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Trumau


Im Jahre 1137 wandte sich Abt Gottschalk von Heiligenkreuz an Markgraf Leopold IV mit der Bitte, das 1133 von seinem Vater Leopold III gegründete Kloster wirtschaftlich abzusichern. Der Landesherr erfüllte diesen Wunsch, indem er im nächsten Jahr dem Stift das Dorf Trumau und 1141 das Weingut Thallern schenkte. Die damalige Zivilbevölkerung musste den strengen Ordensregeln nach abgesiedelt werden. Die Zisterzienser errichteten hier eine Grangie, d. h. einen befestigten Gutshof, von dem aus Ackerbau, Schafzucht und Weinbau betrieben wurde. Auch eine Mühle wurde erbaut. Der Hof wurde von einem ordenseigenen Verwalter, Grangiarius genannt, bewirtschaftet. Seit damals ist Trumau – mit kurzen Unterbrechungen - im Besitz des Stiftes Heiligenkreuz geblieben. Im Streit zwischen Kaiser Friedrich III und seinem Bruder Erzherzog Albrecht VI hatte sich der auf Seiten Albrechts kämpfende Söldnerführer Georg von Pottendorf 1462 des Hofes bemächtigt. Aber schon 1468 wurde er ihm vom böhmischen Söldnerführer Hinko von Feinfalt abgenommen. 1529 zählte der inzwischen wieder erstandene Ort Trumau lediglich sieben Häuser. Die nur schwach befestigte Grangie wurde 1548 zerstört. Danach kam es zu größeren Um- und Ausbauarbeiten, doch brannten ungarische Aufständische unter Gabor Bethlen die Gebäude 1621 neuerlich nieder.

1650 veranlasste Abt Michael Schnabel den Ausbau zum Schloss, das 1667 vollendet war. Es diente den Äbten vorwiegend für Sommeraufenthalte, doch wird berichtet, dass Kaiser Leopold I hier oft zu Gast war. Für die damaligen Verhältnisse dürfte es noch gut bewehrt gewesen sein, denn 1663 wird es als Zufluchtsstätte beim drohenden Türkeneinfall genannt. Dennoch wurde es 1683 von den Türken stark verwüstet. Spätere Sanierungen brachten eine Kürzung der Türme mit sich. 1811 und 1880 wurde das Schloss durch Brände zerstört, aber jeweils wiederhergestellt. Allerdings hatte es inzwischen seine stattliche Erscheinung, wie sie noch auf dem Vischer-Stich von 1672 gegeben ist, eingebüßt. Von 1945 bis 1947 hatte die russische Besatzungsmacht hier ihre Nachrichtenzentrale eingerichtet, wodurch manche Innenräume stark in Mitleidenschaft gezogen wurden, da man Trennwände niederriss, um große Räume zu gewinnen. Im Schüttboden wurde die Zwischendecke entfernt, damit man ihn als Festsaal benutzen konnte. Auch die Kapelle wurde zweckentfremdet. Die letzte große Restaurierung fand 1993/95 statt. Dabei bemühte man sich, den Türmen wieder ihr ursprüngliches Aussehen zu geben. Seit 1999 ist im Schloss ein kleines Museum untergebracht, in dem jene prähistorischen Funde zu sehen sind, die beim Bau der Südautobahn ausgegraben wurden.

Das Schloss ist ein nahezu quadratischer, zweigeschossiger Bau, der mit seinen vier Flügeln einen rechteckigen Hof umschließt. Drei Ecken sind mit Rundtürmen besetzt, deren steile Kegeldächer die einzelnen Trakte überragen. Ursprünglich war das Gebäude von einem Wassergraben umgeben, der mittels einer Zugbrücke überquert werden konnte. Die Fassaden sind lediglich durch einfache Bänder zwischen den beiden Geschossen und der Traufe horizontal gegliedert. Schauseite ist die Westfront, an der sich auch das schöne Renaissancetor befindet. Es wird von Pilastern flankiert, die einen gebrochenen Flachgiebel tragen. Im Architrav weisen zwei lateinische Inschriften auf die Errichtung des Schlosses im Jahr 1650 sowie auf die Renovierung von 1880 hin. In der Mitte ist das steinerne Wappen des Abtes Michael Schnabel angebracht. Links vom Tor lassen drei steinumrahmte Rundbogenfenster, die nach der letzten Restaurierung auch putzmäßig hervorgehoben wurden, die dahinter befindliche Kapelle erkennen. Ansonsten sind die Fenster im Erdgeschoß fast quadratisch, im Obergeschoß aber rechteckig. In diesem Westflügel befanden sich die Abtwohnung und die repräsentativen Gästezimmer.

Der Südtrakt diente einst als Schüttkasten. An seiner Hofseite deuten noch zwei übereinander gelagerte waagrecht-rechteckige Öffnungen diese Bestimmung an. Wie es sich für ein im geistlichen Besitz befindliches Schloss geziemt, wurde auf den Ausbau der Kapelle großen Wert gelegt. Leider wurde das von Michael Rottmayr gemalte Altarbild 1945 gestohlen. Es ist seit 1950 durch eine von Alice Rougon nach Martino Altomonte gemalte Kopie einer Marienkrönung ersetzt. Die Stirnwand der Kapelle wurde 1702 von Rottmayr mit illusionistischer Architekturmalerei barock ausgeschmückt. An den Hoffassaden finden sich zwei große Sonnenuhren, die erst bei der letzten Restaurierung aufgedeckt wurden. Jene an der Westseite ist malerisch reich gestaltet. Ihr Chronogramm in der Rokoko-Kartusche zeigt die Jahreszahl 1726. Ältester Bauteil der Anlage ist der Nordflügel. Sein Erdgeschoß geht noch auf den Gründungsbau des 12. Jahrhunderts zurück. Das Schloss ist von einem teilweise ummauerten Garten umgeben. Zwei quadratische Gartenpavillons aus der Mitte des 18. Jh. flankieren die Zufahrt aus der Richtung Heiligenkreuz. Südöstlich des Schlosses steht der große Meierhof von 1638. Auch er wurde durch den Brand von 1880 zerstört, aber danach wiederhergestellt.

Lage: Niederösterreich/Wiener Becken – ca. 9 km östlich von Baden

Besichtigung: das Museum kann zu den Öffnungszeiten besichtigt werden, der Hof ist frei zugänglich


Weitere Literatur:


23.02.2004