die Burg mit dem Schloss Weinberg durch einen unterirdischen Gang verbunden gewesen sei. Wegen der für die damalige Zeit unüberwindlichen technischen Schwierigkeiten und der Bedeutungslosigkeit des kleinen Sitzes ist dies jedoch auszuschließen. Die Grafen Thürheim, denen später Weinberg gehörte, gaben Kronest den Namen ihrer Stammburg in Schwaben, Bibrachstein, doch setzte sich diese Bezeichnung nicht durch.

Kronest, das von der Bevölkerung auch Kranest genannt wird, liegt auf einer niedrigen bewaldeten Felskuppe unweit des Dorfes Lest. Es ist heute völlig von Bäumen und Gesträuch verwachsen. Zur Zeit seiner Erbauung war der Hügel natürlich baumfrei. Von der bescheidenen Ruine stehen lediglich noch drei Außenmauern. Die Ostwand ist längst verschwunden. An der Süd- und der Nordseite sind noch einzelne schartenartige Lichtöffnungen zu erkennen. Die aus Bruchsteinmauerwerk errichteten Außenfronten des einst quadratischen Wohnturmes sind lediglich 12 m lang. Ihre Mauerkanten sind durch Ortsteine verstärkt. Mit einer Mauerdicke von ca. 100 cm im Erdgeschoß und 80 cm im Obergeschoß dürfte der Ansitz nicht wirklich zur Abwehr ernsthafter Angriffe oder Belagerungen eingerichtet gewesen sein, sondern ausschließlich Wohnzwecken gedient haben. Der Eingang lag in 5 m Höhe. Damit wollte man sich vor räuberischen Überfällen schützen. Der Wohnturm verfügte neben dem Erdgeschoß über einen ersten Stock und ein Dachgeschoß. Die reichlich vorhandenen Balkenlöcher zeigen die einstigen Stockwerke an. Die Nischen in der Mauerstärke dienten als Wandschränkchen. Ein verdeckter Gang führte vom Keller in den Wald, wo unterirdisch ein Brunnen angelegt war. Er diente auch als Fluchtmöglichkeit.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 7 km südwestlich von Freistadt

Besichtigung: die Ruine ist frei zugänglich


Weitere Literatur:


19.05.2004