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Windegg


Windegg liegt im Rodungsstreifen zwischen Aist und Naarn, den der Grenzgraf Wilhelm nach dem Tode seiner Frau Engilrade 853 dem Bischof Erchanfried vom Kloster St. Emmeran in Regensburg geschenkt hatte. Als Bauherr der späteren Burg wird der regensburgische Domvogt Otto von Lengenbach (1170 – 1237) vermutet. Erstmals urkundlich genannt wird Windegg 1208 mit dem Burggrafen Dietrich de Windekke, der zum Gefolge des Herzogs Leopold VI (des Glorreichen) gehörte. Nach dem Aussterben der Babenberger setzten sich die Kuenringer in den Besitz der Burg. 1258 vermachte Alber von Kuenring Windegg seinen Brüdern Leuthold und Heinrich. 1277 gab König Rudolf von Habsburg den Regensburger Bischöfen ihren Besitz und ihr Lehensrecht wieder zurück, das sich König Ottokar angeeignet hatte. Die Kuenringer mussten ihre Lehenshoheit anerkennen und Windegg vom Regensburger Bistum als Lehen entgegennehmen. Die meisten Besitzer Windeggs, bei denen es sich regelmäßig um Mitglieder bedeutender österreichischer Adelsfamilien handelte, wohnten nicht in der vergleichsweise kleinen und unbequemen Burg, sondern ließen sie von Pflegern und Burggrafen verwalten. Leuthold III von Kuenring verkaufte 1354 die Herrschaft an Ulrich und Eberhard von Capellen. 1406 starben die Capellner aus. Der Testamentsvollstrecker Reinprecht II von Wallsee beanspruchte Teile der Herrschaft für sich. Er konnte die beiden Erbinnen des letzten Capellner zu einem Verzicht bewegen und die Burg in seinen Besitz bringen. Nach dem Tode Reinprechts V von Wallsee fielen dessen Güter 1483 an seinen Schwiegersohn, den Grafen Siegmund von Schaunburg. Allerdings blieb die Ehe kinderlos, so das Bernhard von Scherffenberg Windegg erbte. Er war Hauptmann im Lande ob der Enns und kaiserlicher Rat unter Kaiser Maximilian I.

1557 verkaufte Eustach von Scherffenberg die Burg seinem Schwager Christoph von Tschernembl. Dessen Sohn Hanns hatte auch Schwertberg erworben, mit dem Windegg von nun an die gleichen Besitzer haben sollte. Allerdings gewann Schwertberg immer mehr an Bedeutung, während Windegg vorwiegend wirtschaftlichen Zwecken diente. 1594 war die Burg noch gut gerüstet, da sie als eine der Fluchtburgen für die Bevölkerung des Machlandes vorgesehen war. Windegg war aber immer noch ein Regensburger Lehen. Georg Erasmus von Tschernembl konnte es aber 1605 gegen eine Zahlung von 1500 Gulden als freies Eigen übernehmen. Als einer der Führer der protestantischen Aufrührer verlor er nach der Schlacht am Weißen Berg 1620 seine Güter und musste nach Genf flüchten. In dieser Zeit diente die Burg seiner Frau und ihren Kindern noch kurzzeitig als Versteck für sich und ihre Wertsachen. Kaiser Ferdinand verkaufte 1622 die beschlagnahmte Herrschaft dem niederösterreichischen Statthalter und kaiserlichen Oberhofmeister Graf Leonhard Helfrich von Meggau. Diesem gelang es fast ein Drittel aller Grundherrschaften im Machland – die zuvor protestantische Eigentümer hatten – zu erwerben. Über seine Tochter kamen Windegg und Schwertberg 1644 an den Grafen Heinrich Wilhelm von Starhemberg und nach dessen Ableben 1675 an Heinrich Lobgott Graf Kuefstein. Nun begann der langsame Verfall der Burg, die bald nur mehr als Getreidespeicher und Behausung für arme Leute verwendet wurde. 1746 vermachte Max Lobgott Graf Kuefstein Schwertberg-Windegg seinem Neffen Josef Gundakar Graf Thürheim. Die Burg, die bald zur Ruine verkam, blieb nun bis 1899 bei seinen Nachkommen. In diesem Jahr verkaufte Graf Andreas Thürheim Schloss Schwertberg mit Windegg seiner Schwester Theresia Leopoldine, die mit dem Baron Ludwig August von Switter verheiratet war. 1911 erwarb Alexander Graf Hoyos beide Besitzungen. Sie gehören noch heute seiner Familie. Seit 1980 bemüht sich ein lokaler Burgverein um die Restaurierung der Anlage. Kurz zuvor war diese bereits so baufällig gewesen, dass aus Sicherheitsgründen an eine Sprengung gedacht war.

Die Burgruine Windegg liegt auf einem aus dem Tal des Windeggerbaches aufsteigenden Felssporn. Die kleine mittelalterliche Anlage war ursprünglich völlig aus Granitquadern erbaut. Sie dürfte bereits Ende des 12. Jh. entstanden sein und ist ein in Oberösterreich seltenes Beispiel eines romanischen Buckelquadermauerwerks. Die umbaute Fläche der Hauptburg beträgt lediglich ca. 1000 m², die der gesamten Anlage etwa 3200 m². Der quadratische, etwa 25 m hohe Bergfried ist außen an die Ringmauer angebaut. Er weist eine Seitenlänge von 10 m und eine Wanddicke von 2 bis 2,5 m auf. Nach dem im 18. Jh. eingetretenen Verfall waren nur mehr Reste des unregelmäßigen Baues vorhanden. Ab 1980 begann durch den eifrigen Burgverein ein teilweiser Wiederaufbau. Dem stattlichen, ehemals romanischen Bergfried sieht man es von weitem nicht an, dass vor zwanzig Jahren nur mehr seine Ostecke aufrecht stand. Aus der Nähe betrachtet ist der Neubau aber farblich erkennbar, was auch den Forderungen moderner Burgenrestauratoren entspricht. Die unteren Eckquadern sind mit Buckel und Randschlag versehen. Der rundbogige Hocheinstieg liegt in etwa 8 m Höhe. Die Innenmauern der Burg sind meist aus Bruchsteinen errichtet. Auch die den Burghof umgebende Ringmauer wurde nach 1980 wiederhergestellt bzw. erhöht und mit neuen Zinnen ausgestattet. Sie ist ca. 2 m dick und noch bis zu 8 m hoch. Die Mauern des Palas, die zum Teil noch aus der Gründungszeit der Burg stammen, zeigen noch Schlitzfenster, aber auch große flachbogige Fensternischen, die um 1600 eingesetzt wurden. Östlich des Bergfriedes liegt das in den Hof führende wuchtige originale Burgtor mit sorgfältig behauenen Keilsteinen. Die davor liegende Zisterne wurde in jüngster Zeit rekonstruiert. Von den Wohnbauten sowie der einstigen Vorburg mit der Kapelle sind nur mehr kümmerliche Reste erhalten.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 3 km nördlich von Schwertberg

Besichtigung: Die Ruine ist meist frei zugänglich. Von Mai bis Oktober finden gelegentlich Ausstellungen sowie am Sonntag nachmittags auch Führungen statt.


Weitere Literatur:


07.05.2004