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Karlslust


Als die Familie Trautson 1775 ausstarb, fiel die Herrschaft Niederfladnitz wenig später an Karl Josef Fürst Auersperg, der mit der Erbtochter des letzten Trautson verheiratet war. Er hatte die militärische Laufbahn eingeschlagen und es zu einem hohen Rang und zahlreichen Auszeichnungen gebracht. Auf Anregung seiner Gattin Josefa ließ er zum Ausgleich zu seiner kriegerischen Tätigkeit in den Jahren 1795 bis 1798 inmitten des riesigen Waldgebietes zwischen Niederfladnitz und der Thaya ein großes Jagdschloss errichten. Die Pläne für den Schlossbau lieferte der Wiener Baumeister Franz Xaver Pollnfürst. 1801 war auch die Innenausstattung vollendet. Als Innenarchitekt kommt Heinrich Fischer, der für Karl Josef Fürst Auersperg 1802 auch in seinem Wiener Palais arbeitete, in Frage. Als Stukkateur war Johann Georg Böhm tätig. Trotz der einsamen Lage wurden bald die Herrschaftsverwaltung und das –archiv hierher verlegt. Nach dem Tod des Bauherrn erbte dessen Neffe und Adoptivsohn Vincenz Karl Fürst Auersperg den Besitz. Nach dem Tode des Fürsten Ferdinand wurde das Schloss 1942 an die Familie Croy vererbt, in die Ferdinands Schwester Christiane eingeheiratet hatte. 1945 ging es mit dem Gutsbesitz Kaja-Fladnitz an die Familie Waldstein-Wartenberg. Es grenzt an ein Wunder, dass das Schloss mit seiner Einrichtung in dieser entlegenen grenznahen Lage die unmittelbare Nachkriegszeit nahezu unbeschadet überstanden hat.

Das für ein Jagdschloss ungewöhnlich große Gebäude liegt völlig versteckt im Wald. Eine alte Kastanienallee führt nahe von Niederfladnitz zum Tor des eingezäunten einstigen Tiergartens. Jeder der beiden Torpfeiler trägt die Figur eines ruhenden Hirsches. Der Fahrweg verläuft nun durch dichten Forst etwa zwei Kilometer bis zu einer großen kreisförmigen Lichtung, auf der mehrere Bauten stehen. Zu beiden Seiten des zweigeschossigen Hauptgebäudes liegen schräg gestellte jagdhausartige Flügelblöcke sowie weitere Nebengebäude. Das 15-achsige Schloss ist mit einem hohen Walmdach gedeckt. Ein dreiachsiger, leicht vortretender Mittelrisalit wird durch einen klassizistischen Dreiecksgiebel betont, der das Wappen des Bauherrn zeigt. Verschiedene Waffenembleme weisen auf seinen kriegerischen Beruf hin. Dieser Giebelschmuck wurde von Johann Georg Magis geschaffen. Für ein Barockschloss unüblich befindet sich die Beletage im Erdgeschoß. Ihre hohen Fenster ermöglichen die Einbeziehung der Natur in das Innere. Die Eingänge in das Gebäude befinden sich – ebenfalls eher unüblich – an den Schmalseiten. Die Fassaden waren jahrzehntelang völlig von Kletterpflanzen bedeckt, so dass man keine Details erkennen konnte. Mittlerweile wurde der Bewuchs entfernt. Fenster und Türen können durchwegs mit blaugrünen Holzläden verschlossen werden. Die Erdgeschoßfenster sind mit geraden Verdachungen versehen. Lediglich die beiden äußersten an den Flügelenden weisen Dreiecksgiebeln auf. Der Bau enthält zwei repräsentative Säle im überhöhten Mittelrisalit sowie etwa 40 Räume. Diese sind, wie es dem Empire entspricht, geschmackvoll aber nicht besonders prunkvoll gehalten. Die Originalausstattung hat sich weitgehend erhalten. Die Wände sind entweder mit Tapeten bespannt oder im pompejanischen Stil mit Schablonenmalereien versehen. In den Supraporten finden sich Grisaille-Malereien. Im niedrigeren Obergeschoß befinden sich einfachere Gästezimmer. Die Wände des Gartensaales in der Gebäudemitte sind jedoch mit Landschaften und Ruinendarstellungen illusionistisch bemalt. Auf die Verwendung als Jagdschloss weisen zahlreiche Jagdtrophäen hin, die sich überall im Gebäude finden.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 4 km nordöstlich von Niederfladnitz

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


05.05.2004