ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Schwallenbach Schloss


Schwallenbach gehörte einst gemeinsam mit Spitz zu jenem Gebiet, das Karl der Große dem bayerischen Kloster Niederaltaich schenkte. Der Ortsname dürfte vom Personennamen Sualo oder Suelo abgeleitet sein. 1170 wird die Siedlung als Suelinpach erstmals erwähnt. Erste bekannte Burgherren sind 1243 Engelschalcus und Chunradus de Swelpach. 1266 wird ein Haedwinus de Swelnpach genannt. Er und seine Nachfolger waren Lehensträger der Herzöge von Bayern, denen um die Mitte des 13. Jahrhunderts das Gebiet vom Kloster Niederaltaich verliehen wurde. 1300 verkaufte Poppo von Grünberg die Herrschaft an Ulrich d. Ä. von Kapellen. Später verpfändeten die Bayernherzöge ihren Schwallenbacher Lehensbesitz dem Seyfried Ritzendorfer. Seine Gattin Anna hatte ihm 1420 das Afterlehen in die Ehe mitgebracht. Nach seinem Tod werden Jörg Scheck von Aggstein und die Brüder Hans und Michael Schratt als bayerische Lehensträger genannt. 1463 brannten die Truppen Georg von Podiebrads den Ort und die Burg nieder. Beide wurden aber bald wieder aufgebaut. 1504 gelang es den Habsburgern das bisher exterritoriale Gebiet Spitz/Schwallenbach/Zeissing ihrem Hoheitsbereich einzuverleiben. Schwallenbach wurde den Kirchbergern verkauft. 1590 ging es in das Eigentum der Familie Kuefstein über. Sein heutiges Aussehen erhielt die mittelalterliche Burg zu Beginn des 17. Jh., als sie durch Anna von Polheim in eine wohnlichere Anlage umgebaut wurde. 1871 kam die Herrschaft an den Wiener Bürgerspitalfonds. Spätere private Besitzer führten hier bis 1960 das beliebte Gasthaus „Das Glöckerl von Schwallenbach“. Seit damals dient das Gebäude nur mehr als Wohnsitz und gehört dem Wiener Kunsthändler Reinhold Hofstätter.

Das schräg gegenüber der Filialkirche liegende Schloss ist ein unregelmäßiger zweigeschossiger Vierflügelbau. Seine Hauptfront mit der abgeschrägten Südostkante ist der hier platzartig erweiterten Ortsstraße zugewandt. Die gegen die Donau gerichtete Südfront ist relativ einfach gehalten und wird nur durch das steingefasste Rundportal und das darüber angebrachte schmiedeeiserne Hauszeichen belebt. An der Ostfassade sind noch mittelalterliche Bauelemente vorhanden. Neben dem großen Rundbogentor führt eine schmale steinerne Freitreppe in den ersten Stock. Ihre Brüstung wird durch drei kurze Pfeiler gestützt und gegliedert. Die großen Rechteckfenster zeigen schöne profilierte Steinrahmungen. Der viereckige fünfgeschossige Wehrturm ist im Nordtrakt verbaut, überragt ihn aber doch deutlich. Sein oberster Stock ist sowohl vom darunter liegenden Geschoß als auch vom darüber liegenden Zinnenkranz durch ein kräftig profiliertes Gesims getrennt. Der Turm stammt noch aus dem Mittelalter, seine Schwalbenschwanzzinnen sind aber erneuert. Unter dem malerischen Innenhof befindet sich eine Zisterne aus dem 15. Jh. Das Brunnenbecken stammt vermutlich aus der ersten Hälfte des 16. Jh. Die Ostseite des Hofes ist im ersten Stock mit einem offenen kreuzgratgewölbten Arkadengang versehen, dessen Rundbögen auf vierseitigen Pfeilern mit abgeschrägten Kanten ruhen. Auch an der Südseite liegt ein, allerdings bescheidenerer Laubengang. An den Wänden des Hofes sowie der äußeren Ostwand sind mehrere Grab- und Wappensteine eingelassen. Die Innenräume sind meist gewölbt und teilweise mit Stuckdekorationen geschmückt. Im Obergeschoß des Ostflügels zeigt ein zweiachsiger Saal ein Spiegelgewölbe, das auf Pilastern ruht. Vereinzelt finden sich gotische Spolien im Gebäude verstreut.

Lage: Niederösterreich/Wachau – ca. 15 km nordöstlich von Melk

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


11.04.2004