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Spielberg (an der Donau)


Die Burg Spielberg wurde von den Hochfreien von Machland in der ersten Hälfte des 12. Jh. errichtet und bald danach den Bischöfen von Passau überlassen. In einer Urkunde des Klosters Baumgarten von 1150 wird Hartwidus de Spilberch, ein Bruder des Otto von Machland genannt, womit auch die Existenz eines Herrensitzes gesichert ist. Etwa zehn Jahre danach kam die Burg an die Hochfreien von Lengenbach, die sie bis zu ihrem Aussterben besaßen. Nach dem Tode Ottos von Lengenbach 1235 kam Spielberg an die Babenberger. Der Anspruch Passaus wurde abgewiesen. Die Herzöge setzten Burggrafen ein, darunter Eberhard von Wallsee, der die Herrschaft 1329 sogar als Leibgedinge bekam. Das Stift St. Florian, das von 1365 bis 1383 selbst im Pfandbesitz der Burg war, brachte schon zuvor in Kriegszeiten den Klosterschatz hierher in Sicherheit. Auch der Konvent konnte sich bei Bedarf hinter die starken Mauern zurückziehen. 1395 verlor der gestürzte Hofmeister des Herzogs Hanns von Liechtenstein die Burg, die er damals als Lehen besaß. Albrecht IV übergab sie an Reinprecht von Wallsee, seinen neuen Hofmeister. Ab 1400 war Spielberg wieder eine Pfandherrschaft.

In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde es wieder als Lehen vergeben, zuerst an die Ruckendorfer, dann 1475 an Oswald Schirmer und 1484 an Bernhard von Scherffenberg. Letzterer war von 1479 bis 1484 Landeshauptmann von Österreich ob der Enns. Er nahm umfangreiche Umbauten vor und verwandelte die alte Burg in eine moderne Festung, deren Geschütze jederzeit die Donau abriegeln konnten. Er ließ auch die Burgkapelle gotisch ausbauen. Noch 1594 zählte Spielberg zu den Fluchtorten und Hauptverteidigungsburgen des Landes. 1619 richtete man bei der Burg eine Donaumaut ein. 1642 wurde die Herrschaft gegen Bezahlung von 1000 Gulden von einem Lehen in Eigenbesitz umgewandelt. Wilhelm von Scherffenberg verkaufte die Burg, zu der auch ein kleines Landgericht gehörte, 1650 an David Ungnad von Weissenwolff. Er brachte Spielberg in seine Herrschaft Steyregg ein, ließ aber die Burg verfallen. Die Familie Weissenwolff blieb im Besitz der vereinigten Herrschaften bis zu ihrem Aussterben 1961. Dann erbte Graf Karl Mensdorff-Pouilly den Besitz. Heute gehört Spielberg Frau Marie-Antoinette Krassey. An den Mauern nagt der Zahn der Zeit. Es wäre wünschenswert, wenn sich die Besitzer oder ein örtlicher Burgverein um die Erhaltung und Sicherung der Ruine kümmern würden. Der Bau hätte es verdient. Die Vorburg ist verpachtet und bewohnt.

Die Burg Spielberg lag ursprünglich auf einer Donauinsel nahe dem rechten Ufer des Flusses und gehörte daher zum Gemeindegebiet von Enns. Erst durch das Hochwasser von 1796 und die Donauregulierung im 19. Jh. veränderte der Fluss seinen Lauf, so dass nunmehr Spielberg im Augebiet nahe dem nördlichen Donauufer liegt. Die Burg ist eine ringförmige Anlage, die als Abschnittsburg angelegt ist. Die Fläche der Hauptburg beträgt ca. 3900 m², die der Vorburg ca. 760 m². Der Zugang erfolgte durch ein spätgotisches spitzbogiges Tor der Vorburg. Neben dem Tor ist ein schöner Wappenstein der Maria Anna von Scherffenberg von 1521 angebracht. Sie war damals bereits Witwe des Bernhard von Scherffenberg. Der äußere Mauerring um die Vorburg wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtet. Im Westen liegt das ehemalige Wassertor. Da die im Süden der Vorburg sich befindenden Gebäude auch nach der Aufgabe der Hauptburg von einem Förster bewohnt wurden, entgingen sie der Zerstörung und können noch heute genutzt werden. Durch einen Zwinger und einen weiteren Torbau gelangt man in die Hauptburg. Ihr ältester und zugleich besterhaltener Teil ist der ca. 30 m hohe quadratische Bergfried. Er stammt noch aus spätromanischer Zeit. Bis 1840 war er mit einem steilen Walmdach gedeckt. Eine Steintreppe führte im Mauerwerk nach oben. Die Turmräume sind gewölbt. Die beiden obersten Etagen des einst siebengeschossigen Turmes kamen erst um 1500 hinzu. Der Keller und das Einstieggeschoß zeigen rauhes spätromanisches Schichtenmauerwerk mit Buckelquadern und Randschlag aus der Mitte des 13. Jh. Die noch bis zu 16 m hohe Ringmauer dürfte wie der Bergfried noch aus der ersten Bauperiode stammen. Sie weist teilweise Zinnen, Schießscharten und Reste eines Wehrganges auf.

Von den Wohn- und Wirtschaftsbauten der Hochburg haben sich die Außenwände zum Teil bis in die Höhe des zweiten Stocks erhalten. Die spätgotischen Gebäude stammen aus der Zeit Bernhard von Scherffenbergs. Sie sind, wie auch die Kapelle, an die Ringmauer angebaut. Der einst dreigeschossige Palas wurde um 1500 an der Ostseite des Bergfrieds errichtet. Am Sturz eines gotischen Schulterbogenportals ist die Jahreszahl 1486 eingemeißelt. Die zehn Meter lange gotische Burgkapelle hatte drei Joche und einen 3/8-Schluss. Sie ist vorwiegend aus Bruchsteinen erbaut. Quadersteine verweisen auf einen romanischen Vorgängerbau. Im 15. Jahrhundert wurde die Kapelle durch einen Anbau nach Osten erweitert. Der romanische Eingang und die Arkaden wurden zugemauert, ein neuer Eingang aus der Wand gebrochen und sowohl der Vorraum, als auch die Kapelle eingewölbt. Die Rippen des Kreuzgewölbes ruhten auf Konsolen. Ihre Ansätze sind noch zu erkennen. Über dem spätgotischen Eingang sieht man drei kleine romanische Rundbogenfenster vom Ende des 13. Jh. Von einem steinernen Sakramentshäuschen ist nur mehr ein Sockelrest vorhanden. Der Brunnen lag im östlichen Bereich des Burghofes. Interessant sind auch die gut erhaltenen tonnengewölbten Kellerräume. Die Nordseite der Hochburg war durch den steil abfallenden Granitfelsen bestens geschützt, so dass hier keine zusätzlichen Zwinger- oder Mauerbauten erforderlich waren. Auch auf einen Graben konnte verzichtet werden.

Lage: Oberösterreich/Donau – ca. 5 km westlich von Mauthausen

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


11.05.2004