Die Geschichte des Schlosses Hainstetten zeichnet sich durch einen besonders häufigen Eigentümerwechsel aus. Man vermutet, dass 1376 die Wallseer, denen damals die Gegend gehörte, Erhard Khienast mit der Herrschaft belehnten. 1460 wird hier ein Ritter Konrad Khienast urkundlich erwähnt. Durch die Heirat seiner Tochter Dorothea gelangte Hainstetten 1475 an Kaspar von Machwitz. 1520 wird Hans Wagner als Schlossherr erwähnt. Um diese Zeit dürften die ersten Bauten des heutigen Schlosses errichtet worden sein. Vermutlich 1524 kamen die Sinzendorfer als Lehensnehmer der Landesfürsten in den Besitz der Herrschaft. Hans von Sinzendorf ließ bis 1578 den Bau weitgehend erneuern. Hainstetten wird aber bereits 1591 als Hinterlassenschaft des Grafen Gabriel von Ortenburg bezeichnet. 1625 gelangte es an Martin Zägkler. Nach mehrmaligem Besitzwechsel erbten 1807 drei Gräfinnen Preising das Gut, verkauften es aber umgehend an Johann Graf von St. Julien. Er war es, der den Renaissancebau des Hauptschlosses durch neobarocke Vorbauten und die Abtragung eines Geschosses wenig vorteilhaft verändern ließ. Auf Franz Graf von St. Julien folgten Leopold Freiherr von Fürstenwärther (1854), Karl Freiherr von Kielmansegg (1858), die Familie Liechtenstein sowie ein französischer Graf. Seit 1931 ist das Schloss Eigentum des Ordens der Amstettner Schulschwestern, die hier eine Landwirtschaft sowie ein Pflegeheim für ihre Ordensangehörigen betreiben. Im dritten Viertel des 20. Jahrhunderts erweiterten sie die Anlage um einen neuen Spitaltrakt. 1982 fand eine umfangreiche Gesamtrestaurierung statt.
Das dreiflügelige Schloss besteht aus dem Mitteltrakt aus der Renaissancezeit und zwei Flügeln aus verschiedenen Bauperioden, die einen nach Süden offenen Hof bilden. Die lange Begrenzungsmauer wird durch Rundbogenöffnungen und schmiedeeiserne Gittertore aufgelockert. Ältester Teil der Anlage ist der Ostflügel mit dem viereckigen, im Kern noch mittelalterlichen Bergfried. Er war einst viergeschossig und von einer Wehrplatte abgeschlossen. Anlässlich der Adaptierung für die Zwecke der Schulschwestern wurde er 1931 um ein Stockwerk erhöht und um ein rotes Ziegeldach bereichert, was seine Proportionen ungünstig beeinflusste. Sein Alter lässt sich noch am ehesten an der gewölbten Durchfahrt in den Hof erkennen, die aber natürlich auch nicht ursprünglich ist. Der Nordflügel ist das von den Sinzendorf errichtete Wohnschloss. Es hat seinen Renaissancecharakter aber weitgehend eingebüßt und wirkt durch seine modernen Fenster und den langen Balkon von außen wie die zu groß geratene Villa eines Neureichen. An die Renaissancezeit erinnert eine hofseitig angebrachte Portalinschrift von 1578 mit den Namen des Erbauers Hans von Sinzendorf und seiner beiden Gattinnen Helene Teschezin und Maria Hohenfelder. Die Wohnräume lagen damals im Obergeschoß dieses Traktes. Auch die Barbarakapelle im Westflügel wurde stark verändert. Sie wurde 1673 geweiht und war ursprünglich zweigeschossig. Heute dient das Untergeschoß als Durchfahrt in den Hof, während das Obergeschoß den barock eingerichteten Sakralraum birgt. Im Westen ist dem Kirchendach ein großer Dachreiter mit Zwiebelhelm aufgesetzt. In der Mitte des Innenhofes liegt ein steinerner Brunnen, gegen das Gittertor zu ein Steinlöwe. Die Innenräume sind modern-zweckmäßig eingerichtet. Der Speisesaal – der ehemalige Pferdestall – ist mit einem Kreuzgratgewölbe ausgestattet, das auf einem Mittelpfeiler ruht. Im ersten Stock haben sich noch einige qualitätvolle Rokoko-Kachelöfen erhalten. Während die Wirtschaftsgebäude einen Hof nach Osten bilden, ist dem Schloss im Süden eine Terrasse vorgelagert, die in einen englischen Park übergeht.
Lage: Niederösterreich/Mostviertel – ca. 6 km nordöstlich von Amstetten
Besichtigung: nur von außen möglich
Weitere Literatur:
15.04.2004