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Bleiburg


Bischof Albuin von Brixen schenkte zwischen 993 und 1000 seinem Bruder, dem Grafen Aribo, das Gut Liupicdorf, das spätere Bleiburg. Die erste Burg dürfte zu Beginn des 12. Jahrhunderts erbaut worden sein, als das Gebiet um das heutige Bleiburg dem Stift Seckau gehörte. Noch im gleichen Jahrhundert kam sie an die Heunburger, die damals ihren Sitz noch auf der Rauterburg am Südhang der Saualpe hatten. Sie zogen aber bald auf die günstiger gelegene Pliburch. 1228 verpfändete Wilhelm Graf von Heunburg die Herrschaft an Hermann Graf von Ortenburg. Ulrich III Graf von Heunburg versprach 1292 dem Erzbischof Konrad von Salzburg, ihm Bleiburg zu verpfänden, wenn dieser ihm den gefangenen Herzogssohn Ludwig ausliefere. Als der letzte Heunburger, Graf Hermann, 1322 starb, kam Bleiburg an den mit ihm verwandten Ulrich Graf von Pfannberg, der es zehn Jahre später an Konrad von Aufenstein verpfändete. Seine Söhne Friedrich und Konrad erhoben sich 1368 gegen die Landesherren Albrecht und Leopold von Österreich, was die zweimonatige Belagerung und Zerstörung der Burg sowie die Konfiszierung ihres Besitzes zur Folge hatte. Die Brüder wurden auf der Burg Strechau eingekerkert, wo Friedrich starb. Konrad schwor nach 28-jähriger Haft Urfehde und zog sich als Chorherr nach Regensburg zurück.

Bleiburg wurde bis 1381 von herzoglichen Pflegern verwaltet. Dann wurde es an Haug von Tybein verpfändet. 1427 erwarb Burckhard von Weispriach die Burg. 1507 investierte der Pfleger Maximilian I Graf von Lodron 400 Gulden in den Ausbau der Burg. Von 1552 an war sie kaiserliches Lehen. In den nächsten 50 Jahren wechselten die Lehensnehmer häufig. Andreas Ungnad von Sonnegg nahm größere Umbauten vor. 1601 wurde Bleiburg von Hans Ambros Graf von Thurn im Tausch gegen die Herrschaft Pettau erworben. Er ließ bis 1606 die Burg durch italienische Architekten in das heutige Renaissance-Schloss verwandeln. 1820 musste der ehemalige Bergfried wegen Baufälligkeit weitgehend abgetragen werden. Die Grafen Thurn-Valsassina sind auch heute noch im Besitz des Schlosses. Da es im 19. und 20. Jh. meist als Alterssitz diente wurde es nicht besonders gepflegt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als das Stammschloss der österreichisch-böhmischen Linie in Wlace verloren gegangen war, wurde das Gebäude aufwändig restauriert und dient der Familie nunmehr als Hauptwohnsitz.

Schloss Bleiburg liegt auf einem Hügel am Ostrand der gleichnamigen Stadt. Vier aus besonders starkem Mauerwerk aufgeführte Gebäudeflügel gruppieren sich um einen unregelmäßigen Hof. Die nach außen abweisend wirkenden Fassaden folgen großteils den Grundmauern des mittelalterlichen Berings. Lediglich der zehnachsige Südtrakt wurde erst im ersten Viertel des 17. Jh. angebaut. An der Nordwestecke des Schlosses springt ein viereckiger Turm vor. Im Westflügel ist der ehemalige Palas verbaut. Eine Sonnenuhr an diesem Trakt zeigt im Hintergrund eine alte Ansicht des Schlosses. Der untere Teil des ehemaligen Bergfriedes ist in den Ostteil einbezogen. Seine drei Meter dicken Mauern zeigen noch gotische Züge. Das Einfahrtstor, das ursprünglich mit einer Zugbrücke ausgestattet war, liegt im dreigeschossigen zehnachsigen Südtrakt. Zu ihm führt eine gewundene steile Rampe empor. Über dem Tor ist das Doppelwappen Thurn-Rosenberg gemalt. Die Bauinschrift mit dem Chronogramm 1747 weist auf Franz Graf Thurn und seine Gattin Maria-Anna Gräfin Rosenberg hin, die Teile des Inneren sowie die Kapelle barockisieren ließen. Durch eine gewölbte, ansteigende Durchfahrt gelangt man in den Innenhof. Er zeigt im Erdgeschoß Laubengänge. Im ersten und zweiten Stockwerk erkennt man gekuppelte Doppelbogenfenster aus dem 16. Jh. Die Haupttreppe führt aus dem Laubengang im Ostflügel in alle Stockwerke.

Im Aufgang sind Fresken vom Anfang des 17. Jahrhunderts zu sehen, die Jagdtiere darstellen. Die Repräsentationsräume sind hervorragend ausgestattet. Die Stuckdecken wurden von Kilian Pittner oder seinem Sohn Marx Joseph gearbeitet. Zwei intarsierte Türen (16. Jh.) stammen aus der Burg Landskron. Besonders zu erwähnen ist die reichhaltige Bibliothek, die zu den bedeutendsten Privatbibliotheken Österreichs gehört. Sie ist mit einer frühbarocken Kassettendecke versehen. An der Außenfront des Schlosses ist neben der Einfahrt die spätgotische Schlosskapelle angebaut. Sie zeigt Maßwerkfenster und ein barockes Gewölbe. Teile der Gewölbemalereien aus dem 15. Jh. konnten freigelegt werden. Ein vergoldetes Bronze-Epitaph ist Wolf Graf Thurn gewidmet. Er war 1594 auf einem Feldzug gegen die Türken an einer Lagerseuche verstorben. Diese Gedenkplatte befand sich ursprünglich in Laibach, wo sie 1810 von napoleonischen Soldaten gestohlen und nach Frankreich verschleppt wurde. Douglas Graf Thurn entdeckte sie 1867 in Paris, konnte sie ersteigern und nach Bleiburg bringen. Die beiden Altäre sind aus dem 18. Jh. Als Blatt des Seitenaltars diente ein Gemälde von Giovanni Battista Tiepolo, die Krönung Mariens darstellend. Es wurde aus Sicherheitsgründen mittlerweile durch eine Kopie ersetzt.

Lage: Kärnten/Jauntal – ca. 20 km südöstlich von Völkermarkt

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


18.03.2004