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Goldegg (NÖ)


Die Herren von Goldegg werden in der Zeit zwischen 1258 und 1366 häufig urkundlich erwähnt. 1293 wird Wézil von Goldegg namentlich genannt. 1326 musste Ortolf von Goldegg sein bisheriges freies Eigen König Friedrich dem Schönen überantworten und es von ihm als Lehen wieder übernehmen. Nach dem Aussterben der Goldegger scheinen 1384 die Redler von Sichtenberg als Burgherren auf. Spätestens ab 1446 wurden sie von den Uttendorfern abgelöst. Stephan Uttendorfer ließ 1495 die gotische Burgkapelle errichten. 1498 ist hier Georg Matseber ansässig. Über Ludwig von Kirchberg gelangte Goldegg 1589 durch Heirat an Albrecht Enenkel (von Albrechtsberg). 1594 wurden die Enenkels in den Freiherrenstand erhoben. Sie ließen die alte Burg bis 1630 durch die Errichtung des Neuen Schlosses in eine Renaissanceanlage verwandeln. Judith Elisabeth Freiin von Enenkel brachte Goldegg 1639 in ihre Ehe mit Christoph Ehrenreich Graf Schallenberg ein. Doch schon zwei Jahre später folgte als neuer Schlossbesitzer der Hofkanzler Kaiser Ferdinands II, Johann Matthias Prückelmayer. Von 1669 bis 1782 war Goldegg im Besitz der Familie Trautson, die es gegen Ende des 17. Jahrhunderts um- und ausbaute. Um die Mitte des 18. Jh. war die Blütezeit des Schlosses. Die Trautsons hatten bei Hof hohe Ämter inne. Kaiserin Maria Theresia und ihre Familie waren hier mehrmals zu Gast, was dem gesellschaftlichen Leben gewaltigen Auftrieb verschaffte. Danach gelangte Goldegg mit dem übrigen Erbe der Trautsons an die Fürsten bzw. Prinzen Auersperg, die das Schloss auch heute noch bewohnen und den umfangreichen Gutsbesitz bewirtschaften. Am Ende des Zweiten Weltkrieges diente es SS-Einheiten vorübergehend als Hauptquartier, was zu größeren Kriegsschäden führte. Diese sind zwar längst behoben, doch könnten die Fassaden mittlerweile wieder einen neuen Anstrich vertragen.

Die weitläufige Anlage liegt am Ostrand des Dunkelsteiner Waldes und ist schon von weitem sichtbar. Sie besteht aus dem im Kern gotischen Altschloss und dem Neuschloss im Renaissancestil, das noch im 17. Jh. vorsichtig barock verändert wurde. Dazwischen liegt die Schlosskapelle, deren Apsis turmartig aus der Südostfront vorspringt. An einigen Wirtschaftsgebäuden vorbei erreicht man den geräumigen Vorhof durch ein Rundbogentor in der hohen Hofmauer. Darüber ist ein großes gemaltes Wappen der Auersperg angebracht. Talseitig sind dem Hof eingeschossige Nebengebäude, wie Torhaus und Pferdestallungen, vorgelagert. Sie dienen heute dem Golfklub als Restaurant und Klubhaus. An der Bergseite wird er von einer mit einer Steinbalustrade gekrönten Stützmauer abgeschlossen. Hier befindet sich auch ein mit Delphinen geschmückter barocker Wandbrunnen. Dominiert wird der Hof von den elf Fensterachsen der Fassade des Neuschlosses. Sein Ostteil stellt auch heute noch den Hauptwohntrakt dar, der auch „Herrenhaus“ genannt wird. An ihn stößt der viereckige, siebengeschossige Torturm. Er hatte ursprünglich fünf Geschosse, wurde aber im 17. Jh. aufgestockt. Anschließend erstreckt sich ein fünfachsiger Trakt, der in der Barockzeit auf drei Geschosse erhöht wurde. Am Berghang wird er von einem viereckigen fünfgeschossigen Eckturm begrenzt. Im Gegensatz zu dem doch etwas strengen Äußeren ist das Innere des Schlosses recht repräsentativ und wohnlich eingerichtet. Den Räumen im Oberstock des Herrenhauses vorgelagert ist ein langer Gang, in dem sich eine eingemauerte figurengestützte Brunnenschale in Muschelform befindet. Sie wird von einem reliefierten Löwenkopf überragt. Der bemerkenswerteste Raum des Schlosses ist die in Form einer Stalaktitengrotte gestaltete Sala terena. Das Deckenbild stellt zwei Engel mit Wappenschild dar. Raffiniert eingebaute Leitungen machten Wasserspiele wie in Hellbrunn möglich. Der Speisesaal ist mit Stuck im Stil des ausgehenden 17. Jh. versehen. Ein kleiner Raum ist mit Maskarons, Grisaillemalereien und Stukkaturen geschmückt. Die Bibliothek ist mit geschmackvollen Bücherschränken ausgestattet.

Die Kapelle „zum gekreuzigten Heiland“ ist mit einem Kreuzgewölbe versehen. Sie geht auf eine gotische Doppelkapelle zurück, hat aber heute nur noch ein Geschoß. Sie bestand ursprünglich nur aus der jetzigen Apsis und einem weiteren Joch. Später wurde sie auf die doppelte Länge gebracht und barockisiert. Ihr Deckenstuck stammt aus dem zweiten Drittel des 17. Jh. Zwei Altarbilder wurden von Martin Johann Schmidt, dem „Kremser-Schmidt“ geschaffen. Das an die Kapelle grenzende Altschloss umschließt hakenförmig den ehemaligen Bergfried. Er hat eine Seitenlänge von 6 m, ist aber nur mehr im Erdgeschoß erhalten und von außen nicht erkennbar, da er in späterer Zeit gekappt wurde. Der eigentliche Palas nahm den Osttrakt des Altschlosses ein. Seine Außenmauern sind etwa 1,5 m stark. Der mittelalterliche Dachstuhl ist noch erhalten. Das Innere wurde nachträglich durch den Einbau von Zwischenwänden verändert. Nordwestlich der Kapelle ist der sog. „Küchentrakt“ über einen kleinen Lichthof zugänglich. Der Ost- und der Südseite des Altschlosses ist ein Zwinger vorgelegt. Von den einstigen vier Rundtürmen mit Kegeldächern, die man auf dem Vischer-Stich von 1672 erkennen kann, ist nur noch einer an der Südostecke – aber deutlich gekürzt – erhalten. Das Schloss ist von einer ausgedehnten ummauerten Parkanlage umgeben. Mit ihren Teichen, Parkbauten und dem zweigeschossigen Glashaus ist sie noch heute ein wichtiges Beispiel niederösterreichischer Gartenkunst. Ein Teil des Parkgeländes dient seit 1988 als Golfplatz.

Lage: Niederösterreich/Dunkelsteiner Wald – ca. 8 km nordwestlich von St. Pölten

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


15.02.2004