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Sitzenthal


Der Ortsname weist auf Graf Sizo bzw. Sighard von Schalla hin, der hier im 12. Jh. begütert war. Im späteren 12. und 13. Jh. lebten hier Gefolgsleute der Grafen von Schalla und dann der Grafen von Plain. 1287 verkaufte Otto von Scheuernberg seinen Hof in Sitzenthal an Hartwig von Wasen. Damals wurden Ort und Schloss erstmals urkundlich genannt. Durch die Heirat der Dorothea Waser mit Konrad Flemming gelangte Sitzenthal um 1390 an die Ritter Flemming. 1430 befand es sich im Besitz des Stephan von Zelking. 1453 wird Hans Holzer vom Kloster Melk mit der Herrschaft belehnt. Unter den mehr als zwei Dutzend verschiedenen Schlossherren, die vom 15. bis ins 19. Jahrhundert Sitzenthal besaßen, sind Gotthard Geyer von Osterburg (1541), Achaz Enenkel auf Albrechtsberg (1560), Heinrich von Oedt (1592) und Ludwig von Starhemberg (1613) zu nennen. Letzterem wurde die Herrschaft konfisziert, da er gemeinsam mit seinem Bruder Gotthard führend an der protestantischen Adelsrevolte beteiligt war. Sitzenthal kam an den Freiherrn Wenzel Hegenmüller. 1843 wurde der k. k. Kämmerer Anton Graf Ledochowska Schlossbesitzer. Er gab dem Schloss um 1855 sein heutiges Aussehen. Seine Tochter Theresia wurde später selig gesprochen. Über die Grafen Falkenhayn gelangte das Gut an den Freiherrn Helge Hammerstein-Equord. Sein Sohn Hans war ein bekannter Schriftsteller. Er wurde 1936 österreichischer Justizminister. Dessen Mutter hatte Schloss Sitzenthal aber bereits 1897 den Grafen Braida verkauft, denen das Gut heute noch gehört.

Die dreigeschossige elfachsige Hauptfassade des Schlosses ist nach Westen gerichtet. Sie ist komplett mit Pflanzen bewachsen, so dass man außer den zahlreichen Fenstern keine Fassadengliederung bzw. keinen Fassadenschmuck feststellen kann. Über den mittleren drei Fensterachsen ist über der Dachtraufe als Attika ein ebenfalls verwachsener Stufengiebel aufgebaut. Die bergseitige Schmalseite wird von einer überdachten Altane akzentuiert. Das Fischblasenmaßwerk ihrer Balustrade ist neugotisch und stammt aus der Mitte des 19. Jh. Hinter dem Hauptgebäude liegt erhöht eine gemauerte Terrasse, auf der ein zweigeschossiger Querflügel aufsitzt. Der einstige Wohnturm dürfte spätestens den Umbauten des Grafen Ledochowska zum Opfer gefallen sein. Der ausgemauerte Wallgraben wurde 1899 aufgefüllt. Vom einst sehr großen hakenförmigen Wirtschaftshof aus der ersten Hälfte des 17. Jh. ist nur mehr der eingeschossige bergseitige Flügel erhalten. Er wurde durch spätere Zubauten zu einer vierseitigen Anlage erweitert.1921 wurde im Norden ein Zubau errichtet. Mehrere Innenräume des Schlosses sind mit Gratgewölben versehen. Im ersten Stock befindet sich eine sechsjochige kreuzgewölbte Halle, deren Rundbogen auf Säulen ruhen. Sie wurde um die Wende des 16. zum 17. Jahrhundert erbaut. Die dem hl. Josef geweihte Schlosskapelle wurde erst 1869 eingerichtet und ist im Stil der Zeit ausgestattet. Schloss Sitzenthal war für seine qualitätvolle Innenausstattung bekannt. Es ist von einem weitläufigen englischen Park umgeben, der bis an die Pielach reicht.

Lage: Niederösterreich/Pielachtal – ca. 2 km nordöstlich von Loosdorf

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


16.03.2004