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Niederfladnitz


Als erster Eigentümer von Niederfladnitz wird 1279 ein „Otto der Vlednitzer“ urkundlich erwähnt. Auf ihn folgten mehrere Generationen der Herren von Fladnitz. 1425 überließ Herzog Albrecht V die Herrschaft Kaja, zu der auch Niederfladnitz gehörte, Ulrich von Eitzing. Die Besitzgeschichte des bescheidenen Schlosses ist bis heute mit der der Burg Kaja verbunden. Die Eitzinger hatten hier seit dem späten Mittelalter große Besitzungen. Sie verlegten zu Beginn des 16. Jahrhunderts ihren Wohnsitz von Kaja nach Niederfladnitz, das wesentlich leichter zu erreichen war als die im Wald versteckte Burg Kaja sowie mehr Wohnkomfort bot. Sie schufen das heutige Schloss, indem sie den bisherigen einfachen Gutshof etwas ausbauen und wohnlicher gestalten ließen. Besonders repräsentativ wurde der reine Zweckbau aber bis heute nicht. Die späteren Eigentümer besaßen jeweils mehrere große Schlösser, die ihrem gesellschaftlichen Rang wesentlich besser entsprachen. Schloss Niederfladnitz blieb wirtschaftliches Zentrum eines großen Gutsbetriebes. Als Sitz der herrschaftlichen Verwaltung, von der die Felder und Forste der Umgebung bewirtschaftet wurden, waren keine großen Ansprüche auf Prunk und Repräsentation gegeben. Dafür wurde großer Wert auf den Ausbau des Wirtschaftshofes gelegt. Auf die Eitzinger folgten 1615 durch Erbschaft die Grafen Trautson. Sie wohnten ebenfalls nicht hier, nutzten aber den Ansitz weiterhin als Verwaltungszentrum. Als sie 1775 ausstarben, übernahmen die Fürsten Auersperg - ebenfalls durch Erbschaft - die Herrschaft. Auch Karl Fürst Auersperg war von seinem Schloss Niederfladnitz nicht wirklich begeistert. Auf Anregung seiner Gattin Josefa geb. Lobkowitz ließ er um 1800, nur wenige Kilometer entfernt, mit Schloss Karlslust ein repräsentatives Jagdschloss errichten, das auch außerhalb der Jagdsaison zeitweise als Familiensitz genutzt wurde. Als Franz-Joseph Fürst Auersperg 1938 starb, erbte seine Tochter Christiana die Herrschaft Kaja/Niederfladnitz/Karlslust. Über die Familie Croy, in die sie eingeheiratet hatte, gelangte der Besitz schließlich an die Grafen Waldstein-Wartenberg. Das Schloss gehört derzeit der Stadtgemeinde Hardegg und wird von kommunalen Einrichtungen, wie einem Kindergarten und einer Musikschule genutzt.

Das Schloss liegt inmitten des gleichnamigen Ortes direkt an der Thayatalstraße. Der schmucklose Baukörper aus dem 17. Jahrhundert besteht aus dem zweigeschossigen vierflügeligen Wohntrakt, der einen quadratischen Innenhof umgibt und einem riesigen, von land- und forstwirtschaftlich genutzten Gebäuden umgebenen Wirtschaftshof. Die Zufahrt zu diesem liegt an der Westseite. Das breite rundbogige Einfahrtstor wird von mit Pinienzapfen geschmückten, etwas plumpen, geschwungenen Zinnen bekrönt. Der Wohntrakt wird straßenseitig im Südosten und Südwesten von gedrungenen runden Ecktürmen flankiert, die mit ungewöhnlich großen Kegeldächern ausgestattet sind. An der Nordseite des Wohntraktes führt hofseitig ein ehemaliges Rundbogenportal mit genuteter Quaderung in das Innere. Darüber ist eine Kartusche mit einem aus Stein gearbeiteten Trautson-Wappen aus dem 18. Jahrhundert angebracht. Unweit davon erkennt man den Rest eines profilierten Türsturzes, der mit 1614 bezeichnet ist. Der gesamte Wohnbereich wird von einem hohen Schlossturm dominiert, dessen geschweiftes Pyramidendach mit seinem barocken Zwiebelhelm und der aufgesetzten Laterne, auf den ersten Blick eher an eine stattliche Pfarrkirche erinnert. Der erst vor drei Jahren restaurierte Turm ist im Unterbau quadratisch, hat aber im oberen Teil einen achteckigen Grundriss. Während die beiden unteren Geschosse aus der Bauzeit des Schlosses im 17. Jahrhundert stammen, wurde sein oberstes Stockwerk erst im 18. Jahrhundert aufgesetzt. Hofseitig ist es mit einer Uhr geschmückt. In den Räumen des Wohnschlosses hat sich von der ursprünglichen – wohl nicht besonders repräsentativen – Einrichtung nichts erhalten. Größtes Gebäude im Wirtschaftshof ist ein langer zweigeschossiger Speicherbau unter einem Satteldach aus dem 17. Jahrhundert. Einige andere landwirtschaftliche Zweckbauten stammen aus dem 19. Jahrhundert.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 8 km nordwestlich von Retz

Ort/Adresse: 2081 Niederfladnitz

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


13.02.2004