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Luberegg


Luberegg ist ein relativ junges Schloss. Es entstand an der Schwelle vom feudalen zum bürgerlichen Zeitalter und ist daher für ein kaiserliches Sommerschloss äußerst bescheiden gehalten. Das Grundstück, auf dem es liegt, gehörte zur Herrschaft Leiben. Ihr Inhaber, Josef Freiherr von Fürnberg, trug viel zur wirtschaftlichen Entwicklung des südlichen Waldviertels bei. Unter anderem ließ er eine Holzschwemme einrichten, die vom Weinsberger Forst bis Luberegg reichte. Hier, an der Mündung des Weitenbaches, wurde zeitweilig fast der halbe Bedarf Wiens an Brennholz verladen. Neben dem großen Holzstapelplatz wurde in den Jahren um 1780 ein hölzernes Landhaus als Verwaltungsgebäude und Sommersitz errichtet. Daneben diente es auch als Poststation auf der Fahrt nach Pöggstall, bzw. weiter nach Budweis. Fürnberg, der auch kaiserlicher Postmeister war, bewohnte sechs ebenerdige Zimmer. Im Obergeschoß des Mitteltraktes dienten ein großer Saal und zwei Zimmer der Repräsentation. In einem der zahlreichen Nebengebäude war ein Gasthaus untergebracht. 1795 war Fürnberg aus finanziellen Gründen gezwungen, auch Luberegg an den k. k. Familienfonds zu verkaufen. Dieser war 30 Jahre zuvor von Kaiserin Maria Theresia mit einem Teil des von ihrem Gatten Franz Stephan hinterlassenen Privatvermögens eingerichtet worden. Er diente zur Versorgung der immer zahlreicher werdenden Erzherzoginnen und Erzherzogen. Die Holztrifft wurde vom staatlichen Holzverschleißamt übernommen, während das Schloss Kaiser Franz I (II) von 1803 bis 1811 als Sommersitz diente und entsprechend ausgebaut wurde. 1805 wurde es von französischen Soldaten besetzt und vier Jahre später sogar von Melk aus durch die Truppen Napoleons beschossen und danach geplündert. Wegen des zuvor betriebenen Raubbaues musste die Holzschwemme 1811 eingestellt werden. Ende des 19. Jahrhunderts pachtete der niederländische Botschafter das Gebäude. Als 1918 die Habsburger enteignet wurden, kam Luberegg mit ihrem übrigen Besitz an den Kriegsgeschädigtenfonds. Nach dem Zweiten Weltkrieg traten an dessen Stelle die Österreichischen Bundesforste, die das Schlösschen für Verwaltungszwecke nutzten. 1990 kaufte die Schlossverwaltung Artstetten bzw. die Familie Hohenberg-d’Harambure das Gebäude. Durch die Einrichtung eines Museums, das Kaiser Franz I (II) und seiner Zeit gewidmet ist, wurde es erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Da es beim schweren Donauhochwasser von 2002 meterhoch überflutet wurde, mussten die Mauern jahrelang austrocknen.Seit damals ist das Museum geschlossen. Ob es wiedereröffnet wird, ist derzeit nicht abzusehen. 2003 wurde das Schloss an den Hotelbesitzer Josef Pichler aus Emmersdorf verkauft.

Die einfache aber hübsche Anlage ist von der Donau nur durch die vielbefahrene Bundesstraße getrennt. Sie ist fast hundert Meter lang und besteht aus fünf Gebäuden. Das zwölfachsige Haupthaus ist lediglich im giebelgekrönten Mittelteil zweigeschossig, ansonsten ebenerdig. Der östliche Seitenflügel trägt ein Kapellentürmchen. Rechts und links des Haupthauses schließen langgestreckte Bauten an, die in dreiachsigen Eckhäusern enden. Auffallend ist die komplizierte Dachlandschaft mit ihren gestaffelten Flächen von grauen Holzschindeln, die durch die Kamine und Mansarden belebt werden. Die Fassaden sind unverziert, der Putz ist glatt verrieben. Am und im Schloss wurde besonders viel Holz verbaut, was wohl auf Veranlassung des holzhandelnden Bauherrn geschah. Bemerkenswert an der ansonsten einfachen Schauseite ist der Haupteingang in der Mittelachse, der von zwei freistehenden Hermen flankiert wird. Sie tragen einen Balkon mit qualitätvollem Schmiedeeisengitter. Im Inneren beeindruckt das Stiegenhaus mit seinen Holzputten, die vergoldete Laternen tragen und dem schmiedeeisernen Geländer. Der Saal des Obergeschosses hat eine frühklassizistische Ausstattung. Ein Stuckkranz ziert den Plafond, Seidentapeten die Wände. Ansonsten ist er museal ausgestattet. In Nebenräumen haben sich Leinentapeten mit frühklassizistischer Genremalerei von C. G. Ablasser erhalten. Interessant sind auch die aus der Erbauungszeit stammenden zylindrischen Öfen. Am Donauufer stehen zwei dachlose, einst holzverkleidete Rundtürme. Sie waren früher mit dem Schloss baulich verbunden, doch wurden sie durch den Bau der Autostraße getrennt. Es handelte sich dabei um Feuertürme, die bei Nacht zur Beleuchtung der Schiffsverladung dienten. Wenn der Kaiser zu Besuch weilte, spielten auf ihren Terrassen oft Musikkapellen.

Lage: Niederösterreich/Wachau – ca. 5 km westlich von Melk

Besichtigung: erst nach Behebung der Hochwasserschäden wieder möglich


Weitere Literatur:


26.01.2004