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Mautern (NÖ) - Schloss


In der zweiten Hälfte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts befand sich auf dem Gebiet des heutigen Mautern die bedeutende Römersiedlung Favianis. Als Mautstelle wird es 899 erstmals genannt. Damals stand hier ein Kastell, das Markgraf Isanrich gehörte und von König Arnulf erobert wurde. Vom Ende des 10. Jahrhunderts bis 1710 unterstand Mautern den Bischöfen von Passau. Das Schloss war Sitz des jeweiligen Pflegers der Herrschaft, der später Hauptmann genannt wurde. Es hatte auch den Verkehr über die zweitälteste Donaubrücke Österreichs zu kontrollieren, die unmittelbar vor dem Schloss über den Fluss führt. Die heutige Anlage stammt aus verschiedenen Bauperioden. Bischof Wolfgang Graf Salm, ein Sohn des Verteidiger Wiens während der Türkenbelagerung von 1529, ließ den Südtrakt 1551 erneuern. Im 17. Jahrhundert errichtete der Passauer Hauptmann Friedrich Karl Josef Freiherr von Caretto den Westflügel. Eine Gedenktafel am Treppenturm des Hofes von 1680 bezieht sich auf den Passauer Rat und bischöflichen Pfleger Ferdinand Graf Egmont, einen Nachkommen des 1568 in Brüssel hingerichteten Grafen Lamoral von Egmont. 1710 verkauften die Passauer Bischöfe Herrschaft und Stadt Mautern mit dem Schloss an die Grafen Schönborn. 1831 wurde als Sohn des Schlossverwalters der bedeutende Botaniker Anton Kerner von Marilaun geboren. Im späteren 19. Jh. wurde das Schlossinnere in Wohnungen aufgeteilt. Seit 1916 gehört das Gebäude der Stadtgemeinde Mautern. Es ist nach wie vor vorwiegend von Mietparteien bewohnt. Die letzte große Restaurierung erfolgte 1981.

Das Schloss liegt in der Nordwestecke der ehemaligen Stadtbefestigung. Vier gleich hohe Gebäudetrakte umschließen einen rechteckigen Innenhof, in dessen Mitte eine riesige Platane steht. Drei Flügel sind dreigeschossig. Lediglich der Südflügel ist nur einstöckig, doch hat er höhere, zum Teil gewölbte Räume. Hier befindet sich auch das große rundbogige Einfahrtstor. Eine Marmortafel zeigt das Wappen des Bischofs Wolfgang Graf Salm und eine Bauinschrift aus dem Jahr 1551. Einige hofseitige Fenster im Obergeschoß dieses Traktes weisen qualitätvolle Steinumrahmungen und Fensterkreuze aus dem 16. Jh. auf. Im Ostteil des Südflügels liegt die dreijochige Schlosskapelle. Ihr rechteckiger Chorabschluß ragt aus der Ostfront vor. Sie zeigt ein gotisches Kreuzrippengewölbe. Bereits 1306 wird sie als Andreaskapelle erwähnt. 1620 wurde sie neu eingerichtet, ist aber längst profaniert. In den letzten Jahren wurden die hier bestehenden Wohneinheiten aufgelöst und versucht, der Kapelle wieder ihr ehemaliges Aussehen zu geben. Ihr Altar befindet sich heute im Museum der Stadt Krems. Der Ostflügel ist im Kern noch mittelalterlich. Auch er zeigt im Obergeschoß reich profilierte spätgotische Fenster. Die Steinkreuze sind jedoch nicht mehr erhalten. Sein Erdgeschoß beherbergt einige hohe gewölbte Räume. In der Ecke zwischen dem Ost- und dem Südflügel ist im Hof ein Treppenturm mit einer spätgotischen Spindeltreppe angebaut. Der mächtige Nordtrakt stammt in seiner heutigen Form aus dem 18. Jh., doch weisen Baureste aus dem 15. Jh. und Fundamente aus dem 11. Jh. darauf hin, dass er eigentlich der älteste Teil des Schlosses ist. Er ist ein ca. 25 x 12 m großes saalbauartiges Gebäude mit einem turmartigen Anbau im Westen. Die neunachsige Schauseite ist zur Donau gerichtet. Ihre Fassade ist spätbarock durch verschiedenartige Fensterverdachungen verziert. Vor den Fenstern des Erdgeschosses hängen schmiedeeiserne Fensterkörbe. Die beiden schmächtigen dreigeschossigen Ecktürme treten deutlich hinter die Fassade zurück. An der Hofseite des Nordtraktes sind zwei – heute holzgedeckte – Freitreppen vorgebaut. Eine als Fresko gemalte Sonnenuhr ist mit „1721“ bezeichnet. Westlich vom Schloss liegen die ehemaligen Wirtschaftsbauten, in denen sich heute die Römerhalle und ein kleines Museum befinden.

Lage: Niederösterreich/Wachau – am nördlichen Ortsrand (Donauufer) von Mautern

Besichtigung: nur von außen (inkl. Innenhof) möglich


Weitere Literatur:


29.02.2004