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Ebenthal


Unter dem Namen Szrelicz scheint der Ort bereits 984 in einer Urkunde auf. Er gehörte damals dem Erzbistum Salzburg. Im 12. Jahrhundert entstand in der Nähe die Burg Greifenfels. Als Christoph von Neuhaus, dem damaligen Besitzer der bereits weitgehend verfallenen Burg, diese längst zu unbequem geworden war, ließ er sich 1567 unweit davon, „auf dem grünen Wasen“, also ohne Vorgängerbau, ein neues Schloss im Renaissancestil errichten. Noch im gleichen Jahr weilte hier Erzherzog Karl zu Gast, der dem Gebäude den Namen Ebenthal verlieh. Eine Inschrift über dem Tor der Ostseite nimmt auf diese Namensgebung Bezug. Kaspar, der letzte Neuhauser, vermachte 1605 die Herrschaft seiner Schwester Sabina, die sie ihrem zweiten Gatten, Konstantin von Lamberg, in die Ehe mitbrachte. Ebenthal gelangte um 1660 neuerlich als Heiratsgut an Georg Ernst von Deutenhofen, doch kaufte es 1665 Johann Ludwig Graf Lamberg zurück. 1675 erfolgten größere Ausbauarbeiten im Barockstil, wobei ein zweites Stockwerk aufgesetzt und zwei zwiebelbekrönte Ecktürme angebaut wurden. 1704 erwarb Johann Peter Graf Goess das Schloss. Er ließ 1716 die prachtvolle Lindenallee pflanzen, die von Ebenthal nach Klagenfurt führt. Im 18. Jh. wurden die beiden Türme wieder entfernt und das Dach erhielt seine heutige Gestalt. Damals wurden auch die Innenräume großzügig neu ausgestattet, da die kaiserliche Familie bei Reisen in den Süden gerne hier nächtigte. In ausgedehnten Nebengebäuden konnte bei Bedarf der ganze Hofstaat untergebracht werden. 1919 und 1948 brannte der Dachstuhl ab. Die Schäden wurden jedoch bald behoben. 1970 fand eine umfassende Gesamtrestaurierung statt. Schloss Ebenthal befindet sich nun bereits seit 300 Jahren im Besitz der Familie Goess. Es wird bewohnt und ist bestens gepflegt.

Das schmucke dreigeschossige Barockschloss liegt südöstlich von Klagenfurt. Es war mit der Stadt durch eine Lindenallee verbunden, von der noch große Teile vorhanden sind. Der Bau weist einen rechteckigen Grundriss auf. Er hat zwei Schauseiten. An der elfachsigen Gartenfront treten zweiachsige Seitenrisalite deutlich vor. Über dem zentral angeordneten Gartenportal wurde in späterer Zeit im dritten Geschoß ein Balkon mit schmiedeeisernem Gitter hinzugefügt. Darüber unterbricht ein Dreiecksgiebel das Mansardendach. Die risalitlose Eingangsfront (Ostfassade) wird durch Riesenpilaster gegliedert. Über deren ornamentalen Kapitellen zieht sich ein Gesims die ganze Front entlang. Kurze Lisenen führen zur breiten Hohlkehle. Im Mittelbereich ist dem zweiten Obergeschoß eine auf massiven Pfeilern ruhende, mit einer Balustrade versehene Terrasse vorgebaut, die gleichzeitig als Portikus bzw. gedeckte Wagenauffahrt fungiert. Auch hier wird die Dachlandschaft durch einen dreieckigen Giebel über einem großen ovalen Fenster belebt. Im Bereich des Eingangstores sind zwei Gedenksteine mit Wappen eingemauert. Ein luftiges Treppenhaus, das mit Porträts aus der österreichischen und der Familiengeschichte geschmückt ist, führt zur Beletage im zweiten Obergeschoß. Schönster Raum des Schlosses ist der große Saal, der die ganze Tiefe des zweiten Stocks einnimmt. Sein Tonnengewölbe sowie die Wände wurden um 1740 von Josef Ferdinand Fromiller mit mythologischen Fresken ausgeschmückt. Sie zeigen die auf Wolken schwebenden Götter des Olymp. Im Zentrum des Deckenfreskos reitet der blitzeschwingende Jupiter auf einem Adler durch die Luft. Bemerkenswert ist die Scheinarchitektur, die Fromiller auch im Wappensaal des Klagenfurter Landhauses zeigt. Im anschließenden sog. Familienzimmer sind drei Wände mit großformatigen Ölgemälden bespannt. Sie wurden 1739 von Peter Kobler geschaffen und stellen den damaligen Schlossherrn Anton Oswald Graf Goess und einige seiner Familienmitglieder bei musikalischen Betätigungen dar. In die reichhaltige Bibliothek führt eine prächtig intarsierte Türe mit den Wappen der Familien Egkh und Dietrichstein. Sie stammt aus dem Schloss Bach und wurde 1592 angefertigt. Schloss Ebenthal ist von einem ausgedehnten gepflegten Park umgeben. Der hier befindliche Obelisk von Johann Probst wurde zum Gedenken an Maria Karolina, der Gemahlin von Peter Graf Goess errichtet. Das qualitätvolle Parkgitter wurde im 18. Jh. angefertigt. Der von Valvasor 1688 gezeigte polygonale Gartenpavillon ist ebenso längst verschwunden, wie der hufeisenförmige Torbau mit Zinnenkranz.

Lage: Kärnten/Klagenfurt – knapp außerhalb des südöstlichen Stadtrandes

Besichtigung: Das Schloss kann nur von außen besichtigt werden. Der Park ist lediglich nach Voranmeldung im Rahmen von Führungen zugänglich.


Weitere Literatur:


20.01.2004