Rehberg war im Hochmittelalter Zentrum einer Grafschaft, die den Hochfreien von Lengenbach gehörte. Von hier aus begann diese Familie im 11. Jh. mit der Kolonisation des Kremstales. 1141 wird mit Otto I de Lengenpach erstmals ein Burgbesitzer erwähnt. Seine Nachfolger nannten sich bald nur mehr nach Rehberg. Als Otto V, Domvogt von Regensburg, 1235 erschlagen wurde, fiel die Herrschaft an den Landesfürsten. Ab 1314 gehörte sie Agnes von Ungarn als Witwensitz. Sie war die Tochter Kaiser Albrechts I und Gattin des ungarischen Königs Andreas III. 1362 wollte Rudolf IV, der Stifter, die Herrschaft dem von ihm gegründeten Domkapital zu St. Stephan in Wien schenken, doch kam es nicht dazu, da Rehberg als reichsunmittelbares Lehen ohne Zustimmung des Reiches nicht abgegeben werden durfte. Die Habsburger verpfändeten es im 15. Jahrhundert mehrfach, zuerst an die Familie Grabner (1410), dann an Ulrich von Eitzing (1451) und zuletzt an Georg Mühlwanger. Kaiser Friedrich III löste den Pfandbesitz wieder ein und ließ die Burg von Pflegern verwalten. Diese mussten größere Investitionen vornehmen, um die Verteidigungseinrichtungen der inzwischen aufgekommenen Artillerie anzupassen. Kaiser Maximilian I verkaufte 1501 die Herrschaft an Hans von Sacher zu Weissenstein. Von 1520 bis 1650 war sie im Besitz der Familie Thonradl. In dieser Zeit wurde die Anlage nicht sehr gepflegt und wurde bald baufällig.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg im Gegensatz zum benachbarten Senftenberg von den Schweden verschont, was wohl darauf zurückzuführen war, dass die militant protestantisch gesinnte Familie Thonradl mit ihnen sympathisierte. Ein Bruder des Rehberger Schlossherrn war der Anführer der berühmten Sturmpetition der Stände bei Kaiser Ferdinand II im Jahr 1619. Gregor Christoph Thonradl verkaufte Rehberg 1650 an seinen Cousin Johann Ludwig Graf Kuefstein und zog ins Exil nach Regensburg. Graf Kuefstein, der damals Landeshauptmann von Oberösterreich war, ließ die mittelalterliche Burg in eine repräsentative wohnliche Anlage umbauen. 1688 kaufte David Ungnad von Weissenwolf die Herrschaft. Nach ihm wechselten die Besitzer sehr rasch. Zu ihnen gehörten u. a. Gotthart Heinrich Graf Salburg (1702), Johann Georg Emanuel Freiherr von Hohenegg (1715) und Vinzenz Edler von Salzgeber (1796). Schließlich wurde die Burg, die nie belagert oder erobert wurde, ein Opfer der berüchtigten Dachsteuer. Eugen Graf Falkenhayn verkaufte die für ihn weitgehend nutzlos gewordene Anlage um den Materialwert 1822 an die Gemeinde Rehberg, die sofort mit den Abbrucharbeiten begann. Die Einrichtung wurde nach Schloss Dross gebracht. 1847 erwarb Georg Freiherr von Sina die Ruine. 1884 kam sie an die Familie Gutmann, die sie 1966 an die Stadt Krems abtrat. Die gesamte Anlage wurde in den Jahren 1991 bis 1995 vom Verein zur Förderung der Erneuerung von Krems an der Donau archäologisch untersucht und dann vorbildlich saniert bzw. gesichert.
Die Burgruine liegt auf einem schmalen Bergrücken oberhalb des rechten Ufers der Krems. Der Zugang war nur von Südwesten her möglich. Hier bewachte ein zweigeschossiger, mit Schlüsselscharten versehener Rundturm den Burgweg. Sowohl im Erd- als auch im Obergeschoß weist er Kreuzgratgewölbe auf. Im Obergeschoß ist er mit reicher sternförmiger Stuckierung versehen. Er wurde 1970 restauriert und mit einem neuen Kegeldach versehen. Die hohe Südwestmauer der Hauptburg stammt in ihrem unteren Bereich noch vom Gründungsbau des frühen 12. Jahrhunderts. Sie ist aus mächtigem Quadermauerwerk aufgeführt. Durch das in einer hohen, zinnengekrönten Mauer liegende erste Tor gelangt man in die einstige Vorburg. An ihrer Südspitze und damit am äußersten Ende des Bergsporns liegt die ehemalige Burgkapelle und heutige Filialkirche. Sie wird bereits 1316 erwähnt. 1757 ließ Georg Adam Freiherr von Hohenegg den gotischen Sakralbau renovieren und barockisieren. Auf ihr hohes Alter weist ein freigelegtes romanisches Portal an der Nordseite hin. Der Weg macht nun eine scharfe Biegung und führt steil aufwärts zu einem hohen Rundbogentor in der stark restaurierten Sperrmauer. Es wird von einem rechteckigen Torturm geschützt, der im 16. Jh. aufgestockt wurde. Bemerkenswert sind die mächtigen Ortsteine an seinen Kanten. Hinter dem Tor zieht sich ein breiter Zwinger am Steilabfall entlang bis zum westlichen Ende der Hochburg. Will man in diese gelangen, muss man sich jedoch scharf nach links wenden und einen Steilaufstieg zum ehemaligen dritten Tor benutzen. Es war ursprünglich mit einer Zugbrücke und einer Pechnase versehen. Die Bauten der relativ kleinen Hochburg sind größtenteils verschwunden. Es finden sich nur mehr Reste des vermutlich einst dreigeschossigen spätromanischen Palas. Bei einem Raum, von dem noch zwei Mauern stehen, dürfte es sich um die ehemalige Küche gehandelt haben. Das Quader- und Bruchsteinmauerwerk ist meist recht sorgfältig verarbeitet. Die Außenmauern am Nordhang sind mit starken Strebepfeilern abgesichert. Auf dem Vischer-Stich von 1672 sind noch zwei Rundtürme im Nordosten und Nordwesten dargestellt. Ihre Reste sind heute kaum mehr sichtbar.
Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 3 km nordwestlich von Krems
Besichtigung: die Ruine ist weitgehend frei zugänglich
Weitere Literatur:
03.04.2004