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Grünne-Haus


Zur Zeit Kaiser Karls VI war der alljährliche Frühlingsaufenthalt der kaiserlichen Familie in Laxenburg bereits Tradition geworden. Um ihr nahe zu sein, ließen sich die höchsten Beamte und Minister, wie die Auersperg, Esterhazy, Paar und Chotek dort ebenfalls prächtige Sommersitze erbauen. Die wenigsten davon sind heute noch erhalten. Die meisten wurden später vom kaiserlichen Hof aufgekauft und abgerissen, um Platz für Erweiterungsbauten zu schaffen. Dieses Schicksal hatten u. a. das Sinzendorfsche Haus sowie der ursprüngliche Blaue Hof. Andere gingen in Umbauten auf, wie z. B. das Haus des Fürsten Schwarzenberg und jenes des Fürsten Kaunitz, die heute im Kloster der Barmherzigen Schwestern verbaut sind. Eines der letzten war das Uhlefeldhaus, das erst 1945 abgebrannt ist. Außer dem schlichten Haus des Feldmarschalls Lacy und dem „Doktorhaus“, das einst Sitz des Erblandfalkenmeisters Josef Graf St. Julien war, blieb nur das Grünnehaus erhalten.

Es wurde in den Jahren 1698 bis 1701 als Palais Dietrichstein durch Johann Christian Oedtl erbaut. Kaiserin Maria Theresia kaufte 1762 den ehemaligen Dietrichstein’schen Landsitz und tauschte ihn mit Feldmarschall Leopold Graf Daun gegen dessen Blauen Hof. Nach Dauns Tod kaufte Maria Theresia das Schlösschen 1766 wieder zurück, um es von Nicolo Pacassi für ihre Lieblingstochter Marie Christine und deren Gatten, Prinz Albert von Sachsen-Teschen als spätbarocken Sommersitz herrichten und erweitern zu lassen. Albert und Marie Christine dürften das kleine Landhaus aber nur selten benützt haben, da Albert als Statthalter von Ungarn in Pressburg residierte und 1780 Statthalter der österreichischen Niederlande wurde. Unter Kaiser Franz II (I) diente der nach einem späteren Besitzer Grünnehaus genannte Bau als Wohnung für den Schlosshauptmann. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde hier ein Schlossrestaurant eingerichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Besatzungszeit war eine umfangreiche Instandsetzung erforderlich. Seit 1978 benützt es die im Blauen Hof untergebrachte IIASA (Internationales Institut für angewandte Systemanalyse) als stilvolles Restaurant für ihre Mitarbeiter und Gäste.

Einige Pfeiler des Gartengitters zieren militärische Trophäen, die vielleicht eine Anspielung auf die Zeit des Feldmarschalls Daun sind. Dahinter liegt ein bescheidener Ehrenhof. Das Schlösschen ist eine dreiflügelige eingeschossige Anlage. Es besteht im wesentlichen aus dem achteckigen Mitteltrakt, dem zwei zweiachsige pavillonartige Eckrisalite angeschlossen sind und den Nebengebäuden an den Seiten des Hofes. Der überhöhte Saaltrakt ist am besten vom Garten aus zu sehen. Im Hof ist ihm ein Vorraum vorgelegt. Während der ursprünglich frei stehende Haupttrakt auf Oedtl zurückgeht, wurden die Seitenflügel unter Pacassi angefügt. Bemerkenswert sind die hohen Mansarddächer der den Hof umgebenden Gebäude. Zwei Steinleoparden flankieren den Aufgang zum Vorraum, der mit Rokoko-Dekorationsmalereien geschmückt ist. Dann betritt man den querovalen Saal, der von Johann Bergl 1766 mit Fresken ausgeschmückt wurde. Die Deckenmalereien stellen die Freuden des Landlebens in den einzelnen Jahreszeiten dar. So wird der Frühling durch die Gartenkunst symbolisiert. Der Sommer ist als Ruhe nach dem Schnitt des Getreides dargestellt, der Herbst durch ein Weinlesefest wiedergegeben. Unter den dargestellten Personen erkennt man die Kaiserin Maria Theresia, ihre Tochter Marie Christine sowie Prinz Albert bei der Gartenarbeit. Bei zwei weiteren Personen dürfte es sich um Kaiser Josef II und Graf. St. Julien handeln. Die Wandflächen sind in leichter, duftiger Architekturmalerei aufgelöst. In vier Kartuschen sind die vier Jahreszeiten durch Putten symbolisiert. Hier kommt auch der Winter vor, der an der Decke weggelassen wurde. Die Tür des Saales öffnet sich über eine Freitreppe auf eine kleine Gartenfläche, die einst im französischen Stil gehalten war. In ihrer Mitte steht eine barocke Sandsteinstatue des Zeus aus dem zweiten Viertel des 18. Jh.

Lage: Niederösterreich/Bezirk Mödling – inmitten der Marktgemeinde Laxenburg (neben dem alten Bahnhof)

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


22.03.2004