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Trautenfels


Das Gebiet um das heutige Trautenfels gehörte seit dem 9. Jahrhundert den Grafen im Ennstal. Sie saßen aber auf der Burg Grauscharn im benachbarten Pürgg, doch wurde diese bereits 1230 aufgegeben. Trautenfels wird unter dem Namen castrum novum 1261 in einem Schreiben des steirischen Landeshauptmannes Wok von Rosenberg an seinen Herrn, König Ottokar von Böhmen, erwähnt. Der Name wandelte sich später über Niwehus, Neuburg zu Neuhaus und blieb als solcher bis ins 17. Jh. üblich. Unter Haus verstand man im Mittelalter nicht die gewöhnliche Behausung eines Bauern oder Bürgers, sondern ein festes Haus, also die kleine Burg eines Adeligen. Der Ort für die Errichtung des Wehrbaues war jedenfalls strategisch gut gewählt, denn hier mündete die Salzhandelsstraße aus Aussee in die Hauptverkehrsroute durch das Ennstal. Außerdem befand sich hier ein wichtiger Ennsübergang. Aus einem Urbar, das König Ottokar II zwischen 1265 und 1267 anlegen ließ, geht hervor, dass Neuhaus damals bereits landesfürstlich war und unter der Obhut eines Pflegers stand. 1267 erhob sich der steirische Adel, um die böhmische Fremdherrschaft abzuschütteln. Im „Reiner Schwur“ stellte er sich auf die Seite König Rudolf von Habsburg, der als neuer Landesherr auch die Burg Neuhaus übernahm.

1281 wurde Otto von Liechtenstein, der Sohn des Minnesängers Ulrich von Liechtenstein mit der Herrschaft belehnt. Da der Erzbischof von Salzburg an einer störungsfreien Verbindung zwischen seinem Bistum und seinen Besitzungen in der Steiermark interessiert war, war ihm die Burg Neuhaus ein Dorn im Auge. Schließlich gelang es ihm 1282 diese im Tauschweg gegen die Burgen Unter- und Oberstrechau in seinen Besitz zu bringen. Dass dies für den Landesfürsten ein schlechter Tausch war, zeigte sich bereits 1289 als Erzbischof Rudolf von Salzburg in einer Fehde mit Herzog Albrecht I von Neuhaus aus das mittlere Ennstal und damit die Besitzungen des Stiftes Admont verheerte. In langwierigen Kämpfen gelang es dem Herzog schließlich die Salzburger Truppen zurückzuwerfen. Der Landeshauptmann, Abt Heinrich von Admont, bemächtigte sich durch einen Handstreich der Burg und ließ sie unter Mithilfe der von ihm abhängigen Bauern des Ennstales weitgehend zerstören. Neuhaus wurde nicht mehr dem Salzburger Erzbischof zurückgegeben und blieb landesfürstlich. Die Burg wurde wieder aufgebaut, doch erlangte sie keine besondere militärische Bedeutung mehr. Sie stand im Schatten der unweit gelegenen ebenfalls landesfürstlichen Burg Wolkenstein und hatte die gleichen Pfleger. Unter diesen ist um die Mitte des 15. Jh. vor allem Wolfgang Praun zu nennen, der in Bad Aussee als Hallamtsverweser zu Reichtum gekommen war. Es gelang ihm Neuhaus als freies Eigen zu erhalten. In den Auseinandersetzungen zwischen Kaiser Friedrich III und Matthias Corvinus unterstützte Praun den ungarischen König, was ihm 1490 schließlich die Herrschaft Neuhaus kostete.

Sie wurde Friedrich Hofmann von Grünbühel als landesfürstliches Lehen übergeben, dessen Nachkommen sie bis 1594 besaßen. Sein Sohn Andreas ließ die alte Burg wesentlich ausbauen. Die Arbeiten waren noch nicht beendet, als es 1525 während des obersteirischen Bauernkrieges den Aufständischen gelang, Neuhaus einzunehmen und zu plündern. Graf Niklas Salm konnte die Aufrührer aber bald wieder vertreiben. Andreas Hofmann konnte die Burg als freies Eigen erwerben. 1556 wurde der Ausseer Salzverweser Hans Adam Praunfalk von den mittlerweile in den Freiherrenstand erhobenen Hofmann zum Pfleger von Neuhaus bestellt. 1594 erhielt sein Bruder Christoph als Ausgleich für nichtbezahlte Schulden der Hofmann die Burg übertragen. Am Ende des 16. Jh. wurde in ihr eine Kreidfeuerstation eingerichtet. Hans Adam II Praunfalk musste 1652 wegen seines lutherischen Glaubens nach Nürnberg ins Exil gehen und Neuhaus an Alexander Schifer Freiherr von Feyling, verkaufen. Dieser errichtete unmittelbar neben dem Schloss eine Gewehrfabrik. Nach seinem Tod verkaufte sein Bruder Georg Ehrenreich diese und die Herrschaft 1664 an den steirischen Landeshauptmann Siegmund Friedrich II Graf Trauttmansdorff. Dieser ließ das Schloss in den nächsten Jahren im Barockstil völlig umbauen und neu ausstatten. Es entstand ein imposanter Palast im italienischen Stil. Siegmund Friedrich ließ den repräsentativen Festsaal einbauen und von italienischen Künstlern stukkieren. Die Fresken gelangten um 1670 zur Ausführung. Der Bauherr gab auch dem Schloss seinen heutigen Namen und fasste es mit einigen im heutigen Slowenien gelegenen Gütern zu einem Fideikommiß zusammen. Aus einem Inventar, das anlässlich seines Todes angelegt wurde, geht hervor, dass das Schloss mit etlichen Kanonen und Feldschlangen bestückt war, die der Landeshauptmann extra gießen ließ und die mit seinem Wappen verziert waren. Dieser Artillerie wurde aber fast nur zu Weihnachten und Geburtstagen als Böllermaschinen verwendet.

Da Siegmund Friedrichs Sohn 1684 kinderlos im Kampf gegen die Türken fiel, gelangte die Herrschaft an Siegmund Joachim aus der niederösterreichischen Linie der Familie. Als Kommandant mehrerer sächsischer Divisionen war er ein Jahr zuvor maßgeblich am Entsatz der Stadt Wien beteiligt gewesen. Seine militärische Karriere unter Prinz Eugen brachte ihn bis zum Feldmarschallleutnant. Seine Nachkommen waren meist ebenfalls militärisch tätig und konnten der Herrschaft nicht die nötige Aufmerksamkeit widmen. 1776 schlug ein Blitz in den Schlossturm ein und richtete vor allem an den Archivbeständen großen Schaden an. 1815 musste das bereits schwer verschuldete Trautenfels versteigert werden. Zum Zug kam Vinzenz Degen von Elsenau, der erste Leiter der Österreichischen Staatsdruckerei. Nach ihm wechselten die Besitzer, darunter der galizische Graf Ferdinand Jaxa von Barkowski, recht häufig bis das bereits ziemlich vernachlässigte Schloss 1878 von Josef Friedrich Emil Graf Lamberg erworben wurde. Trautenfels wurde wieder instand gesetzt und modernisiert. Graf Lamberg war mit der Tochter des Steyrer Waffenproduzenten Josef Werndl verheiratet, wodurch er die nötigen Mittel für den großzügigen Umbau erhielt. Seine Witwe musste Trautenfels infolge auftretender wirtschaftlicher Probleme 1942 an die Deutsche Reichspost verkaufen, die hier ein Erholungsheim für ihre Mitarbeiter einrichten wollte. Der größte Teil der vorhandenen Kunstwerke sowie die umfangreiche Geweihsammlung blieb aber bei der Familie Lamberg. Als Rechtsnachfolgerin der Deutschen Reichspost schenkte die Republik Österreich 1959 das Schloss dem Steirischen Jugendherbergswerk. Das Land Steiermark hatte bereits 1951 in den Repräsentationsräumen ein Bezirksmuseum eingerichtet. 1983 kaufte die Gemeinde Pürgg-Trautenfels das Schloss und verpachtete es dem Verein Schloss Trautenfels, der sich seither um die Erhaltung des Gebäudes und des Museums bemüht. Eine hier 1992 abgehaltene steirische Landesausstellung war für die Bereitstellung von Förderungsbeiträgen von Land und Bund sehr hilfreich. 1998 wurde das Landschaftsmuseum mit dem Schwerpunkt Wald und Holz wiedereröffnet.

Schloss Trautenfels liegt auf einer inselartigen Kuppe im Ennstal am Fuße des Grimming. Es ist ein massig wirkender dreigeschossiger Rechteckbau, dem an der Südseite zwei kurze Flügel vorspringen. Die Fassaden sind durch einfache flache Putzfelder gegliedert. Die Eingangsfront wird durch das säulengeschmückte Portal und einen Wappenstein der Trauttmansdorff belebt. Die ältesten Bauteile der Burg stammen noch aus dem 13. Jahrhundert, doch sind sie von späteren Bauten völlig überdeckt. Im schmalen Hof erhebt sich der ehemalige Bergfried, ein quadratischer Turm aus dem 15. Jh. Da die umliegenden Gebäudetrakte im 17. Jh. wesentlich erhöht wurden, kommt er heute kaum zur Geltung. Die Nordwestecke des Gebäudes wird durch einen Rundturm aus dem 16. Jh. verstärkt. Das Schloss ist von fünf mächtigen Basteien aus dem 17. Jh. umgeben. Im Westen war es durch einen tiefen Halsgraben zusätzlich geschützt. Der künstlerisch bedeutendste Raum der Beletage im zweiten Stock ist der zweigeschossige Festsaal mit seinen drei Marmorportalen. Siegmund Friedrich Graf Trauttmansdorff beauftragte mit seiner Gestaltung den kaiserlichen Hofmaler Carpoforo Tencalla und den aus Como stammenden Stukkateur Alessandro Serenio. Tencalla wählte für seinen Gemäldezyklus an der Decke das Thema der Goldenen Äpfel der Hesperiden, einen Metapher auf die glückliche Herrschaft seines Auftraggebers. Die Frieszone schmücken verschiedene Szenen aus der griechischen Mythologie. Auch sie sind Allegorien auf die Tugenden des Schlossherrn und seiner Gattin. Tencalla hat auch in zwei weiteren Räumen die Deckenbilder gemalt. Bemerkenswert sind die Friesbilder im ehemaligen Schlafzimmer, die groteske Zwergenfiguren zum Thema haben. Andere Zimmer wurden von Lorenz Steeger mit Fresken geschmückt, die aber nicht die Qualität jener Tencallas erreichen. Die originelle Einrichtung des Jagdzimmers stammt aus dem 19. Jh. Sämtliche Möbel dieses Raumes sind aus Hirschgeweihen gefertigt. In einem kleinen Nebengebäude an der Südostseite des Schlosses befindet sich die Marienkapelle, deren Decke ebenfalls von Tencalla und der Werkstatt Serenios gestaltet wurde. Sie zeigt fünf Szenen aus dem Marienleben. Von der ursprünglichen Ausstattung der Kapelle ist nur mehr der Altar erhalten. Allerdings wurde das ursprüngliche Altarbild durch eine volkstümliche Schutzmantelmadonna aus dem 18. Jh. ersetzt. Die übrige Ausstattung wurde zu Beginn des 20. Jh. erneuert.

Lage: Steiermark/Ennstal – ca. 15 km südwestlich von Liezen

Besichtigung: vom Palmsonntag bis 31. Oktober täglich von 09.00 bis 17.00

Homepage: www.museumtrautenfels.at


Weitere Literatur:


15.03.2004