Schloss Gösting ist eines der reizvollsten Barockschlösser der Steiermark. Den Grafen Attems gehörte die Burg Gösting. Als diese 1723 durch Blitzschlag abbrannte, ließ sie Ignaz Maria Graf Attems nicht mehr wieder aufbauen. Er beauftragte den Architekten Johann Georg Stengg mit dem Neubau eines Sommerschlosses am Fuße des Burgberges unmittelbar am Thalerbach, wobei ein älterer Baukörper einbezogen wurde. Möglicherweise handelte es sich dabei um das herrschaftliche Amtshaus vom Ende des 17. Jahrhunderts. 1728 war das Gebäude außen weitgehend vollendet. Die Innenausstattung dauerte bis 1735. 1844/45 wurde die ursprünglich französische Gartenanlage unter Karl Graf Attems in einen englischen Naturpark umgewandelt. 1891 gestaltete man das Innere nach Plänen von Karl Lacher teilweise um. Schloss Gösting blieb bis 1955 im Familienbesitz. Dann ging es an Hans und Grete Totz über, die die schweren Kriegsschäden baulich weitgehend behoben, jedoch jahrelang zahlreiche Räume an Gastarbeiter vermieteten, was der künstlerischen Substanz nicht gerade gut tat. 1960 wurde eine Außenrestaurierung durchgeführt, der 1967 eine Dacherneuerung folgte.
Die Anlage ist U-förmig. Das in Weiß und Kaisergelb gehaltene Schloss hat eine langgestreckte, durch einen erhöhten Mittelrisalit akzentuierte, 17-achsige Hauptfront. An sie schließen rechtwinkelig zwei Seitentrakte an. Von ihnen führen symmetrisch zwei ebenerdige viertelkreisförmige Pfeilerarkaden zu zwei quadratischen Eckpavillons. Die der Straße zugewandte spätbarocke Hauptfassade ist reich gestaltet. Während das Erdgeschoß genutet ist, wird das Obergeschoß durch Hermenpilaster mit Laub- und Bandlwerkstuck gegliedert. Besonders dekorativ sind die Fensterbekrönungen mit ihren gewellten Zier- und vasengekrönten Dreieckssprenggiebeln. Die schmiedeeisernen Fensterkörbe aus der Bauzeit nicht noch vorhanden. Über den drei Mittelfenstern sind große Ochsenaugen angebracht, die den dahinter liegenden Festsaal zusätzlich beleuchten. An den Pilasterschäften des Mittelrisalits finden sich gravierte Monogramme des Bauherrn. Das Steinportal ist mit Ziervasen geschmückt. Die Fassaden der Flügelbauten sind wesentlich schlichter gehalten. Die Hofseite wird durch den fünfachsigen pavillonartigen Mittelrisalit bestimmt. Sein mit einer Rocaille-Steinvase verzierter Zwerchgiebel (um 1765/70) trägt eine Uhr. Zwei Sandsteinputten halten Wappenkartuschen der Grafen Attems und Leslie. Die Fassade und das Portal sind ähnlich üppig dekoriert wie die Straßenfront. Durch den Haupteingang gelangt man in eine dreischiffige Eingangshalle. Ihr Kreuzgratgewölbe ruht auf Pfeilern. Die Wände und das Spiegelgewölbe des großzügigen Stiegenhauses sind mit Fresken versehen, die allerdings im 19. Jh. schlecht restauriert wurden und dadurch stark beeinträchtigt sind. Bemerkenswertere Deckenfresken gibt es im quadratischen zweigeschossigen Festsaal des ersten Stocks, zu dem eine zweiarmige Treppe führt. Das Mittelfeld des Freskos zeigt die olympischen Götter, die über das Haus Attems wachen. Die Malereien sind Entwürfe des Matthias von Görz und wurden von seiner Werkstätte nach 1731 ausgeführt. Über den Marmorkaminen erkennt man Grisaillemalereien. Auch die Spiegeldecken der anschließenden Räume sind zum Teil mit Laub- und Bandlwerkstuck versehen. Der nordöstliche Ecksaal weist Deckenfresken mit mythologischen Szenen auf. Die Holzvertäfelungen der Wände wurden Ende des 18. Jh. angefertigt. Die Innenräume waren einst reich mit Möbeln und Gemälden ausgestattet, doch hat nichts davon die Jahre nach 1945 überdauert. Vom Vorläuferbau haben sich im östlichen Erdgeschoß noch einige gewölbte Räume und im Obergeschoß ein einfacher Stuckplafond aus der zweiten Hälfte des 17. Jh. erhalten.
Die eineinhalbgeschossigen Eckpavillons zeigen eckig gebrochene Rundöffnungen unter den Pagodendächern. Der Westpavillon diente ursprünglich als Gartensalon. 1936 stürzte sein Dach ein. Einige Jahre später wurden Stockwerkdecken eingezogen. Die Innenwände des Pavillons waren früher vollständig mit Fresken bedeckt. Reste davon sind noch erhalten. Sie werden Franz Ignaz Flurer zugeschrieben. Im 1972 restaurierten Ostpavillon war die der hl. Anna geweihte Schlosskapelle untergebracht. Sie ist jedoch längst profaniert. Die ehemalige Ausstattung wurde entfernt. Im Süden schließen ausschwingende Balustraden den Hof ab und führen zu einer Brücke, die am anderen Ende von zwei Sandsteinfiguren, die Wassergottheiten darstellen, flankiert wird. Diese beiden Plastiken sind derzeit entfernt und anderswo aufgestellt. Die Torpfeiler an der Straßenfront sind mit Steinvasen sowie mit prächtigen schmiedeeisernen Gitterflügeln in Laub- und Bandlwerkformen verziert. Sie und die ebenfalls schmiedeeisernen Lampenarme stammen aus der Zeit um 1730/35. Die eiserne Einfassungskette vor der Hauptfront ist eine Zutat aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts. Der ausgedehnte Park ist von einer hohen Umfassungsmauer umgeben.
Lage: Steiermark/Graz-Gösting – 13, Schlossplatz 7
Besichtigung: nur von außen möglich
Weitere Literatur:
13.04.2004