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Kirchschlag - Hofhaus


Als die alte Burg am Berg oberhalb von Kirchschlag für Wohnzwecke zu unbequem geworden war, ließ Hans Christoph III Graf Puchheim im Ortszentrum an der Stelle des ehemaligen „Spanhauses“ einen Neubau errichten, der in der Folge als repräsentative Wohnung und Verwaltungssitz diente. Der Bau dürfte 1651 begonnen worden sein. Wie eine Wappentafel am Westtrakt bezeugt, war er 1658 vollendet. Bereits 1652 gelangte das Hofhaus mit der übrigen Herrschaft Kirchschlag durch Heirat an die Familie Palffy. Die aufwändige Fassadengestaltung des 1655/57 errichteten frühbarocken Saalbaues wird dem Architekten Philiberto Lucchese bzw. dessen Umfeld zugeschrieben. Dieser Festsaaltrakt wurde im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts teilweise abgetragen. 1803 wurden die Türen und Fenster ausgebaut. 1825 stürzte die Festsaaldecke ein. 1854 wurde das Bezirksgericht Kirchschlag hier eingerichtet, das 1991 aufgelöst wurde. Als 1905 das Gebäude vom Staat übernommen wurde, erfolgte ein grundlegender Umbau, der nicht sehr schonend mit der alten Bausubstanz umging. Der Hauptbau mit seinen Renaissanceportalen blieb aber weitgehend unverändert erhalten. 1993/94 wurde das Hofhaus restauriert und zum Gemeindeamt umfunktioniert.

Das Hofhaus ist eine dreiflügelige Anlage um einen nach Norden hin offenen Hof. Sie besteht aus dem zweigeschossigen Westtrakt, der mit seiner Traufseite an den Marktplatz grenzt und dem 1905 durch einen Neubau ersetzten, ebenfalls zweigeschossigen Südtrakt, der traufseitig an der Günser Straße liegt. Vom ehemaligen Festsaaltrakt an der Ostseite sind nur noch die Ost- und Nordmauer erhalten. Nach einem Teileinsturz wurde er 1854 abgebrochen. Die kurze zweiachsige Südfront wurde erst 1905 erbaut und der Ostfront angeglichen. Diese wird durch breite Pilaster gegliedert, zwischen denen im Obergeschoß an der Stelle von Fenstern stukkierte Nischen eingebaut sind. Sie enthalten Sandsteinbüsten, die eine Ahnengalerie des Hauses Habsburg darstellt. Von den ursprünglich neun Achsen und Büsten sind noch sieben erhalten. Die Habsburgerbüsten kommen aus der Werkstatt des Wiener Neustädter Bildhauers David Weiß. Bemerkenswert ist auch die mit Füllhörner und Voluten reich verzierte Steinkartusche mit dem Allianzwappen Puchheim/Leiningen-Dachsberg von 1652 am Westportal des Westtraktes. An der Hoffront ist über dem Portal eine Büste des Bauherrn, Hans Christoph III Graf Puchheim, angebracht. Sie wird Francesco Mangiotti zugeschrieben. Im Gegensatz zur zweigeschossigen Fassade war das Innere des Festsaaltraktes eingeschossig. Zwei Säle und verschiedene kleinere Räume waren mit ornamentalen Stuckdekorationen versehen. Im Osten schloss der barocke Hofgarten an, der auf die Rampe am Fuße des Burgberges ausgerichtet war. Hier stand auf einer Terrasse ein Herkulesbrunnen, der 1908 in das heute noch bestehende Kaiser Franz-Josef Denkmal umfunktioniert wurde.

Lage: Niederösterreich/Bucklige Welt – Kirchschlag, Hauptplatz 1

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


02.02.2004