ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Tribuswinkel


In der Stiftungsurkunde des Zisterzienserklosters Heiligenkreuz von 1136 wird unter den Zeugen ein Jubort de Tribuswinchele genannt. Auch im Klosterneuburger Salbuch scheint das Geschlecht um diese Zeit auf. Die erste Wehranlage dürfte zwischen 1120 und 1130 als wasserumgebenes Festes Haus errichtet worden sein. Die Tribuswinkler sind bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts nachweisbar. Besonders Heinricus de Tribanswinchel wird von 1205 bis 1231 immer wieder erwähnt. Als Nachfolger traten die Herren von Mistelbach auf. 1359 verkaufte Ernbrecht von Mistelbach das Gut dem Wolfgang von Winden. Bei dessen Familie blieb es bis 1527. Danach wechselten die Besitzer ziemlich rasch. Darunter befanden sich die Starhemberger, die Streun von Schwarzenau und die Hoyos. Georg Federl, der Tribuswinkel 1588 erworben hatte, trat zum Protestantismus über und kämpfte für seinen neuen Glauben. Da er die Kirchengüter der katholischen Pfarre einzog, musste sogar Erzherzog Mathias intervenieren. Seine Schwiegertochter veräußerte 1637 die Herrschaft an Johann Hector Graf Isolani. Er war General der gefürchteten "Kroatischen Reiter" unter Wallenstein, setzte sich jedoch rechtzeitig von seinem Feldherrn ab, was ihm das Wohlwollen des Kaisers sowie einige Güter Wallensteins einbrachte. Seine Tochter trat in ein Kloster ein. Dieses verkaufte Tribuswinkel umgehend an Mathias Wägele. Mit einer Unterbrechung von 1707 bis 1733 war die Familie Wägele von Walsegg zwischen 1666 und 1772 Inhaberin der kleinen Herrschaft. Zur Zeit der Türkenkriege zählte Tribuswinkel zu den gut verteidigten Zufluchtstätten für die Zivilbevölkerung. 1772 erwarb Maria Anna von Schulenburg-Oyenhausen, geb. Gräfin Kotulinsky das Gut. Sie war die Gründerin des Ortes Oyenhausen. 1799 erwarb die Familie Bartenstein die Herrschaft. Mitte des 19. Jh. kam es zu größeren Umbauten. 1877 erwarben die Freiherren Christoph und Johann von Doblhoff das Schloss. 1917 kaufte es der Großindustrielle Ludwig Urban und ließ es baulich verändern. Von 1945 bis zum Ende der Besatzungszeit 1955 herrschten hier die Russen. Sie benutzten das Gebäude als Filmzensurstelle und lokales Hauptquartier. In dieser Zeit wurde im Inneren viel zerstört oder verschleppt. Seine Witwe schenkte es 1958 der Gemeinde Wien mit der Auflage ein Kindererholungsheim einzurichten, was auch erfolgte. 1988 wurde das Schloss von der Gemeinde Traiskirchen, zu der Tribuswinkel seit 1972 gehört, erworben. Nach seiner Restaurierung dient das Gebäude nunmehr als regionales Kulturzentrum. In einem Teil ist ein Kindergarten untergebracht, der Rest ist vermietet. Da das Gebäude nicht mehr widmungsgemäß als Erholungsheim dient, ist es derzeit Mittelpunkt eines Rechtsstreites zwischen den Urban'schen Erben und der Gemeinde Wien.

Das dreigeschossige Schloss ist eine unregelmäßige viereckige Anlage auf einem trapezförmigen Grundriss. Die einzelnen Bauten sind mit hohen Walmdächern gedeckt. Von der einstigen Ringmauer ist nichts mehr erhalten, auch der ehemalige Wassergraben ist längst zugeschüttet worden. Die vier Ecken werden durch bastionsartige Seitenrisalite betont. Der Torbau springt etwas aus der Front der Westseite vor. Ein Keilstein des prächtigen segmentbogigen Hauptportals mit seinem gesprengten Giebel weist mit der Datierung 1614 auf den Zeitpunkt seiner Errichtung hin. Die letzte Neufassadierung der Außenfronten erfolgte erst zu Beginn des 20. Jh. Eine breite Einfahrt führt in den relativ großen viereckigen Innenhof, der von eineinhalbstöckigen Trakten umgeben ist. In seiner Nordwestecke ist ein runder Treppenturm angebaut. Sein Kegeldach sitzt auf einem Konsolfries auf. Ein hofseitiges Portal weist schöne kannelierte Pilaster und einen muschelartigen Halbkreisgiebel auf. Ältester Bauteil ist die Westfront. Der markante viergeschossige Turm, der das Schloss in ihrer Mittelachse dominiert, wurde allerdings erst von Ludwig Urban 1917 errichtet, da sein Vorgängerbau bis zur Firsthöhe abgetragen und in das Gebäude integriert worden war. Im unteren Bereich ist er quadratisch, ab dem Dachfirst sechseckig. Unterhalb des obersten Geschosses läuft eine Balustrade um den Turm. Er ist mit einem großen Zwiebelhelm und einer Laterne versehen. Die Innenräume wurden im 19. und 20. Jahrhundert mehrfach umgestaltet und sind modern zweckmäßig eingerichtet. Von der ursprünglichen Ausstattung hat sich nichts erhalten. Die Erdgeschoßräume sind zum Teil kreuzgratgewölbt.

Lage: Niederösterreich/Wiener Becken – ca. 2 km östlich von Baden

Besichtigung: der Innenhof ist frei zugänglich


Weitere Literatur:


13.05.2004