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Ernegg


Im Jahre 979 schenkte Otto II den Landstrich zwischen den beiden Erlaufflüssen dem Bischof Wolfgang von Regensburg. 1291 bestätigte Herzog Albrecht I die Lehenshoheit des Regensburger Bistums. Bei dieser Gelegenheit wird Ernegg erstmals erwähnt. Es war eine Burg der bischöflichen Hofmark Steinakirchen. Um 1321 hatten die Grafen Albrecht und Alram von Hals die Herrschaft inne. 1330 war sie im Besitz des Christian von Lengenbach, der in der Kirche von Steinakirchen eine ewige Messe stiftete. Sein Schwiegersohn Reinprecht I von Wallsee war 1344 hier begütert. Auf ihn folgte Otto von Zelking als Burgherr. Dessen gleichnamiger Enkel verkaufte Ernegg 1471 an Bernhard Harasser zu Groß. Über Vinzenz von Oberhaim und dessen Nichte Elisabeth von Hinterholz gelangte das Schloss 1527 als Lehen an den Kriegsobersten Wolfgang von Oedt zu Götzendorf, den Mundschenk Kaiser Ferdinands I. Er nahm zwischen 1530 und 1540 größere Umbau- und Renovierungsarbeiten vor, die einem Neubau nahe kamen und dem Gebäude weitgehend sein heutiges Aussehen gaben. Zu seinem Besitz gehörten auch die Schlösser Schönegg, Wang, Reinsberg und Oberhausegg. Noch vor 1596 erwarb der Hofkammerpräsident Reichart Streun von Schwarzenau Schönegg und Ernegg. Er musste jedoch zuvor einen Vergleich mit den Freiherren Auersperg abschließen, da diese mit der Familie Oedt bereits seit 1532 im Streit um deren Besitzungen lagen. 1612 und 1629 sind die Neudegger in Ernegg nachzuweisen. Im Jahr 1656 kaufte Sigmund Erasmus Freiherr von Auersperg die Herrschaft. Seinem Sohn Franz Joseph Melchior gelang es, das bisherige Lehen in freies Eigentum umzuwandeln. 1836 zerstörte ein Brand die Dächer. Josef Graf Auersperg ließ die Schäden umgehend beheben. Die derzeitige Besitzerin, Frau Hilda Auersperg-Lee, führt Ernegg als gepflegtes Schlosshotel, dem ein Golfplatz vorgelagert ist. Die Aussenfassaden des Schlosses wurden in den letzten Jahren restauriert.

Die trapezförmige Anlage liegt auf einer zur Kleinen Erlauf steil abfallenden Terrasse. Obwohl das Schloss ansonsten eher abgeschieden in einem Wäldchen versteckt ist, ist seine dreigeschossige Nordseite schon von weitem sichtbar. Seine fünfachsige Fassade ist die Schauseite des Gebäudes. Sie wurde um 1740 barock dekoriert und mit einer Eckquaderung verziert. Die Fenster des ersten und zweiten Stockwerks sind mit geschwungenen Verdachungen versehen. Dem Hauptgeschoß ist eine Altane vorgelagert, deren korbbogige Pfeilerarkaden in einem Zwinger stehen, der einst von zwei Rundtürmen mit Kegeldächern flankiert wurde. Der Zwingerbereich ist heute gartenmäßig gestaltet. Der Torbau ragte früher aus der Front hervor, ist aber heute in die mehrfach gegliederte Westfassade integriert. Das gequaderte Renaissanceportal besteht aus der rundbogigen Einfahrt, die von zwei rustizierten Pfeilern flankiert wird und der danebenliegenden Fußgängerpforte. Das Wappen über dem Portal ist natürlich jenes der Auersperg. An der Bergseite des Westtraktes steht ein schlanker Rundturm, der zum Kapellenbereich gehört und im Vorjahr etwas auffallend restauriert wurde. Er war ursprünglich vermutlich rot verputzt. Da die im 17. Jh. mit Holzkohle eingefärbte Putzschicht am besten erhalten war, beschloss man die damalige Scheinquaderung zu rekonstruieren. Er ist mit einem polygonalen Zeltdach gedeckt, das von einer spitzen Laterne abgeschlossen wird. Die übrigen Fassaden sind schmucklos gehalten.

Hinter den vier ungleich hohen und verschieden alten Trakten liegt ein idyllischer Innenhof. Mit Ausnahme der Ostfront wird er von Lauben- bzw. Arkadengängen begrenzt, deren Bögen im Erdgeschoß auf dicken Pfeilern, im ersten Stock auf schlanken Säulen und im zweiten Stock wieder auf Pfeilern ruhen. Über den Bogengängen, die sich im ersten Stock verdoppeln, sind scheinarchitektonische Fresken zu sehen. Am nördlichen Haupttrakt ist ein schlanker Treppenturm angebaut. Er weist im unteren Teil einen kreisförmigen Querschnitt auf, der weiter oben polygonal wird. Sein Abschluss erfolgt durch ein Pyramidendach. Über dem Turmportal ist das reliefierte Lünettenwappen des Wolfgang von Oedt angebracht. Eine spätgotische Wendeltreppe verbindet die vier Geschosse. Die Bauinschrift „IVE 1561“ an einer Säule im Obergeschoß erinnert an die Enkelin des Wolfgang von Oedt, Judith von Edth (Oedt). Neben dem Haupteingang liegt die dem hl. Bartholomäus geweihte Schlosskapelle. Sie wurde von Rudolf Sigmund Freiherr von Auersperg und seiner Gattin Johanna Elisabeth 1675 erbaut, wird aber bereits 1330 urkundlich erwähnt. Ihr Altar blieb bis heute erhalten. Er zeigt im Mittelteil den Namenspatron der Kapelle. Gottfried Graf Auersperg ließ 1884 eine neuerliche Renovierung durchführen. Im Zweiten Weltkrieg diente die Kapelle als Depotraum für aus der Wiener Albertina ausgelagerte Kunstschätze. Danach verkam sie zur Rumpelkammer. 2002 ließ sie die jetzige Besitzerin wiederherstellen. Die Innenräume sind – vor allem im Erdgeschoß – mit schweren, teilweise weitgespannten Gewölben versehen. In der Beletage haben sich einige spätgotische Portale (um 1530/40) sowie Türen mit gezimmerter Säulen- oder Pilasterrahmung erhalten. Das Schloss ist von einem Landschaftspark aus dem 19. Jh. umgeben, in dem sich eine angeblich tausendjährige Linde und ein kleiner Obelisk mit der Gedenktafel an den in der Schlacht bei Austerlitz gefallenen Major Joseph Graf Auersperg befinden. Der zum Schloss gehörende Meierhof liegt im Norden jenseits der Kleinen Erlauf.

Lage: Niederösterreich/Mostviertel – ca. 2 km östlich von Steinakirchen am Forst

Ort/Adresse: 3261 Steinakirchen am Forst

Besichtigung: nur im Rahmen des Hotelbetriebes möglich

Homepage: www.schlossernegg.com


Weitere Literatur:


08.03.2004