ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






St. Martin


Die Gegend um Strassgang war schon in frühgeschichtlicher Zeit besiedelt. Vermutlich wurde der günstig gelegene Hügel über dem Ort bald mit einem Wachtturm versehen, dem im frühen Mittelalter ein kleines Kastell folgte. St. Martin scheint bereits in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts urkundlich auf. Es gehörte damals dem Aribonengrafen Botho dem Starken, der hier eine kleine Burg und eine Eigenkirche besaß. Nach der Ächtung der gegen Heinrich III rebellierenden Aribonen, schenkte der Kaiser die halbe Kirche dem Erzstift Salzburg. Die andere Hälfte blieb zunächst im Besitz der Markgräfin Irmgard, wurde aber später auch an Salzburg übergeben. Bis 1144 war St. Martin in den Besitz des von Salzburg gegründeten Stiftes Admont übergegangen, das hier einen Propsteihof mit Turm und Kapelle errichtete. Unter den Pröpsten und Pächtern befanden sich einige Mitglieder prominenter Adelsfamilien, wie der Lengheim, Galler und Breuner. In den Jahren 1548 bis 1557 errichteten die Baumeister Anton und Joseph Nachtigall ein neues Schloss in das der Propsteihof verbaut wurde. Turm und Kapelle wurden aber abgetragen. Nach 1575 kam es durch Eleonore Breuner zu einer teilweisen Erneuerung der Ringmauer und der Errichtung eines Wehrganges. Seine heutige Gestalt erhielt das Schloss aber erst 1638 unter dem baufreudigen Abt Urban Weber. Er beauftragte den Baumeister Peter Vasol (Fasoll) mit einem großzügigen Umbau. Im 18. und 19. Jh. wurde das für Durchreisende günstig gelegene Schloss gerne vom Wiener Hof als Übernachtungsquartier genutzt (z. B. Erzherzog Johann, Kaiser Franz I usw). Während der Franzosenkriege war hier ein Militärspital eingerichtet, was der Inneneinrichtung nicht gut bekam. Noch vor dem Ersten Weltkrieg adaptierte man das Gebäude für ein bäuerliches Bildungswerk. 1936 verkaufte das Stift Admont die Anlage an das Land Steiermark. Die Bombenschäden des Zweiten Weltkrieges konnten bis 1952 behoben werden. Seither wird St. Martin als Volksbildungsheim des Landes Steiermark sowie als landwirtschaftliche Hauswirtschaftsschule geführt.

Das Schloss ist ein mächtiger zweistöckiger Vierkantbau. An seiner Nordfront treten zwei mit Pyramidendächern versehene Rundtürme vor. Die Südseite ist mit zwei polygonalen Eckerkern verstärkt, die auf Kragsteinen ruhen und mit Spitzhelmen gedeckt sind. Früher hatten sie barocke Zwiebelhelme aufgesetzt. Der halbkreisförmig vortretende Turm in der Mittelachse des geknickten Osttraktes wurde 1577 errichtet. Die Fassaden sind schmucklos gehalten, doch haben sich mehrere steinerne Rechteck-Fensterrahmungen erhalten. Über dem Westflügel ragt ein mit einem Spitzhelm bekrönter Dachreiter empor, der als Uhrturm dient. Das rustizierte Rundbogenportal liegt an der im nordöstlichen Bereich geknickten Schauseite. Der Maskaron-Schlussstein zeigt die Jahreszahl 1638. In den Bogenzwickeln findet man die reliefierten Wappen des Stiftes Admont und des Abtes Urban I. Am Nordostturm sowie unter den Eckerkern haben sich noch einige, zum Teil vermauerte, Schlüssellochscharten erhalten. Der Innenhof ist an seiner Ostseite mit zweigeschossigen Arkaden geschmückt, die im Erdgeschoß auf Pfeilern und im Obergeschoß auf Säulen ruhen. Sie tragen tiefe Kreuzgratgewölbe. Das mit einem Löwen gezierte Brunnenbecken wurde 1655 angefertigt, als man eine Wasserleitung in das Schloss legen ließ. Die Innenräume sind großteils modern eingerichtet. Ein Glasgemälde im Stiegenhaus stammt von Alfred Wickenburg (1966). Zwei profilierte Holzbalkendecken gehören zur Ausstattung aus der ersten Hälfte des 17. Jh. Die neben dem Schloss frei stehende Kirche ist ein einfacher Saalbau, der vermutlich auch auf die Brüder Vasol zurückgeht. Ihr Portal ist mit der Jahreszahl 1642 gekennzeichnet. Die Schlosskirche wurde 1738/40 restauriert und neu ausgestattet. Ihr Hauptaltar weist drei geschnitzte lebensgroße Reiterfiguren auf. Sie sind ein Werk von Josef Thaddäus Stammel, der vorwiegend für das Stift Admont tätig war. Dieser Hochaltar gilt als ein Hauptwerk der sakralen Barockplastik der Steiermark.

Lage: Steiermark/Graz – 16, Kehlbergstraße 35

Besichtigung: der Innenhof ist frei zugänglich. Bei vorheriger Anmeldung kann auch das Innere zum Teil besichtigt werden.


Weitere Literatur:


17.04.2004