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Baden - Kaiserhaus


Kaiser Franz II (I) kam 1796 erstmals zur Kur nach Baden. Es gefiel ihm so gut, dass er Baden als Sommerresidenz wählte. Bis zu seinem Tod im Jahr 1835 kam er – mit Ausnahme von zwei Kriegsjahren – jeden Sommer und verbrachte hier zwei bis drei Monate. Zunächst wohnte der Kaiser im Augustinerkloster. Als dieses 1812 aufgehoben wurde und kurz danach abbrannte, ließ er 1813 vom Hofärar ein großes Bürgerhaus am Hauptplatz kaufen, das sich im Besitz von Nikolaus Fürst Esterházy befand. Dieses Gebäude war 1792 im Auftrag von Freiherrn von Gontard vermutlich durch Johann Aman erbaut worden. Es wird bis heute Kaiserhaus genannt. Franz II (I) ließ es umgehend für seine Zwecke umbauen. 1827 kaufte er das inzwischen wieder aufgebaute Augustinerkloster (heute Gymnasium Frauengasse) dazu, um dort sein Gefolge unterzubringen. Der Kaiser führte in Baden ein bürgerliches Leben, ging spazieren und spielte in der Hausmusik des Kaufmannes Bosch die zweite Geige. Mit dem regelmäßigen Besuch des Kaisers war für Baden als Sommerfrische und Kurstadt der Durchbruch geschafft. Alles was Rang und Namen hatte, strömte nun in den Sommermonaten nach Baden. Persönlichkeiten wie die Erzherzoge Anton und Carl oder Fürst Metternich errichteten hier ihre Palais, die wesentlich aufwändiger gestaltet waren, als das bescheidene Kaiserhaus. 1832 wurde in Baden ein Attentat auf den Thronfolger Ferdinand verübt, das aber fehlschlug. Dem künftigen Kaiser war aber nun der Aufenthalt in Baden verleidet. Als Kaiser Franz 1835 starb, war es mit dem Status Badens als kaiserliche Sommerresidenz vorbei. Seine Witwe Caroline Auguste bevorzugte Salzburg. Der Fremdenverkehr Badens erlitt schwere Einbußen. Das Kaiserhaus wurde aber nochmals kaiserliche Wohnstätte. Von 1916 bis 1918 lebte hier Kaiser Karl, der das Oberkommando der österr.-ungar. Armee von Teschen nach Baden verlegt hatte. Vor dem Gebäude fand auch das historisch bedeutsame Treffen zwischen Kaiser Wilhelm und Kaiser Karl statt. Nach der Abdankung des letzten österreichischen Kaisers fiel das Kaiserhaus an die Republik Österreich. Es wird heute als Wohn- und Geschäftshaus genützt.

Das Gebäude ist in West/Ost-Richtung orientiert. Vom Hauptplatz reicht es bis zur Grabengasse, wo sich einst der Stadtgraben und die Stadtmauer befanden. Hinter der Grabengasse hatte Kaiser Franz große Stallungen und Wagenremisen errichten lassen. Heute befindet sich dort die Feuerwehr. Die 7-achsige Schauseite des dreigeschossigen, U-förmigen Hauses ist dem Hauptplatz zugewendet. Sie ist in jenem spätjosephinisch-frühbiedermeierlichen Stil gehalten, der für Baden typisch ist. In der Mitte des gebänderten Erdgeschosses liegt das von Säulen flankierte Portal, über dem ein einfacher Balkon die Beletage andeutet. Die Fenster sind mit geraden Verdachungen auf Volutenkonsolen geschmückt. In einigen Innenräumen haben sich gemalte Scheinarchitekturen und Gesimsbänder erhalten. Ansonsten ist von der kaiserlichen Ausstattung nichts geblieben. Im nordöstlichen Eckbereich des Gartens liegt an der Gartenmauer ein polygonaler Pavillon, der seinerzeit als Salettl oder Türkenpavillon bezeichnet wurde. Es ist ein im orientalistischen Stil gehaltener, vom Ende des 18. Jahrhunderts stammender Bau. Sein geschweiftes Dach ist von einem Halbmond gekrönt. Die dekorativen Malereien im Inneren zeigen die romantische Darstellung eines türkischen Zeltes, das von acht Rundsäulen und verbindendem Gebälk getragen wird.

Lage: Niederösterreich/Wienerwald – Baden, Hauptplatz 17

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


19.04.2004